Zitate zum Essen und Trinken in Uri
Anna Steinmann-Gamma
«Schäfigs zu halbä Pinktä»
D’Büiirä metzged ihri Schäfli,
d’Fleischration tüät schtygä.
Chasch jetz vorem Mittagchläfli
Schäfigs hindärä bygä.
Und als Gschpanä — wirsch verschtah —
brücht’s ä scheenä Chabischopf;
was diär d’Schnäggä hend la schtah,
schnätzlet d’Frai i Topf.
Wetz dys Mässer also güät,
bind d’Serviettä feschter,
sitz a Tisch mit frohem Müät,
s git Schäfigs grad wiä geschter.
Und im Jänner säisch zur Frai:
Ich gschpir’s bimäich am Magä;
git’s um ds Himmels Willä ai
nyt ass Schäfigs z’gnagä?»
Quelle / Literatur:
In: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie "Rings um ds Ürner Chuchigänterli", in: GP Nr. 35, 29.8.1970.
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Sagensammlung Josef Müller
Brot im Sack
«... pflegte noch zu Menschengedenken stets ein wenig Brot im Sack bei sich zu tragen, das sei gut gegen alles und gegen allen Zauber...»
Quelle / Literatur:
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 815 3.
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Sagensammlung Josef Müller
Immer Brot bei sich
«Ein altes Meitli in Isental ... pflegte noch zu Menschengedenken stets ein wenig Brot im Sack bei sich zu tragen, das sei gut gegen alles Böse und gegen allen Zauber. – Manche behaupten, es müsse St. Agatha-Brot sein.»
Quelle / Literatur:
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 815 3.
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Sagensammlung Josef Müller
Agatha-Brot für Hund
«... Da lief jener zu einem Geistlichen um Hilfe, und der kam und reichte dem Hund eine Hand voll Agathamehl und sagte barsch zu ihm: „Da friss, Büdel, und darnah mach-di fort!“ Und das Tier musste wohl oder übel davon fressen und trottete hierauf von dannen. „Gmundet heig-em äs mein-i nitt; är heig neiwä-n-äs kürjoses Gränni g'macht; aber baschta! nä heig-er's miässä, und fort syg-er düe.»
Quelle / Literatur:
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 323.
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Heinrich Danioth, Kunstmaler
Kapitel "Brot", in: Das Winterbuch für meinen Sohn
«Mit gespreizten Beinen stehen Buben im Schnee und tragen Brote, viel zu gross für die kleine Schleife ihrer Arme. Sie schieben die braunen Laibe hin und her und klemmen sie bald rechts, bald links unter. Mit den Fingern ihrer freien Hand klauben sie das Knusperige aus der dunklen Rinde und stopfen es zwischen ihre Lippen. Tranksame aber zu dem trockenen Mahl ist ihnen die fallende Schneeflocke. Zurückgelehnten Kopfes und gähnenden Mundes fangen sie sie auf, um sie auf ihrer Zungenspitze geniesserisch zergehen zu lassen. Es ist ein jeglicher Zeit und jeglicher Stunde entbundenes Tun. Und langsam und immer dichter umwebt die Dämmerung die Kinder, die sich in ihrer Glückhaftigkeit vergessen . . . bis plötzlich aus verschattetem Hintergrunde das Licht einer Stubenlampe aufleuchtet. Bald her nach hören wir aus nächtlicher Tiefe das dumpfe Pochen von Buben, die an Türschwellen dicke, schwere Schneesohlen von ihren Schuhen klopfen. Und wir denken nun an Mütter, die in bedachter Ordnung Löffel und Tassen auf breiten Tischen aufreihen. — Und jetzt beten wir, dass uns das Brot schon um dieser kleinen ergötzlichen und bübischen Schelmerei willen für immer erhalten sein möge! Amen.»
Quelle / Literatur:
Danioth, Heinrich; Das Winterbuch für meinen Sohn; Altdorf 1996.
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Renward Cysat (1545—1614), Luzerner Stadtschreiber
Loblied auf den Käse von Ursern
«Zu Ursellen im Land Ury macht man ein sonderbare Gattung Käsen, die syndt hoch weich und feisst, werden auch wol und hoch geachtet, so macht man in dem Land Ury ein Gattung Ziger, Meyer- oder Blatterziger genannt, welche mit etwas gesunden Kräutern oder Würtzen gemengt werden.»
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 10, 7.3.1970.
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Heinrich Danioth, Kunstmaler
Hasenpfeffer
«Im Auslaufe des Tales ist die quellende Fülle des Herbstes aufgestaut. Im Hintergrunde aber leuchtet aus dem fahlen Weiss schon das klare Mal des Winters. Unbewegt und träge lastet die Wolke. So als ob es keinen Föhn mehr gäbe und morgen schon die ewige Nacht begänne. An der müden Stille misst sich verlorenes Hundegebell und der Axtschlag aus fernen Wäldern. Jetzt reift im Dunkel irdener Töpfe die Würze des Hasenpfeffers und bald wird der Jäger anklopfen und seinen Freund zu Tische laden.»
Literatur: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 43, 24.10.1970.
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 43, 24.10.1970.
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Leonhard von Matt
Der Käse des Urners
«Die Ziegen liefern dem Bergler die Haushaltmilch. Die Kuhmilch verarbeitet er hauptsächlich zu Käse, die Geissmilch aber ist sein tägliches Getränk. Nur aus dem Ueberschuss macht er Käse. Aus diesem Grund werden die Geissen allabendlich vom Geisshirt hinab in die Ställe der Besitzer getrieben, dort werden sie am Abend und am Morgen gemolken, und bei Tagesgrauen, wenn der Geissbub in sein Horn stösst, sieht man aus allen Hütten der Gegend ein Trüpplein Geissen dem Sammelplatz zustreben, wo sie der Hirt in Empfang nimmt und mit ihnen in die Wildi hinauf fährt.»
Quelle / Literatur:
Von Matt Leonhard, Uri, in: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 10, 7.3.1970.
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Anna Steinmann-Gamma
«Was wemmer wettä?»
Wer Tag und Nacht nur Fyrschtei schlickt,
wältsch Haselniss und Mandlä trickt
und nyt isst, weder Zuckergschläck,
Läbchüächäzyg und Bärädräck,
der cha vo Gämf sy oder Müri,
nur isch är sicher nit vo Üri.
Wer Tag fir Tag Chässuppä schletzt,
drüf appä Chabis und Schaffleisch setzt,
ä Blüätwurscht liäber het als Forällä,
uf d’Chilbi tüät nyw Gumel schwellä,
a dr Landsgmeind isst ä halbä Hammä,
bevor är wählt dr nyw Landammä,
und Süüfi trinkt, wenn dr Heiwet isch da,
das isch scho ehnder än Ürnerma.
Wenn einä Tämperänzler isch
und Wasser trinkt grad wiä-n-ä Fisch,
Eptinger, Tee und Sälts,
bi dem Ma, glaib i, fählt’s
a Saft und Chraft und a Verschtand,
und der gheert nit i ds Ürnerland.
Wenn einä zäh Glas Moscht vertreit
und de nu Durscht het wiä-n-ä Heid,
am zweitä Ort zäh Schwarzi wagt,
am drittä sait, wenn d’Wirtin fragt:
„Gänd Iär miär nu äs grosses Biär” —
der, meini, syg än Ürischtiär.
Wer wiä-n-ä Sind dr Tübak fliäht,
kei Brysä niä dur d’Nasä ziäht,
bim dinnschtä Raichli schnupft und niässt,
dass d’Nasä wiä-n-äs Giässfass fliässt,
Gschmackwasser schittet a sys Gwmndli,
der isch nit üsem Ürnerländli.
Wer, sobald är üfschtaht,
sy Pfyfä butzt und Fyr schlaht,
dr ganz liäb lang und gschlagnig Tag
tübaket, was är bakä mag,
ä Schtumpä raicht schtatt Zigärettä,
das isch ä-n-Ürner — was wemmer wettä?»
Literatur: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie "Rings um ds Ürner Chuchigänterli", in: GP Nr. 51, 20.12.1969.
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; «Jetz hemmer ä-n-armi Seel erlest!»; Zeitungsserie, in: GP Nr. 49, 6.12.1969.
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Weisse Almosen
«Drei weisse Almosen sind besonders verdienstlich und kräftig, Arme Seelen zu erlösen und Erhörung zu finden; solche sind Milch, Salz, Mehl, Eier, Brot, Käse, Butter. Salz galt bei den Alten als ein besonders köstliches Almosen.»
Quelle / Literatur:
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1107.
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1763
Joh. Gerhard Reinhard Andreae (1724 -1793), Schriftsteller und Apotheker
Weine in Altdorf
«Man bekömt keine andere als Jtalienische Weine zu trinken, weisse und rothe, die süsslich sind, der Zunge die Empfindung einer gewissen Kälte und Rauhigkeit eindrükken, Durst machen und sehr erhizen.»
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 24, 13.6.1969.
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1812
Pater Placidus a Spescha
Der Käse im Maderanertal
«Es ward uns nebst andern Speisen ein vornehmer Most und zwei Stück Käse, wie Berge, aufgetischt. Als ich den Herrn Kaplan (Joseph Maria Epp aus Schattdorf) fragte, warum man hier so grosse Stück Käs aufstelle, antwortete er mir: "Gott hat uns grosse Berge aufgestellt, und wir stellen grosse Käse vor".»
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 10, 7.3.1970.
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1834
Karl Franz Lusser, Naturforscher
Kartoffelgärten beim Pfaffensprung
«Tief im Schatten einer engen, zum Theil noch mit Gebüsch bedeckten Felsenschlucht arbeitet sich da, wo nach alter, mährchenhafter Sage ein Mönch mit einem gestohlenen Mädchen, den Verfolgern zu entgehen, hinübergesprungen seyn soll, die Reuss unter der Brücke hindurch und bespült die grauen Felsen, auf welchen die fleissigen Einwohner mit Mühe kleine Erdäpfelgärtchen angelegt haben, um ihre ohnehin zu sehr mit Felstrümmern übersäeten Wiesen zu schonen.»
Quelle / Literatur:
Lusser Karl Franz, ...
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1834
Karl Franz Lusser, Arzt und Historiker
Käseherstellung auf den Alpen
«Zu fettem Käse wird die Milch gleich von der Kuh weg durch einen hölzernen Trichter, Volle genannt, über einen Bündel Schafteln (Stengel von Equiseto palustre) in das über der Feuergrube am Turner hangende, kupferne Alpkessen gegossen. Die Milch wird nun erwärmt, sodann Kasplet (Käslapp), ein von zerschnittenen Kälbermagen und Wasser bereitetes Scheidungsmittel hineingethan, sodann bis zum Gerinnen ruhig gelassen, welche Operation der Urner zu Dicken legen heisst. Nun wird diese geronnene Milch Dicketen mit einer flachgehöhlten, kurzstieligen hölzernen Kelle, Scheidnapf, in grosse Stücke gebrochen und dann mittels der Käsebreche, einem geschundenen, mit ein paar Quirlen von abgestutzten Ästen versehenem Tännchen über dem Feuer unter schnellem Umdrehen in kleinere Stücke zerbröckelt. Diese nun zäher gewordene Dicketen heisst Käsebuldern, die grünliche Flüssigkeit, in welcher selbe schwimmt, aber Sirten. Nun lässt man ruhig die käsigen Theile sich niederschlagen. Ist dies geschehen, so langt nun der Senn, nachdem er die Hemdärmel bis an die Achseln zurückgeschoben, mit nackten, kräftigen Armen in das Kessen hinein, bald auf dessen Grund der Käse zusammen, führt dann eine Mutte hinein, sammelt den Käse darin, knetet ihn und zieht dann selben mit Manneskraft aus der Sirte heraus und drückt ihn hinein in den Käsgerb, ein 3 bis 6 Zoll hoher, verschieden weiter Reif von Holz oder Rinde, bringt ihn auf ein mit flachen Rinden versehenes Brett, bedeckt ihn mit sauberer Käsbleche, darüber ein Brett, und schiebt über selbes mit Kraft und Behendigkeit einen sehr schweren Stein. Die im Käs noch enthaltene Sirte wird nun vollends ausgepresst, der zwischen dem Käsgerb und Deckel vordringende Käsestoff abgeschnitten und unter dem Namen Käsemettel genossen oder dem Hunde, dem treuen Begleiter des Sennen, mitgetheilt. Den folgenden Tag wird der Käse nach dem Speicher getragen, und da täglich mit Salz eingerieben und auf luftigen Gestellen getrocknet. Nachdem von der Sirte einige Mass zum Gebrauch der Hirten beiseite gesetzt, wird selbe wieder gewärmt und mit Trank (alter sauer gewordener Schotten oder Milchessig) gebrochen, und wird zur Zigersuffi. Scheidet sich aus der Sirte beim ersten Erwärmen von selbst Ziger aus, was besonders bei Föhn und bevorstehender Wetterveränderung leicht geschieht, so heisst dies Vorbruch. Nun lässt man den Ziger sich setzen. Der Zusenn nimmt ihn hierauf mit den Händen heraus und wirft ihn in den Zigersack, der über dem Tranktrog aufgehängt wird, damit alle Molke austropfen kann. Ist dies geschehen, so wird der Zieger in eine aus Rinde gefertigte Schachtel gethan und als Ziegerg aus frisch verkauft oder an der Luft gedörrt und als Rumpfzieger zum Gebrauch aufbewahrt . . . Die übrige Schotte (Molke) dient zum Getränk der Schweine und zum Reinigen der hölzernen Milchgeschirre. Will man nur halbfetten oder ganz mageren Käse, dagegen aber Anken (Butter) machen, so wird ein Theil oder alle Milch in weite, niedere, runde Gefässe von Holz, Mutten genannt, gegossen, und an einen kühlen Ort gestellt, mit dem Schneidnapf der obenauf gesammelte Rahm oder Nidlen abgenommen und in das radförmige Butterfass (Ankenkübel) geschüttet und darin umgedreht, bis die Nidlen in Anken und Schlegmilch (Butter und Buttermilch) zerfällt. Die des Rahms ganz oder zum Theil beraupte Milch wird dann auf obige Weise gekäset.»
Quelle / Literatur:
Literatur: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie "Rings um ds Ürner Chuchigänterli", in: GP Nr. 13, 28.3.1970.
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1834
Karl Franz Lusser, Arzt und Historiker
Die Berühmtheit des Urseler Käses
«Die Mehrheit dieser Bewohner nährt sich durch Viehzucht, deren schmackhaftes Product, der hochfette Urselerkäs weit und breit berühmt ist.»
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 10, 7.3.1970.
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1834
Karl Franz Lusser, Arzt und Historiker
Arbeit und Ernährung
«Landleute oder Bauern, welche von Milch, Erdäpfeln und Käse leben, am Sonntag nebst Brod, geräuchertes Fleisch mit Rüben oder gedörrtem Obst geniessen, und dabei in Zufriedenheit und Fröhlichkeit meist im Freien arbeiten, und ihre Kräfte von Jugend an üben, sind durchgehends wohlgebildeter und kraftvoller als andere, die gemischtere Nahrung zu sich nehmen, und besonders als jene Arme, die bei Aufenthalt in dumpfen Wohnungen nur von Erdäpfeln und von mager gerösteten Brühen leben müssen.»
Quelle / Literatur:
Lusser Karl-Franz; Der Kanton Uri historisch, geographisch, statistisch geschildert; St. Gallen 1834, S. 47 f.
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1834
Karl Franz Lusser, Arzt und Historiker
Die Ernährung der Urner Bevölkerung
«Der urnerische Landmann ernährt sich durch die Erzeugnisse seines Viehs: Milch, Butter, Käse, der Wohlhabendere auch noch durch geräuchertes Schwein- und Rindfleisch von selbst gezogenen Thieren. Als Gemüse dienen: Kohl, Bohn, Mangoldkraut, Erdäpfel und frisches oder gedörrtes Obst, von eigenen Gärten und Bäumen. Etwas Brot, Mehl und Reiss nebst Salz wird noch hiezu angeschafft. An Festtagen ist dann eine Pastete oder doch etwas Gebackenes, z. B. mit Zieger und Gewürz gefüllte Kuchen (Krapfen) und süsser Wein das non plus ultra des Guten. Freilich giebt es auch viele Arme, die kein Rindvieh vermögen, und Jahr aus Jahr ein nichts haben, als im Sommer Ziegenmilch, im Winter Mehlbrühe nebst Erdäpfeln und magerem Käse oder getrocknetem Zieger. Caffee und Branntwein haben leider zum Nachtheil für Gesundheit und Oekonomie in neuerer Zeit immer allgemeinder den Weg bis in die entlegensten Thäler, und in die höchsten Berge gefunden. Letzterer war längs der Landstrasse freilich längst schon bekannt und beliebt. Diejenige Klasse, welche durch Umgang und Lebensweise mit Fremden bekannter ist, begnügt sich freilich nicht mit so einfacher Kost; denn für die Reize der Tafel ist der Urner nichts weniger als unempfindlich. Ja, er opfert denselben gerne manch anderes Vergnügen.»
Quelle / Literatur:
Lusser Karl-Franz; Der Kanton Uri historisch, geographisch, statistisch geschildert; St. Gallen 1834, S. 49 f.
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1834
Karl Franz Lusser, Arzt und Naturforscher
Gebäck an der Landsgemeinde
«Während der Landsgemeinde ist der dem Gemeindeplatz ganz nahe Hügel mit fremden und einheimischen Zuschauern angefüllt; etwas entfernter vom Ring ist ein ordentlicher Markt von Erfrischungen, Zuckerwaaren und Lebkuchen, auf welchem sich das junge Volk umhertreibt oft während den wichtigsten Verhandlungen über neue Gesetze und tief eingreifende Verordnungen. Mit Verdruss sieht der denkendere Patriot oder Vaterlandsfreund viele Jünglinge vom Lande erst an den Ring springen, ihre Rechte auszuüben, wenn es sich darum handelt, etwa einen Zoller oder einen Weibel zu ernennen, die zuvor durch Taback austheilen und um Gunst betteln, sich Anhang verschafft haben.»
Literatur: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 20, 16. 5.1970.
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 20, 16. 5.1970.
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1937
Eduard Renner, Arzt
Schneckenessen
«Michelini», ein bekannter Witzbold, Trinker und gelegentlicher Schlemmer, verzehrte bei einem Schneckenessen eine unglaubliche Zahl dieser leckeren, in Butter bereiteten Weichtiere. Es wurde ihm endlich sterbensübel, und er wurde für tot nach Hause getragen. Als der herbeieilende Priester ihm die letzte Oelung geben wollte, schlug er die Augen auf und sagte mit matter Stimme: „Um Gott’s Willä, nur nii-meh Feisses!”»
Michael Furrer aus Altdorf, genannt «Michelini» starb 1891.
Quelle / Literatur:
Renner Eduard, Ueber das Magische und Animistische, S. 104.
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1966
Ludwig Lussmann, Maler und Schriftsteller
Wacholderholz zum Fleischtrocknen
«Am Abend hing Grunzi kunstgerecht in hundert Stücke zerschnitten im Rauchfang über der Küche, der kohlschwarz verrusst und offen war bis unter das Schindeldach. Im Feuerloch, neben dem Kessiturner, wo üblich das „Erwellen” geschah, brannte ein vorsichtig bemessenes Feuer aus Wacholderchries, dessen vielspendender Rauch einen weihrauchhaltigen Geruch ausströmte. Neben Salz und Pfeffer verlieh dies den Hammen und Schinken die chüstige Würze und Dauerhaftigkeit.»
Quelle / Literatur:
Lussmann Ludwig; «Die Eisenrose», in: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 38, 19.9.1970.
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1969
Karl Iten, Buchautor und Grafiker
Das Backen der Urner Pastete
«Eines Tages ist es dann endlich soweit: Die Mutter heizt den grossen Giltsteinofen tüchtig ein und schiebt die Pastete durch das Ofenloch in die verglimmende Glut, dass bald ein köstlicher und unbeschreiblicher Duft in ganzen Schwaden das Haus durchzieht, während das Gebäckstück im Ofen ein appetitliches, goldenes Braun annimmt. Es ist schwer zu sagen, wem diese Pastete den grösseren Genuss bereitet: der schnuppernden Nase, dem Auge oder dem Gaumen. Ein tüchtiger Schuss Most im Teig verleiht dem Gebäckstück seinen einmaligen und unwiderstehlichen Geruch. Dass diese Rezepte noch aus anderen Zeiten stammen, mag folgender Hinweis aus einem alten urnerischen Kochbuch beweisen. Als Angabe, wie lange man ein Gebäckstück im Ofen zu lassen habe, bis es fertig gebacken sei, steht dort der lakonische Satz: „Hernach ein Rosenkrantz lang nit aufgethan!” Ich kann mir die fromme Köchin lebhaft vorstellen, wie sie, den Rosenkranz betend, vor dem Backofen steht, umflossen von Schwaden verführerischer Düfte, die der auf gehenden Pastete entsteigen! Ein wahrlich bemerkenswertes Bild, in dem sich Himmlisches und Irdisches innig verbindet!»
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie "Rings um ds Ürner Chuchigänterli", in: GP Nr. 52, 24.12.1969.
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1970
Karl Iten, Buchautor und Grafiker
Spezialitäten beim Fleischtrocknen
«Es ist aber klar, dass jeder wieder sein ganz spezielles, persönliches Hausrezept besitzt, auf das er schwört, und von dem er glaubt, dass man nur mit seiner Hilfe das beste Trockenfleisch erhalte. Die verschiedensten aromatischen Gewürze werden dabei zu Hilfe gezogen, um dem Endprodukt etwas Einmaliges zu verleihen. Man kramt in den Gewürzbüchslein und den geheimnisvollen Säcklein auf dem Gestell das Nötige zusammen; der eine schwört auf feingeschnittene Zwiebeln und gehackten Knoblauch, deren beissende Schwaden schon beim Schnetzeln in Nase und Augen steigen; der andere zieht Wacholderbeeren und Gewürznelken vor; und zwar unbedingt vom besseren! — über das Fleisch. Wieder andere berichten, ein tüchtiger Schuss Kirschwasser sei ausschlaggebend, wolle man ein besonders gutes Dirrs erhalten!»
Quelle / Literatur:
Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 38, 19.9.1970.
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1979
Ruedi Geisser, Schattdrof, Lehrer
Altdorfer Beenäli-Suppä (Gedicht)
So, wiä zu jeedem Fisch d Schuppä
so gheert zu Altdorf d Beenäli-Suppä.
Weer si scho gha het, chat nit widerstaa,
weer si nit kännt, dr sett äinisch ha!
Hundert Jaar sind etz verbyy,
sit üss Aafäng, schlicht und chlyy,
yysers Wärch entstaandä-n-isch.
Säg, wiä mängisch het am Tisch
jeddä gsäit, wo ässä tuät:
«Myyner Seel, diä isch d guät!
Hilft dr Seel und fillt dr Büüch ...
Gottloob git's nu dr Suppä-Brüüch!»
Nach hundert Jaar sell-m-är's verziä,
dass miär äs Bitzli stolz sind hiä.
Ds Gwärbi het das Wärch ja träit
und immer wiider ds Ja-Wort gsäit.
Eb guäti oder schlächti Zyttä,
d Suppä chunnt, si chunnt bizyttä,
Chind und Cheegel, Fräuw und Ma
selled Boonä-Suppä ha!
Mängä Brüüch hed miässä fliä,
d Zyt tuäd rännä ... und de wiä!
Alts und scheens vergaad wiä Ankä,
d Wält säit: «Leider!» oder «Dankä!»
D Nyywzyt hed gar mängs vertribä,
yyseri Suppä, diä fisch blibä;
alt-èrprobt und eewig jung:
Suppä haltet äim im Schwung!
Und wenns chlämmt ... weer bringts zum Chlepfä?
Sicher diä, wo gand ga schepfä.
Was da d Chuchi anäträit,
wird sèrwiärt mit Luscht und Fräid.
Diä, wo choched, diä, wo schepfed ...
wissed, dass si niämert schrepfed ...
Jeedä wäiss, wo uumäspringt,
dass är hiä a Taat vollbringt,
wo nyt z tuä hed mit dä Frankä,
mit em Rüäm und zweemal «Dankä».
Nai, mer macht ganz äifach mit,
wyl trotz hochmoodärner Zyt
hälffä scheen und neetig isch,
wenn äs fir ä Mitmänsch isch.
So de hemmer hundert Jaar,
und wäred also Jubilaar ...
Doch, miär chent statt jubiliärä
äu ä Blick i Zuäkunft riärä.
Alles säit: S muäss wyttergaa!
Guät, äs sind ä Hüüffä daa.
D Frag isch nur: Weer isch derbyy,
wenn äs haisst am Poschtä syy?
Ich wett diä jungä Lyt üffchlepfä:
Chemed äinisch äu cho schepfä!
S isch än Eeräsach, ä Hit
und mer fyylt sich wool dèrmit.
Garantyy gäbts de sogar:
grad nu äinisch hundert Jaar.
Quelle / Literatur:
100-Jahr-Jubiläums der Altdorfer Suppenanstalt vom 17./18. November 1979.
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NAHRUNGSMITTEL-PRODUKTION
FISCHFANG UND FISCHZUCHT
JAGD
KULINARISCHES
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