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Katzenmusik in den Urner Dörfern
Katzenmusik in Flüelen
Die Fasnachtsumzüge, welche in Flüelen schon Ende des 19. Jahrhunderts stattgefunden hatten, wurden jeweils von einer Musik angeführt. Diese sollte durchaus musikalisch aufspielen. In Zeiten, wo keine Dorfmusik bestand, versuchte man das Ballorchester des Grand-Hotels aufzubieten, musste jedoch mangels Finanzen davon absehen. So entschloss man sich, die Musik selber zu machen, ein Unternehmen, welches dem ursprünglichen Sinn der Katzenmusik alle Ehre tat, hielt man doch selbstkritisch im Protokoll fest: «Voraus machte sich mit fürchterlichem, ohrenbetäubendem Lärm der gänzliche Mangel jeglicher Musik geltend und erfreute die aus nah und fern herbeigeeilten Zuhörer mit dem Fehlen ihrer herrlichen Weisen.» 1904 wurde auch das Frühkonzert am Schmutzigen Donnerstag erstmals erwähnt und als «die berühmte Katzenmusica» bezeichnet. Am Umzug 1905 spielte die «Stadtmusica Fiora» den «eigen traktierten Eröffnungsmarsch» ohne Noten.
Die Katzenmusik kam auch während der Jahre des Ersten Weltkriegs zur Durchführung und weckte bei der einheimischen Bevölkerung und bei den deutschen Internierten ganz verschiedene Gefühle. Die internierten Deutschen machten zum Teil mit Nachthäfen zum Fenster hinaus mit, andere meinten, dass in Deutschland all diese Musikanten «eingesteckt» würden. Im Gegensatz zu den Bourbaki-Soldaten haben die deutschen Internierten des Ersten Weltkriegs hier zu Lande keine fasnächtlichen Spuren mehr hinterlassen.
In Flüelen ertönte die Katzenmusik jeweils morgens zwischen 4 und 5 Uhr, in den 1930er-Jahren um 3 Uhr, entweder am Schmutzigen Donnerstag oder am «Gidelmäändig». Es begab sich eine Alarmmannschaft auf die Strecke, welcher sich vor allem die Jungmannschaft anschloss und dann einen Harst zwischen 30 und 40 Personen bildete. Den teilnehmenden Katzenmusikanten wurden jeweils Freibier und eine Mehlsuppe (ab 1911) verabreicht. Diese wurde nach zweistündiger intensivster Arbeit im Restaurant Linde serviert. Hierzu hatte jeder Musikant einen Gamellendeckel oder eine Blechbüchse mit Löffel mitzubringen.
Mit der Gründung der Fidelitas im Jahre 1924 bildete sich die Tradition, dass die Generalversammlung oder auch die erste Fasnachtsversammlung «mit der üblichen Katzenmusik» eröffnet wurde. Die Ouvertüre am 6. Januar und das Schlusskonzert an der Alten Fasnacht haben sich bis heute gehalten. Das Instrumentarium umfasste neben den üblichen Krachinstrumenten ein knappes Dutzend Trommeln und 1925 auch erstmals eine Pauke. Nebst den drei traditionellen Konzerten der Fidelitas wurden auch unorganisierte Aktionen gestartet. So beschwerte sich 1928 «Einer im Namen Mehrerer» über einen Fasnachtsrummel, der vor der Fasnacht losgegangen sei. Eine Gruppe junger Burschen zog dabei angeheitert als Katzenmusik bis morgens um 4 Uhr durch das Dorf. Der «Eine im Namen Mehrerer» fragte die Leserschaft, wo denn diese Burschen ihr Versammlungslokal hätten, und meinte, dass auch Minderjährige nachts heimgejagt werden sollten.
Hatte die Katzenmusik bis zum Zweiten Weltkrieg ihren unbestrittenen Stammplatz im fasnächtlichen Geschehen, so kam es während der Kriegsjahre wegen ihrer Durchführung zu hitzigen Diskussionen. Der Fidelitas-Präsident erklärte in einer feurigen Rede die Fidelitas mit der Katzenmusik als «geistige Landesverteidigung im Landesinnern», indem diese das Volk stets etwas aufmuntere. Trotzdem wurde in Flüelen 1941 keine Katzenmusik veranstaltet. Grund dafür war vor allem der Umstand, dass im Jahr zuvor für 70 Franken Felle kaputtgeschlagen wurden und nun der Fellbezug während des Krieges durch den Bund gesperrt war. Mit dem Beschluss konnten sich jedoch «einige jüngere und ältere» nicht befreunden und verschafften sich durch die ausgebrochene Türe des Wachtlokals in der Alten Kirche Zugang zum Fidelitas-Materialmagazin und holten die Instrumente eigenhändig heraus.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 98 ff.
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Würdigung: Der Katzenmusik in Altdorf spricht man schon lange nach, dass sie zu langsam gespielt wird. Die Katzenmusik wird dadurch dem Marschschritt nicht mehr gerecht. Dieser verlangt, dass die Teile auf den ersten Schlag eines Taktes enden, der zweite Schlag (Schritt) stumm ist und der nächste Teil wieder auf den nächsten Schritt beginnt, mit Ausnahme des zweiten, der von einem Achtel-Auftakt eingeleitet wird. Die Trommler getrauen sich nicht mehr, ihren ersten Schlag des Teils auf den Schritt zu bringen. Die Bläser sehen sich dadurch gezwungen, den ersten Ton ellenlang auszuhalten..
Notenschrift und Würdigung: Hanspeter Arnet, Altdorf, für das Buchprojekt «Fasnächtliches Uri» (1997-2004).
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr /
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/ Letzte Aktualisierung: 25.01.2024