Die einzelnen Masken des Urner Brauchtums

Urispiegel Eine komische Figur war der Urispiegel, welcher im 18. Jahrhundert im alten Bern am Umzug des so genannten Äusseren Standes teilnahm. Trotz des Namens hatte diese Figur in Frauenkleidern und mit dem Affengesicht nichts mit dem Gotthardkanton zu tun, sondern ging auf die gleichnamige urtümliche Bezeichnung, auf das althochdeutsche «ûr» mit der Bedeutung «wild, tobend, stürmisch» zurück. Die Maske beschränkte sich ganz auf die Verspottung weiblicher Modenarrheiten. Nun trat der Urispiegel jedoch auch als Sagenfigur in der Urner Sagenwelt auf. Der Urispiegel, in der Mundart «Ürispiägel» genannt, soll dem Teufel verfallen gewesen sein. Jedes Jahr kam der Gehörnte, um ihn abzuholen. Aber der Urispiegel schlug immer wieder eine Wette vor oder verlangte ein Kunststück vom «Höreler», um seine Gnadenfrist zu erneuern. So verlangte der Urispiegel beispielsweise schwarze Wolle weiss zu waschen oder Holz zu holen von einer Kanzel, auf welcher noch nie gelogen wurde. Diese Aufgaben konnte auch der Teufel nicht lösen. Der Urispiegel hatte jedoch kein – wie sein wahrscheinliches Vorbild Till Eulenspiegel – charakteristisches Gewand und auch keine Maske. Seine Streiche galten allein dem Teufel. Der Urispiegel wurde in der Sage vor allem im Schächental durch Dr. Füst oder Füster (Faust) ersetzt.