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Nutztiere, Schwein
lateinischer Name: Porcus
Urner Dialekt: Süü(w); Färli (Mutterschwein);

Bezeichnung: Sau (W), Eber (M), Ferkel (J); «Palänser» (Ursern)

Herkunft, Geschichte: Das Hausschwein ist die domestizierte Form des Wildschweins und gehört zu den Paarhufern.

Bestand: 2‘650 in Uri;

Rassen: Edelschwein (Stehohren); Veredeltes Landschwein (Hängeohren);

Schweinehaltung: In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden zwei Schweinerassen gehalten. Die grössere Landrasse von braunroter Farbe und hohem undurchzogenem Speck, und die kleinere Bündnerrasse von gleicher, öfterer ganz schwarzer Farbe mit von Muskelschichten durchzogenem Speck. Die Schweinehaltung bekam in der Urner Landwirtschaft nie grosse Bedeutung. Auf vielen Bauernbetrieben werden überhaupt keine Schweine gehalten (Ausnahme Selbstversorgung mit Schweinefleisch; Alpbetriebe (Verwertung der Milchabgänge). Die Gründe für die geringe Verbreitung der bäuerlichen Schweinehaltung liegen hauptsächlich im vollständigen Fehlen betriebseigener Futtermittel sowie in der Stufenbewirtschaftung der Betriebe (Wanderbewegung der Tierbestände). Daneben gibt es einige Betriebe mit gewerblicher Schweinehaltung.

Grösse: bis 2 m lang, Schulterhöhe bis 1,1 m;

Gewicht: Schlachtgewicht von 95 bis 105 Kilogramm in etwa fünf Monaten

Tragzeit, Junge: Mutterschweine werden mehrere Jahre gehalten; pro Jahr rund 20 Ferkeln oder mehr (4 Monate Tragzeit);

Nutzung: Schweinemast (von Schinken bis Kotelleten);

Nahrung: Allesfresser: Futtergetreide (Gerste und Hafer), Nebenprodukte aus der Verarbeitung von Lebensmitteln (Schotte bei der Käsefabrikation), „Gwäsch“;

Zuchtgenossenschaft in Uri: ---

Foto: Schweine auf dem Urnerboden (Michael Aschwanden, um 1910; StAUR Slg Bilddokumente 119.03-BI-37904).



WOLLSCHWEINE - SPORADISCHE GÄSTE IM REUSSDELTA

Wollschweine



Die Bezeichnung «Wollschwein» bezieht sich auf das ungewöhnliche Haarkleid mit Unterwolle und lockigen Borsten. Es werden drei Farbschläge gezüchtet: Grossrahmige Blonde, Rote Mangalica sowie schwalbenbäuchige Mangalica. Ihre dicke Speckschicht und das Haarkleid schützen die robusten Schweine vor extremer Witterung. Sie können daher ganzjährig im Freien leben, wenn ihnen ein Unterstand und eine Schlammsuhle zur Verfügung stehen. Der Charakter des Wollschweines ist sehr gutmütig. Bei guter Behandlung sind sie sehr zutraulich und lassen sich auch gerne anfassen.
Das Wollschwein ist ein Allesfresser. Das Fleisch ist sehr schmackhaft. Es ist rot und mit weissen Fettstreifen marmoriert.
Um das vom Aussterben bedrohte Wollschwein zu erhalten, wurden in ganz Europa verschiedene Projekte gestartet. So sind seit 1999 Wollschweine Gäste – allerdings nicht ständige – im Urner Reussdelta.
Foto: Wollschweine im Reussdelta (Foto: Rolf Gisler-Jauch, 2017).

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WEITERES ZUM SCHWEIN

«Palänser»
Die Schweine nannte der Urschner bis weit ins 20. Jahrhundert hinein «Palänser»; dieser Name nahm Bezug auf das heutige Bleniotal, das früher den Namen Palensertal trug, und wo der Urner regelmässig hinzog, um sich mit Schweinen einzudecken. Das Schwein war neben dem Grossvieh auf allen Alpen anzutreffen, wo es als idealer Abfallverwerter geschätzt wurde. Alles was von der Milch bei der Käsezubereitung übrigblieb und nicht mehr weiter ausgewertet werden konnte, wurde ihm verfüttert und damit einem weiteren kulinarischen Zwecke zugeführt; denn das «Schwynigs» wusste man entsprechend zu würdigen.

Literatur: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 38, 19.9.1970.

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Antoniusglöckchen
Zu den bekannten Attributen des heiligen Eremiten Antonius (des Grossen, «Syywtoni») gehörte das Schwein, das ein Glöckchen um den Hals trug. Das Tier bezog sich auf das Privileg des Antoniterordens, als Entgelt für ihre Kranken- und Armenpflege ihre Schweine offen weiden zu dürfen. Das Glöckchen war das Erkennungszeichen, wem das Schwein gehörte.
Menschen trugen zum Schutz gegen das Antoniusfeuer (Gesichtsrose) und andere epidemische Krankheiten das Antoniusglöcklein gleich wie das Antoniuskreuz am Hals. Die Antoniusglocke bei Kirchen und Kapellen half gegen Unwetter und Naturkatastrophen.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 41 f. Literatur: Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 12.

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Der Zehnte
Der Zehnte war nicht ein grundherrschaftlicher Zins, sondern eine Art Kirchensteuer. Weil die drei Landeskirchen Altdorf, Bürglen und Silenen dem Fraumünster gehörten, und es für deren Unterhalt und die Besoldung der Leutpriester aufkommen musste, durfte es den Zehnten von allen Gütern, auch von den neu entstehenden, verlangen.
Den Meiern oblag nebst dem Einzug der Natural- und Geldzinsen auch der Zehntbezug. Diese Verrichtung war bedeutsamer als der Zinseneinzug. Die Zehnterträge mussten der Äbtissin nicht direkt abgeliefert werden, sie hatte sie den Meiern gegen eine feste Summe verpachtet.

1370 betrugen die Meieramtsabgaben:
in Erstfeld: 30 Gulden, 6 Osterlämmer, 1 Ziger; in Bürglen 40 Gulden, 6 Osterlämmer, 1 Ziger;
in Silenen: 15 Gulden, 6 Osterlämmer.

Die Zehnten im Schächental (Meier von Bürglen), in Göschenen (Jakob von Göschenen) und in Erstfeld (Arnold von Weggis) waren im 14. Jahrhundert separat verpachtet. Den Attinghauser Zehnten hatte der Meier von Erstfeld für Jemmin zum Brunnen weiterverpachtet.
Nach dem nämlichen Rodel von 1370 hatten die Bauern im ersten bis dritten Jahr den Zehnten von Kälbern und Füllen, im vierten Jahr von Erbsen und Bohnen, die Einwohner von Bauen ausnahmsweise vom Äpfel und Birnenmost zu entrichten.
Der Zehnte konnte auch in Dienstleistungen bestehen. Für die Fährdienste nach Bauen und Brunnen mussten die Inhaber der Belmen- und Fischiishofstatt im Flüeler Hafenbereich als Fährleute zur Verfügung stehen. Sie erhielten hierfür vom Meier jedes Jahr ein Lamm und einen Viertel Gerste überreicht.
Einzelne Leute durften den Zehnten bereits in Münzen (Gotteshauszins) begleichen. Mit der Zeit ging der Einzug des Zehnten direkt an den Pfarrherrn. Um 1590 fiel in Altdorf für den Pfarrherrn die uralte Auflage dahin, für den allgemeinen Gebrauch einen Stier oder Eber und einen Widder zu halten, wofür er den Ferkel- oder Lämmerzehnten erhielt. Dies wurde künftig abgegolten durch einen jährlichen Kreuzgang jener Pfarreien nach Altdorf, wo sie Opfer auf den Altar ihrer ehemaligen Mutterkirche legten.
Stadler-Planzer Hans, Geschichte des Landes Uri, Bd. 1, S. 52 ff. Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Bd. I.I., S. 56.

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Metzgätä
«Metzgätä» nannte man die Hausschlachtung eines Schweins für die Selbstversorgung, aber auch die bei der Schlachtung anfallenden Produkte, vor allem die Würste. Die «Metzgätä» mit dem zeremoniellen Drum und Dran (Verteilung der Funktionen unter die Familienangehörigen und Dienstboten, das Zubereiten des Blutes, das Auslassen des Fettes usw.) deutete auf den uralten Opfercharakter der Hausschlachtung eines Schweins hin.

Es war Brauch, von der «Metzgätä» den Nachbarn etwas zu geben. Auch der Pfarrer und der Sigrist bekamen davon. Der Pfarrer erhielt nebst Würsten auch ein gutes Stück Fleisch.

Termine für die Hausschlachtung waren Kilbi und Fasnacht. Der «Metzgätä» an der Fasnacht wurde grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn an der Alten Fasnacht die ganze Sau aufgegessen wurde, d. h. das, was für den Abend bereitgestellt worden war, verhiess das Glück für das kommende bäuerliche Jahr.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 410. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 315.

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Schweine galten als unrein
Schweine waren in der Volksmeinung als etwas Unreines für Verhexung besonders anfällig. Sie waren Symbol der Versuchung wider die Keuschheit.308 Unter den Haustieren nahm das Schwein eine Sonderstellung ein (z. B. Agathabrot gab man den Schweinen nicht). Einerseits begegnete ihm das Volk mit grossen Vorbehalten, und andererseits war die bäuerliche Selbstversorgung ohne das Schwein kaum denkbar.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 504 f. Literatur: Imfeld Karl, Volksbräuche und Volkskultur in Obwalden, S. 49; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 375.

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Schweinespiel («Sywli»)
Möglich ist, dass beim «Syywli triibä» ursprünglich wirklich Ferkel gejagt wurden. Darauf deutet eine Sage hin, dass während eines Gottesdienstes in Meien das Spiel auf einem fremden Gut gespielt wurde. Das «Syywli triibä» rief die Wildschweine herbei. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts dürfte das „Syywli“ durch einen Ball ersetzt worden sein. Der Name ist jedoch geblieben. Es haben sich auch verschiedene Varianten ausgebildet. Eine Variante mit dem Ball erzählt ebenfalls die Urner Sage, wo ein Ball («ds Sywli») in eine Erdvertiefung gebracht werden musste, wogegen sich die Mitspieler mit Stöcken wehrten.

Quellen, Literatur: Müller, Sagen aus Uri, Sage 1541; Müller Josef, Sagen und Schwänke aus Uri, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, S. 148.

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SAGENHAFTES ZU SCHWEINEN

«Sywli trybä» lockt Wildschweine herbei
«Wenn wir Buben allzu eifrig dem Spiel «Sywli trybä» oblagen, hat uns allemal der Vater folgende Geschichte erzählt: Einst schwänzten vier Meier-Buben den Sonntagsgottesdienst, gingen in ein Berggut hinauf, ich meine, in den Geren, und fingen an «Sywli trybä». Während die Leute in der Kirche waren, hörten sie auf einmal etwas um die Kirche herum so knurren. Sie fürchteten sich, und der Sigrist stieg in den Kirchturm hinauf, um von hier aus Umschau zu halten. Und da erspähte er die vier Buben droben im Berg beim Spiel und vier gewaltige Wildsäue, die in einiger Entfernung von ihnen bereit standen, sich auf die Buben zu stürzen. Hoch und·mächtig sträubten sich die Borsten auf ihren Rücken. Die Buben aber waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie die Gefahr, in der sie schwebten, nicht merkten. Sofort pfiff und rief ihnen der Sigrist. Die Buben schauten auf. Sich umschauen und davon rennen, der Kirche zu, war das Werk eines Augenblicks. Das war ihre Rettung. Seitdem sei dieses Spiel in Meien lange Zeit ausser Brauch gekommen.»
Müller, Sagen aus Uri, Sage 1541.
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Darstellung der Todsünden durch Tiere
«Diese Kröte! das war der Geiz. Von den sieben Todsünden, so hat man uns früher gelehrt, wird die Hoffahrt durch den Pfau, der Geiz durch die Kröte, die fast nichts frisst, die Unkeuschheit durch den Geissbock, der Neid durch die Schlange, Frass und Völlerei durch die Sau, der Zorn durch den Tiger und die Trägheit durch die langsame Schildkröte bildlich dargestellt.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 609 2.
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Das Schwein mit dem roten Halsband
«In einer der zwölf heiligen Nächte vom Christfest bis Dreikönigen hatten die Leute zu Spiringen ehemals ein Schwein beobachtet, das, mit einem roten Band um den Hals geschmückt, aus dem Haus in der Oberschwandweid herkommend …»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 547.
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Hexe tötet Tiere im Gaden
«Am nächsten Morgen fanden «Schipfigers» eine Sau im Gaden tot am Boden liegen. Solche Sachen hatte die Hexe bei den Freimaurern gelernt, denen sie verschrieben war.»

«Das Weibervolk, gefiel den Leuten nicht. ... Als Nänni am nächsten Morgen öffnete, war die Fremde fort und lag die einzige Kuh im Stalle tot am Boden.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 135 1 und 2.
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Schwein kann sprechen
«Wenn ein Schwein geschlachtet werden soll und man ihm das letzte Mal zu fressen bringt, darf man ihm nach einem alten, fast erloschenen Volksglauben des Schächentals (und des Isentals) nicht sagen, dies sei das Henkermahl, sonst kann es von diesem Augenblick an reden ... Wenn man dem Schwein ein gewisses Knöchlein am Halsbätzi herausnehmen würde ... so könnte es reden.»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 235 2.
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Schweinespiel in den Schöllenen
«Mit einigen Jungen spielte ich eines Tages in der Schöllenen. (Mer hend i dr Schellänä gsywlet). Ein Ball, dz Sywli, muss in eine Erdvertiefung bugsiert werden, wogegen sich die Mitspieler mit Stöcken wehren.»
Müller Josef, Sagen und Schwänke aus Uri, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, S. 148.
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KRANKHEITEN BEI SCHWEINEN

Maul- und Klauenseuche
Schweinepest

EREIGNISSE MIT SCHWEINEN

1962  / Mittwoch, 3. Oktober 1962
Erstmals Grossviehausstellung auf der Bauernhofmatte
Die Grossviehausstellung findet erstmals auf der Bauernhofmatte in Altdorf statt. Stiere, Rinder und Kühe werden neu an einem Tag prämiert. Am Donnerstag folgt die Kleinviehausstellung mit weiblichen und männlichen Tieren von Schweinen, Ziegen und Schafen.
Abl UR 13.9.1962, Nr. 37, S. 639 ff.
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1999  / Montag, 15. November 1999
Zwei Wollschweine im Urner Reussdelta
Zwei Wollschweine verbringen den Winter im Urner Reussdelta. Die Beweidung mit Wollschweinen dient zur Bekämpfung der Erlen und damit zur Erhaltung der Riedflächen.
UW 90, 17.11.1999
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DIVERSE NUTZTIERE

Damhirsch
Esel
Hausente & Hausgans
Hauskaninchen
Honigbiene (Wildbiene)
Huhn und Hahn
Lama & Alpakas
Maultier
Pferd
Schwein
Trute

WILDTIERE

Wildschwein

 

 

 

 

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 01.04.2020