Der Rothirsch in Uri
Familie: Paarhufer
lateinischer Name:
Cervus elaphus
anderer Name:
Stier (M); Hirschkuh (W); Spiesser (J)
Urner Dialekt:
Hirsch
Bestand:
seit 1950er-Jahre
Schutz: melke Hirschkühe; mit Halsband markiertes Hirschwild; Hirschkälber (ausgenommen Nachjagd).
Schonzeit: vom 1. Februar bis 31. Juli
Jagd: Hochwildjagd
Abschussprämie: keine
Der Hirschbestand war Mitte des 17. Jahrhunderts noch unterschiedlich. Im Jahre 1646 wurde bestimmt, dass Hirsche nur auf dem Eigen erlegt werden dürfen, während ein Jahr später die Hirschjagd im Herbst selbst im Banngebiet zugelassen wurde. Bis in das 20. Jahrhundert hinein waren dann zumindest im unteren Kantonsteil keine Hirsche mehr anzutreffen.
Als im Jahre 1923 bei der Munitionsfabrik Altdorf ein Hirsch erschien, wurde er von der Horde der Arbeiter zu Tode gehetzt. Das ungefähr sieben Jahre alte Tier war bereits im vergangenen Winter im Fellital gesichtet worden. Es wurde angenommen, dass der Hirsch vom Bündnerland gekommen war. In der Fellilücke wurden jedoch Manöver abgehalten und der Hirsch soll sich «aufgeschreckt durch den Schlachtenlärm» ins Tal geflüchtet haben. Ein Hirsch im Urnerland wurde von der Urner Regierung als Unikum betrachtet und das Tier sollte ausgestopft der Nachwelt gezeigt werden können. Hirschhaut und Geweih wurden deshalb der Direktion des Kollegiums zwecks Ausstopfung und Präsentation in der zoologischen Sammlung übergeben.
Anfangs 1950 gelang es dann in Ursern ein Hirschpaar einzufangen. Aufgrund eines Beschlusses des Jägervereins Ursern wurden die Tiere nach Erstfeld gebracht und im Wyler ausgesetzt. Bereits ein Jahr später musste allerdings die Hirschkuh wegen einem Steinschlag ihr Leben lassen. 1955 ereilte den Stier das gleiche Schicksal. Mit diesem Paar war die Wiederansiedlung in Uri noch nicht erreicht.
Im April 1951 beschloss der Kleine Rat des Kantons Graubünden, dem Urner Jägerverein schenkungsweise fünf Hirsche zur Aussetzung im kantonalen Jagdbanngebiet zu übergeben. Die Hirsche wurden sodann in Graubünden eingefangen. Ein Tier erwies sich so zahm, dass es in den Tierpark Goldau verbracht werden musste. Ein zweites Tier wurde krank und musste abgetan werden. Die restlichen drei Hirsche wurden im Wylerwald in Erstfeld ausgesetzt. In Erstfeld hatten diese Hirsche eine besonders grosse Begeisterung ausgelöst, da diese Gemeinde den Hirsch im Wappen führt.
Eine weitere Kolonie von neun Tieren zeigte sich im Schächental zwischen Bürglen und Unterschächen sowie am Axen mit vier Tieren. Gleichzeitig wurden im Urserntal zahlreiche Hirsche gesichtet, welche von Graubünden herüberkamen und die jeweils im Herbst wieder dorthin verschwanden.
Die Hirschjagd wurde mit der Abschussbewilligung für einen Hirsch zum 50-Jahr-Jubiläum des Jägervereins Ursern im Jahre 1953 begonnen. Zur Eindämmung des Wildschadens wurden auch 1955 ein paar Hirsche zum Spezialabschuss freigegeben. Im Jahre 1961 konnte der Jäger mit dem Hochwildpatent und einer Zuschlagstaxe erstmals auf den Hirsch jagen. Drei Jahre später wurde die Jagdzeit auf die ganze Hochwildjagd ausgedehnt. Wildschaden machten immer wieder Spezialabschüsse notwendig. Der Sommerbestand der Hirsche wird heute auf 750 geschätzt.
Autor: Rolf Gisler-Jauch (www.urikon.ch); Foto: (c) Tony Gnos-Lötscher, Schattdorf > www.lifepowernatur.ch
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JAGDBESTIMMUNGEN
Schutz: melke Hirschkühe; mit Halsband markiertes Hirschwild; Hirschkälber (ausgenommen Nachjagd).
Schonzeit: vom 1. Februar bis 31. Juli
Jagdpatent: Hochwildjagd
Abschussprämie: keine
Jagdart:
Hochwildjagd
Wildart:
Schalenwild
Abschuss:
340 (2017)
Jagdbestand:
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DER HIRSCH UND DIE JÄGERSPRACHE
Aalstrich
dunkler Strich auf dem Rücken bei Hirscharten, Gämsen im Sommer und bei manchen Hunden.
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WEITERES ZUM HIRSCH
Familienwappen mit Hirsch
Familienwappen Huber mit Hirsch.
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Hirschgräne
In der Jägersprache bezeichnete Grandel oder Gräne den oberen Eckzahn des Rotwilds. Anhänger aus diesen Zähnen galten nützlich bei Zahnproblemen und bei Krankheiten des Rachens.
Der Rothirsch wurde im Reuss- und Schächental erst ab den 1960er-Jahren wieder heimisch. Dies ist eine schlechte Voraussetzung, um in der Urner Sagenwelt einen Aufenthalt zu haben.
Quellen, Literatur: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 297 f. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 31.
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Nachjagd auf Hirsche
Während der Hochwildjagd wurden in Uri insgesamt 170 Hirsche erlegt: 71 Stiere, 31 Kühe sowie 68 Spiesser und Schmaltiere. Aufgrund der Bestandesentwicklung und der Wildschäden erstellt das Amt für Forst und Jagd jedes Jahr eine Jagdplanung für das Hirschwild. Diese hat als Ziel vorgegeben, während der Hochwildjagd in Uri – Ursern ausgenommen – 173 Hirsche zu schiessen. Tatsächlich geschossen wurden lediglich 146. Damit findet eine Nachjagd statt. Sie soll sicherstellen, dass der Hirsch im Schutzwald und in der Landwirtschaft nicht zu viele Schäden macht (Verbiss und Schälen von Jungbäumen sowie Äsung und Trittschäden im Wiesland). Mit der Regulation lassen sich zudem grössere Wintersterben der Hirschbestände im viel kleineren Winterlebensraum vermeiden. Die Nachjagd erfolgt jeweils im November, wenn die Hirsche mehrheitlich im Wintereinstand sind, wo sie zwar hauptsächlich Schäden verursachen, aber auch einfacher bejagt werden können. Die Nachjagd ist in der Regel mittwochs und samstags geöffnet.
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Wappenhirsche
Die Gemeinde Erstfeld führt den Hirsch im Gemeindewappen.
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Zum Hirschen
Einen Hirschen zum Einkehren gibt beziehungsweise gab es in den folgenden Urner Gemeinden: Flüelen, Erstfeld, Amsteg und Wassen.
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DER ROTHIRSCH IN DER SAGE
Hirschgräne
In der Jägersprache bezeichnete Grandel oder Gräne den oberen Eckzahn des Rotwilds. Anhänger aus diesen Zähnen galten nützlich bei Zahnproblemen und bei Krankheiten des Rachens.
Der Rothirsch wurde im Reuss- und Schächental erst ab den 1960er-Jahren wieder heimisch. Dies ist eine schlechte Voraussetzung, um in der Urner Sagenwelt einen Aufenthalt zu haben.
Quellen, Literatur: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 297 f. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 31.
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HIRSCH-EREIGNISSE
1375
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Donnerstag, 2. Februar 1375
Pest und Tierseuchen in Uri
Um Lichtmess gibt es sin Erdbeben. Über Schäden in Uri ist nichts bekannt. Im Dorf Humligen bei Wolfenschiessen werden die Salzquellen verschüttet. In Uri herrscht die Pest. Das Wild ist von Seuchen betroffen. Bären, Hirsche, Steinböcke, Rehe und Gemsen werden haufenweise tot in den Wäldern gefunden oder kommen noch lebend in die Nähe der Häuser.
Schaller-Donauer Alfred, Chronik der Naturereignisse im Urnerland 1000 – 1800, S. 17 f.
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1923
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Montag, 17. September 1923
Hirsch wird zu Tode gehetzt
Im Urnerland zeigt sich erstmals wieder ein Hirsch. Unglücklicherweise kommt er bei der Munitionsfabrik Altdorf in dem Moment vom Herrenschachen in Richtung Fabrikgelände, als die Arbeiterschaft am Mittag aus dem Fabriktor strömt. Der Hirsch flüchtet und verfängz sich auf seiner Flucht in einem Gebüsch. Der diensthabende Polizist hält in seinem Polizeirapport in Sachen «Nachforschungen punkto Hirsch» fest, dass seines Erachtens der Hirsch in Schattdorf weder gejagt noch gefangen worden sei, sondern derselbe «infolge Menschenscheu so davon gerast» sei, dass er «durch Überanstrengung verendete». Da das Jagen von Hirschen und Rehen gemäss Vollziehungsverordnung zum eidgenössischen Jagdgesetz verboten ist, beschäftigt sich auch die Polizeidirektion Uri mit dem Fall. Es wird überlegt einen verhöramtlichen Untersuch gegen die Personen einzuleiten, welche das Tier «zu Tode hetzten». Es wird jedoch davon abgesehen, da sich Hunderte von Arbeitern an der Treibjagd beteiligt haben sollen. Das Fleisch wird dem Altdorfer Metzgermeister Johann Planzer für 125 Franken verkauft.
UW 38, 22.9.1923
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1950
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Dienstag, 3. Januar 1950
Pech bei der Hirschansiedlung
Eine Hirschkuh und ein Hirschstier werden in Ursern gefangen und auf Grund eines Beschlusses des Jägervereins Ursern in den Wyler nach Erstfeld gebracht. Die Hirschkuh wurde jedoch im März 1951 und der Hirschstier im Dezember 1955 durch Steinschlag getötet.
Muheim Hans; 50 Jahre Urner Jägerverein 1906-1956, S. 13.
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1951
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Samstag, 14. April 1951
Fünf Hirsche werden in Erstfeld ausgesetzt
Der Kanton Graubünden stellt dem Kanton Uri sieben Rothirsche gratis zur Verfügung. Diese wurden wegen dem strengen Winter in Ställen gehalten. Von denen werden fünf Stück nach Erstfeld transportiert und freigelassen. Drei von ihnen entfliehen sogleich in die Berge, während zwei zurückbleiben. Ein Tier will im Talboden bei den Ställen sein, woran es sich schon in Graubünden gewöhnt hat. Dieses Tier wird dem Tierpark in Goldau übergeben. Das andere Tier findet sich nach vier Tagen beim Stall, in dem die fünf Hirsche vor ihrer Freilassung hausten, schwer verletzt am Boden liegend. Es muss abgetan werden.
Muheim Hans; 50 Jahre Urner Jägerverein 1906-1956, S. 13 f.
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1951
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Mittwoch, 9. Mai 1951
Die Hirsche bleiben im Urnerland
Die drei der Freiheit übergebenen Tiere könne im «Hoferli», einem Bergheimet auf 1100 müM, beobachtet werden.
Muheim Hans; 50 Jahre Urner Jägerverein 1906-1956, S. 14.
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1951
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Samstag, 30. Juni 1951
Hirsche im Schächental
Nachdem im Trudelinger-Wald zwischen Bürglen und Spiringen ein Hirschpaar gesichtet wird, stellen mehrere Jäger von Bürglen an die kantonale Jagdkommission ein Gesuch, diese Gegend für fünf bis zehn Jahre zum kantonalen Banngebiet zu erklären. Dem Gesuch wird im gleichen Jahr entsprochen.
Muheim Hans; 50 Jahre Urner Jägerverein 1906-1956, S. 14.
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1955
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Montag, 26. September 1955
Erstmals Hirschjagd in Ursern
Die wachsende Hirsch-Kolonie im Urserntal hat vermehrte Klagen wegen Wildschaden zur Folge und so bewilligt die kantonale Polizeidirektion zur Eindämmung des Wildschadens erstmals eine Hirschjagd im Urserntal, obwohl der Hirsch nach kantonaler Gesetzgebung zu den geschützten Tieren gehört. Es wird der Abschuss von drei bis vier männlichen Hirschen freigegeben, wobei die Abschussbewilligung sowohl an Einzeljäger wie auch an Jägergruppen erteilt wird. Die Abschussgebühr beträgt 200 Franken (ein Tier pro Einzeljäger oder Jägergruppe). Die Wildhutorgane haben den Abschuss zu beaufsichtigen; die Kosten der begleitenden Wildhüter gehen zu Lasten der Bewilligungsinhaber. Für jeden Fehlschuss sind 50 Franken vom betreffenden Jäger zu bezahlen. Zur Bewerbung sind alle im Kanton ansässigen Jäger und die auswärtswohnenden Kantonsbürger zugelassen, welche in den letzten fünf Jahren ein Jagdpatent gelöst haben. Es dürfen nur Kugelbüchsen von mindestens 9 Millimeter Kaliber verwendet werden. Der Abschuss ist bis zum 8. Oktober während zwei bis vier Tagen und nur der Abschuss von Sechs- und Mehrendem gestattet.
Muheim Hans; 50 Jahre Urner Jägerverein 1906-1956, S. 14.
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1999
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Donnerstag, 23. September 1999
"Sechzehner" in Uri erlegt
Im Gebiet Schwandi oberhalb von Erstfeld wird seit langem wieder einmal ein "Sechszehner" Hirsch erlegt. Dem Bürgler Jäger Peter Arnold lief der Stier am letzten offiziellen Hirschjagdtag vor das Gewehr.
UW 75, 25.9.1999
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2002
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Donnerstag, 24. Januar 2002
Naturfilm aus Uri im Schweizer Fernsehen
Das Schweizer Fernsehen SF 1 strahlt einen Filmbeitrag von Marc Tschudin und Markus Zeugin aus. Der in Attinghausen gedrehte Film berichtet über das grösste bei uns frei lebende Wildtier, den «König der Wälder», den Rothirsch.
UW 6, 23.1.2002
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2013
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Samstag, 2. November 2013
In fast allen Gemeinden Nachjagd erforderlich
In diesem Jahr wurden fast gleich viele Hirsche (155) erlegt wie 2012. Der Schwerpunkt der Nachjagd liegt in diesem Jahr in der Hirschregion zwischen Erstfeld und Göschenen. Die diesjährige Jagdplanung gab das Ziel vor, während der Hochwildjagd im Kanton Uri (ausser Ursern) 159 Hirsche zu schiessen - 126 wurden geschossen.
UW 78, 5.10.2013, S. 3.
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2013
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Samstag, 2. November 2013
Fast genau gleich viele Hirsche wie im Vorjahr erlegt
Während der diesjährigen Hochwildjagd wurden im Kanton Uri insgesamt 155 Hirsche erlegt (2012: 154 Hirsche). Die Jagd gab im unteren Kantonsteil vor, 159 Hirsche zu schiessen. Tatsächlich wurden 126 Tiere erlegt. Somit ist in fast allen Gemeinden eine Nachjagd erforderlich. Der Schwerpunkt wird mit 27 noch zu erlegenden Tieren zwischen Erstfeld und Göschenen liegen. Im Urserntal wird eine besondere Nachjagd auf Hirschwild durchgeführt.
UW 79, 9.10.2013.
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2014
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Samstag, 1. November 2014
Nachjagd auf Hirsche soll die Richtzahlen erreichen
Während der Hochwildjagd wurden in Uri insgesamt 170 Hirsche erlegt: 71 Stiere, 31 Kühe sowie 68 Spiesser und Schmaltiere. Die Jagdplanung hat als Ziel den Abschuss von 173 Hirschen vorgegeben. Tatsächlich geschossen wurden im unteren Kantonsteil lediglich 146. Damit findet eine Nachjagd statt.
UW
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2015
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Samstag, 7. November 2015
Nachjagd auf Hirsche
Die Jagdplanung 2015 hat als Ziel vorgegeben, während der Hochwildjagd in Uri – Ursern ausgenommen – 185 Hirsche (Vorjahr: 173) zu schiessen. Tatsächlich geschossen wurden indes 204 (Vorjahr: 146). Die Sicherheitsdirektion ordnet deshalb eine Nachjagd an.
UW 84, 28.10.2015, S. 2.
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2017
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Samstag, 4. November 2017
Nachjagd auf weibliche Hirsche
Während der Hochwildjagd wurden im Kanton Uri insgesamt 283 Hirsche erlegt. Die Richtzahl für die weiblichen Tiere (149) wurde aber erst zu rund drei Vierteln erreicht. Da die Bestandesregulierung neben der Anzahl der erlegten Hirsche insbesondere auch mit dem Abschuss weiblicher Tiere geschieht, ist in drei Hirschregionen noch eine Nachjagd erforderlich, bei welcher insgesamt knapp 50 weibliche Hirsche geschossen werden sollen.
UW 82, 14.10.2017, S. 1.
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KRANKHEITEN BEI HIRSCHEN
Brucellose
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Maul- und Klauenseuche
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Tollwut
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WILDE SÄUGETIERE
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