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Themen des Eisenbahnwesens in Uri im Detail

Die Standortfrage des Bahnhofs von Flüelen



Der Gotthardbahn sah den Bahnhof Flüelen im sogenannten «Pflegmätteli» am südlichen Ausgang des Dorfes vor. Die Direktion wählte diesen Standort vor allem aus Kostengründen (Baugrund, geringe Expropriationskosten, keine Aufschüttungen) sowie wegen den günstigen Voraussetzungen zur Vergrösserung der Stationsanlagen. Sowohl die Flüeler Bevölkerung als auch die Dampfschifffahrtgesellschaft des Vierwaldstättersees wehrte sich jedoch gegen das Projekt. Man wollte den Bahnhof lieber beim Zentrum des Dorfes. Das Stationsgebäude sollte nach Meinung der Einwohner auf der Dorfseite, hingegen nach derjenigen der SGV auf der Seeseite zu liegen kommen. In den Diskussionen tauchte auch immer wieder das frühere Projekt von August Beckh und Robert Gerwig mit einem Tunnel hinter dem Dorfe auf. Die Gemeindebehörden von Altdorf unterstützten dieses Projekt, weil damit auch die Näherrückung der Station an den Flecken Altdorf verbunden gewesen wäre. Für die einzelnen Projekte wurden eifrig Unterschriften gesammelt und als Petition via den Regierungsrat an den Bundesrat geschickt.
In der Flüeler Bahnhoffrage siegten die Interessen der Schiffahrt, welcher die Station näher an den See schieben und die Gebäude für den Personen- und Güterverkehr auf die Seeseite verlegen und in bessere Verbindung mit den Landungsplätzen setzten wollten. Der Plan der Bergumfahrung von Flüelen hatte keine Chance auf Verwirklichung. Die Flüeler wurden mit einer Passarelle mit ihrem Bahnhof verbunden.

Literatur: Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBL UR 1994/1995, S. 43.

EREIGNISSE ZUM THEMA

1866  / Mittwoch, 9. Mai 1866
Konzessionsverhandlungen beginnen
In Flüelen setzen die Konzessionsverhandlungen für den Bau einer Gotthardbahn ein. Die Exponenten sind auf Urnerseite Karl Emanuel Müller, die Gotthardbahn stellt meist Josef Zingg und oft auch Alfred Escher. Diskussionsgrundlage bildet der von Escher adaptierte Konzessionstext des Kantons Tessin. Ingenieur Müller bringt erfolgreich wesentliche Anliegen vor: Berücksichtigung der Einheimischen beim Bahnbau und - betrieb; keine Schenkung von Korporationsland; vollständige Sicherung wissenschaftlicher Funde für den Staat; Archivierung der von der Regierung zu genehmigenden Pläne; Anreicherung der Bahnbrücken mit Fuss- und Fahrwegen usw.). Die grösste Aufmerksamkeit schenkt Müller dem Bahnbetrieb. Er lässt zahlreiche, teils recht detaillierte Vorschriften in den Konzessionstext aufnehmen (Fahrgeschwindigkeit, Anzahl Züge pro Tag, Ausrüstung der Personenwagen, Fahrtaxen für Leute, Vieh und Waren).
Quellen / Literatur: Stadler-Planzer Hans, Karl Emanuel Müller, S. 508.
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1879  / Dienstag, 14. Januar 1879
Dampfschifffahrtsgesellschaft wehrt sich gegen den Standort des Bahnhofs
Die Vereinigte Dampfschifffahrtgesellschaft des Vierwaldstättersees zeig sich vom geplanten Standort des Bahnhofs Flüelen im Oberdorf gar nicht begeistert. Die Direktion richtet ein Schreiben an den Bundesrat. Das Aufnahmegebäude wünscht man sich in unmittelbarer Nähe der Dampfschiffbrücke. Die Forderungen zielen auf ein bequemes Umsteigen hinsichtlich des Transitverkehrs sowie auf einen leichten und billigen Umschlag der Export- und Importgüter vom Schiff auf die Bahn. Man ist überzeugt, «dass das Projekt der Gotthardbahn eine grosse Anzahl von wichtigen Interessen sowohl verschiedener Verkehrsanstalten als (auch) ganzer Landestheile verletzt und dass es ein Gebot der Notwendigkeit ist, dass die Station Flüelen in unmittelbare Verbindung mit der Seeroute gebracht wird.»
Quellen / Literatur: StAUR R-720-12/36; Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBl UR 1994/1995, S. 47.
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1879  / Samstag, 25. Januar 1879
Flüelen will bei Standortfrage des Bahnhofs keine «übersee'sche Einmischung»
Die Seenähe des Bahnhofs, wie sie die Dampfschiffsgesellschaft fordert, widerspricht den Interessen der Dorfschaft Flüelen, welche das Aufnahmegebäude - wie zuerst geplant - auf Seite des Dorfes sehen will. Die ausserkantonale «Einmischung» sieht man gar nicht gerne, und ein Korrespondent des «Urner Wochenblattes» wettert: «Lasse man also uns das Regiment im eigenen Hause. Der Flüeler Bahnhof gehört uns Flüelern und wird nur für Flüelen erstellt; daher keine übersee'sche Einmischung.»
Quellen / Literatur: UW 4, 25.1.1879; Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBl UR 1994/1995, S. 47.
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1879  / Donnerstag, 6. Februar 1879
Petition an den Bundesrat wegen des Standorts des Flüeler Bahnhofs
Eine Petition von 90 Flüeler Stimmberechtigten fordert in einer Petition an den Bundesrat die Station Flüelen auf dem «geräumigen, wohl gelegenen Platz am Seegestade hinter der Kirche». Motivation für diese Projekteingaben waren vorwiegend private Geschäftsinteressen. Man fürchtete bei allzuweiter Entfernung vom Bahnhof, vom Verkehr abgeschnitten zu werden, und dass «die im Centrum gelegenen einen höheren Werth representierenden Gebäulichkeiten entwerthet und vieler gegenwärtig blühenden Gescheften ein unberechenbarer Schaden zugefügt ja dieselben voraussichtlich grösstentheils zu Grunde gerichtet werden würden».
Quellen / Literatur: StAUR R-720-12/36; Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBl UR 1994/1995, S. 46 f.
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1879  / Freitag, 21. Februar 1879
In der Bahnhoffrage siegen die Interessen der Schiffahrt
Die Direktion der Gotthardbahn zeigt sich in ihrer Stellungsnahme an den Bundesrat nur gegenüber dem Vorschlag der Dampfschiffahrtgesellschaft kompromissbereit, welcher die Station näher an den See schieben und die Gebäude für den Personen- und Güterverkehr auf die Seeseite verlegen und in bessere Verbindung mit den Landungsplätzen setzten will. Die Mehrkosten dieses Projektes betragen für die Gotthardbahngesellschaft rund 35'000 Franken. Die Direktion legt jedoch einige Bedingungen fest, welche von der Dampfschifffahrtgesellschaft des Vierwaldstättersees, in deren Interesse die Projektänderung wesentlich liegt, übernommen werden müssen (Herstellung der neuen Landungsbrücke; Kostentragung für Landungsplatz; unentgeltliche Abtretung von Terrain für die Bahnanlage, Ausstattung der Landebrücke mit einem Geleise sowie Übernahme der Hälfte der Kosten).
Quellen / Literatur: Schreiben der Direction der Gotthardbahn an den Bundesrat vom 21./24.2.1879 (StAUR R-720-12/36; Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBl UR 1994/1995, S. 48 f.
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1879  / Donnerstag, 27. Februar 1879
Schiffsgesellschaft erhält Rückendeckung
Rückendeckung in Bezug auf Standortverlegung des Bahnhofs erhält die Gesellschaft vom Stadtrat Luzern, von den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden und Bern sowie vom Verwaltungsrat der Rigibahn, die sich alle an der Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee sehr interessiert zeigen. Von der Dampfschiffahrtgesellschaft werden deshalb zwei weitere Projekte eingebracht.
Quellen / Literatur: Schreiben Schweiz. Post- und Eisenbahndepartements an den Urner Regierungsrat vom 27.2.1879 (StAUR R-720-12/36).
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1879  / Sonntag, 23. März 1879
Flüeler beschliessen in der Standortfrage gemeinsames Vorgehen
An der Dorfgemeinde von Flüelen kommt hinsichtlich der Standortfrage Einigkeit zustande. Man beschliesst an den Bundesrat eine Petition zu richten. Die Dorfschaft ist vor allem mit dem seeseitigen Standort nicht einverstanden.
Quellen / Literatur: Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBl UR 1994/1995, S. 47.
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1879  / Montag, 31. März 1879
Flüelen schreibt betreffend Standort des Bahnhofes eine Petition an den Bundesrat
Nach Eingaben innerhalb der kantonalen Vernehmlassung wendet sich der Gemeinderat Flüelen offiziell an den Bundesrat. Das ellenlange, vom späteren Bundesrichter Dr. Franz Schmid verfasste Schreiben richtet sich vor allem einmal gegen den hohen Steindamm, worauf das Bahntrassee zu liegen kommen sollte, und welcher das Dorf «gleich der chinesischen Mauer» vom Fremdenverkehr abschneiden würde. Weiter zeigt man sich unzufrieden, dass der Bahnhof nicht auf der Dorfseite zu stehen kommt. Man fürchtet zudem, dass durch den Bahnbetrieb die nahe gelegene Pfarrkirche Schaden nehmen könnte und die Gottesdienste gestört werden. Ein grosses Problem sieht die Dorfschaft weiter in der Umleitung des Dorfbaches. Einerseits wird befürchtet, dass dieser nicht mehr als natürlicher Abfluss der bergseitigen Bergbäche dienen kann und es dadurch zur Versumpfung des Landes mit den damit verbundenen Seuchen und Fiebern kommen kann. Andererseits hat man Angst, dass bei Feuersbrünsten das bisher dem Dorfbach entnommene Löschwasser fehlen wird. Schliesslich wird noch darauf hingewiesen, dass die Holzreistzüge durch die offene Bahnlinie eine wesentliche Schmälerung erfahren werden. Man hält fest, dass man sich nicht gegen die Bahn an sich, sondern gegen das Projekt wendet, welches «für die Gemeinde Flüelen Zustände schaffen würde wie sie sich ungünstiger nicht denken lassen». Man erlaubt sich, «die Aufmerksamkeit des hohen Bundesrates auf den Plan der Herren Beckh und Gerwig ergebenst hinzulenken», welche vor Jahren in ihrem Projekt noch eine Umfahrung des Dorfes im Berg vorgesehen haben. Schliesslich meint man, seien «Menschen und Ortschaften nicht nur der Eisenbahn willen da, sondern diese werden vielmehr ihnen wegen gebaut.»
Quellen / Literatur: Schreiben des Ausschusses der Dorfgemeinde Flüelen, vertreten durch Fürsprecher Dr. Franz Schmid, an den Bundesrat vom 31. März 1879 (StA UR R-720-12/36); Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBl UR 1994/1995, S. 47 f.
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1879  / Dienstag, 1. April 1879
Flüelen verlangt Verlegung der Bahnlinie
Die Gemeinde Flüelen verlangt die Verlegung der Bahnlinie hinter das Dorf, nach dem sie die projektierte Anlage eines Bahndammes entlang des Seegestades geprüft hat. Der Regierungsrat leitet die Eingabe an den Bundesrat weiter.
Quellen / Literatur: Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Band 1, S. 16.
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1879  / Samstag, 12. April 1879
Abordnung der Gemeinden Altdorf und Flüelen bei Bundesrat Emil Welti
Im April 1879 sprich eine Abordnung der Gemeinden Altdorf und Flüelen beim Vorsteher des Post- und Eisenbahndepartements, Bundesrat Emil Welti, vor. Die Delegation bilden Landeshauptmann Joseph Huber, der Flüeler Ratsherr Rudolph Tobler und Dr. Franz Schmid
Quellen / Literatur: UW 15, 12.4.1879.
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1879  / Freitag, 23. Mai 1879
Der Plan der Bergumfahrung von Flüelen hat keine Chance auf Verwirklichung
Im Mai finden zwischen dem Gemeinderat Flüelen und einer Delegation des Bundesrates Verhandlungen statt. Demgemäss ist die projektierte Dammhöhe um 40 cm zu reduzieren. Der Hauptübergang ist zu verlegen und mindestens die Hälfte des Dorfbaches östlich der Bahnlinie durch einen Kanal zu leiten. Es wird auch beschlossen, das Aufnahmegebäude dorfwärts zu verlegen, allerdings unter der Voraussetzung, dass von der Dampfschiffgesellschaft und «deren Verbündeten» kein Anlass zu weiterer «Protestation» daraus hergeleitet werde. Falls das Aufnahmegebäude da belassen werde, wo es laut Plan zu stehen kommt, ist eine Passarelle für Fussgänger direkt gegen das Aufnahmegebäude hin zu erstellen. Es wird auch festgehalten, dass für die Verwirklichung des Planes der Herren Beckh und Gerwig, welcher den Interessen der Gemeinde Flüelen «gebührend Rechnung» trägt, «gar keine Hoffnung mehr vorhanden» sei. Von Seiten der Gemeinde werden die Chancen für eine dorfseitige Verlegung des Stationsgebäudes als sehr gering eingestuft, denn es ist gemäss dem Gemeinderat Flüelen «eine altbekannte Thatsache, dass die Dampfschiffsverwaltung in einer zu exclusiven Art und Weise einzig auf Forderung ihrer Sonderinteressen bedacht» sei, «ganz unbekümmert darum, dass denselben die gerechtfertigthen Wünsche einer ganzen blühenden Ortschaft geopfert» würden.»
Quellen / Literatur: Schreiben des Gemeinderates Flüelen an den Regierungsrat des Kantons Uri vom 23.5.1879 (StAUR R-720-12/36); Gisler-Jauch Rolf, Ein kleiner Abriss über die Wunsch- und Standorte der Bahnhöfe Altdorf und Flüelen, in: HNBl UR 1994/1995, S. 49.
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1879  / Dienstag, 27. Mai 1879
Flüelen will Bahnstation von Ingenieur Leu
Der Regierungsrat empfiehlt dem Bundesrat den Bau einer Bahnstation Flüelen der Gotthardbahn nach einem durch Ingenieur Leu für die Gemeinde Flüelen entworfenen Projekt.
Quellen / Literatur: Gisler Friedrich, Urner Geschichtskalender, Bd. 1, S.25.
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1879  / Freitag, 11. Juli 1879
Passarelle und Baumallee anstelle den gewünschten Standorten der Bahnhöfe
Anfangs Juli genehmigt der Bundesrat die von der Gotthardbahndirektion vorgelegten revidierten Pläne der Bahnstationen in den Gemeinden Flüelen, Altdorf und Erstfeld und teilt dies per Schreiben dem Urner Regierungsrat mit. Für Flüelen verbleibt der Bahnhof auf der Seeseite. Dafür soll - sofern die Gemeinde das wünscht - eine Passarelle erstellt werden. Die Gemeinde Flüelen muss sich jedoch verpflichten, die Hälfte der Erstellungskosten mit höchstens Fr. 3'500 an die Bahnverwaltung zu vergüten. Auch der Bahnhof Altdorf bleibt an seinem geplanten Standort. Als Entschädigung hat die Gotthardbahndirektion auf ihre Kosten «eine angemessene, mit Trottoir und Baumalleen versehene Zufahrtsstrasse» zur Station zu erstellen. Das Schreiben äussert sich auch zu einer eventuellen Verlegung der geplanten Rangier- und Maschinenstation von Erstfeld nach Flüelen
Quellen / Literatur: Kopie des Schreibens des Schweiz. Post- und Eisenbahndepartement an Landammann und Regierungsrath des Kantons Uri vom 11.7.1879 (StA URR- 720-12/36).
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 23.05.2021