Epidemien, Krankheiten
Pocken (Schwarze Blattern)
Die Pocken war eine hochansteckende, durch Viren (Poxvirus variolae) verursachte Infektionserkrankung, die über die Atemwege oder den direkten Kontakt mit infizierten Gegenständen übertragen wird. Im Kanton Uri wurde die Krankheit „Schwarze Blattern“ genannt. Im Verlauf der Krankheit bildete sich ein typ. Ausschlag mit Bläschen und Pusteln am ganzen Körper, der bleibende Narben hinterlässt.
In Europa galten die Pocken teilweise als Kinderkrankheit, die alle fünf bis sechs Jahre zyklisch auftrat. Ab dem 18. Jahrhundert häuften sich die Pockenfälle und lösten die Pest als schlimmste Krankheit ab. Die Krankheit wurde erfolgreich bekämpft durch Impfung mit Kuhpockenlymphe, die Edward Jenner 1796 einführte. Ihm war aufgefallen, dass Melkerinnen die P. nicht bekamen, was er auf eine Immunisierung durch den Kontakt mit Kuhpocken (cow pox) zurückführte. Das Impfverfahren setzte sich rasch und breit durch. In Uri traten die letzten Todesfälle 1880 (4) und 1885 (2) ein. Die letzte Pockenepidemie traf die Schweiz in den Jahren 1921 bis 25, wobei lediglich 14 der 5'463 Erkrankten starben. Die Krankheit brach in Uri jedoch nicht aus, hingegen letztmals in den Jahren 1923 (6) und 1924 (27) ohne Todesfolge. Seit 1933 wurde in der Schweiz kein Fall mehr gemeldet. 1980 erklärte die WHO die Pocken für ausgerottet. Ein Wiederauftreten ist jedoch nicht auszuschliessen.
Beim Auftreten der Pocken mussten jeweils sanitarische Vorsichtmassnahmen getroffen werden. Als 1885 in Erstfeld bei einem Kind die „Schwarzen Blattern“ festgestellt wurden, durften die Bewohner das Haus nicht mehr verlassen, noch andere dasselbe betreten. Eine beständige Wache war vor dem Haus aufgestellt, die die Aufgabe hatte, den Insassen die erforderlichen Lebensmittel durch die Fenster des Parterres zukommen zu lassen. Der Krankheit fielen zwei Kinder zum Opfer.
Quellen und Literatur: RSchB UR 1885, S. 37; www.hls.ch; www.wikipedia.de;
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EREIGNISSE ZUR KRANKHEIT
1880
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Samstag, 2. Oktober 1880
Blatternepidemie in Wattingen
Der Regierungsrat teilt mit, dass er die bundesrätliche Zuschrift betreffend mangelhafte Handhabung der Gesundheitspolizei in Bezug auf die in Wattingen im Frühling unter den Arbeitern ausgebrochene Blatternepidemie wird der Polizeikommission zur Berichterstattung überwiesen.
Abl UR 1880, Nr. 42, 14.10.1880, S. 495.
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1885
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Zwei Kinder sterben an Pocken
In Erstfeld werden bei einem Kind die „Schwarzen Blattern“ (Pocken) festgestellt. Die unter dem gleichen Hausdach wohnenden Familien dürfen das Haus nicht mehr verlassen, noch andere dasselbe betreten. Eine beständige Wache wird vor dem Haus aufgestellt, die die Aufgabe hat, den Insassen die erforderlichen Lebensmittel durch die Fenster des Parterres zukommen zu lassen. Der Krankheit fallen zwei Kinder zum Opfer. Die Vorsichtsmassnahmen werden erst „nach Konstatirung des gänzlichen Verschwindens der Krankheit“ wieder aufgehoben.
RSchB UR 1885, S. 37.
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1892
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Pockenausbruch in Gurtnellen
Im Hotel Bahnhof in Gurtnellen erkrankt im Frühling der 18-jährige Bianchi aus Italien an Pocken. Kanton und Gemeinden reagieren schnell und isolieren das Gasthaus, in dem der an den Blattern leidende Mann logiert. Wachtposten haben dafür zu sorgen, dass niemand das Haus verlässt oder betritt. Kurze Zeit später tritt die Krankheit in Gurtnellen bei einem älteren Mann auf. Dann wird in einem Wärterhaus ein Kind von den Pocken befallen. Der Gemeinderat ordnet an, die Patienten in einem Absonderungshaus unterzubringen. Weil es aber Gurtnellen trotz wiederholter Mahnung des Kantons versäumt hat, ein geeignetes Lokal als Quarantäne zu bestimmen, muse die Gemeinde für die an den Pocken Erkrankten schnell eine heizbare Baracke aufstellen und einrichten. Mehrere Wochen lang sind einheimische Männer zum Wachtdienst aufgeboten. Sie erhalten dafür von der Gemeinde einen Sold, der vom Bund später zurückerstattet wird.
Fryberg Stefan, Urner Gesundheitspolitik von 1800 bis heute; in: «Wo fählt’s?», S. 90 f.
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1921
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Donnerstag, 1. Dezember 1921
Pocken im Kanton Glarus
Da die Pocken im Nachbarkanton Glarus im Dezember in bedrohlicher Weise um sich greift, verschafft die Sanitätsdirektion den Bewohnern des Urnerbodens Gelegenheit, sich impfen zu lassen. Ein Arzt von Linthal begibt sich hiezu nach dem Urnerboden. An die Auslagen leistet der Bund einen Beitrag von 50 Prozent.
RSchB 1920/21, S. 79.
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1924
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Montag, 7. Januar 1924
Pocken in Erstfeld
In Erstfeld treten Pockenfälle auf, zehn Personen müssen ins Kantonsspital Zürich eingeliefert werden.
UW 2, 12.1.1924
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EPIDEMIEN, KRANKHEITEN
TODESURSACHEN
GESUNDHEIT
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