Urner Kaffee
ALLGEMEINES
Der Urner Kaffee unterscheidet sich von den anderen Zubereitungsarten. Das Kaffeepulver wird mit dem Wasser aufgebrüht, statt es nur anzubrühen.»
So wird ein Urner «Schwarzes» gebraut: Das Wasser wird zuerst zum Sieden gebracht, dann wird das Kaffeepulver hineingestreut und nochmals auf gekocht. Wenn es soweit ist, nimmt man die Pfanne vom Feuer und rührt leicht um. Dabei sieht man auch gleich, ob der Kaffee die richtige Farbe hat. Dann wird eine Schöpfkelle voll kaltes Wasser darauf gegossen — der Kaffee wird «verchlipft», damit sich das Kaffeepulver in der Pfanne setzt. Man lässt den Kaffee noch kurze Zeit stehen und siebt ihn dann ab. Der echte, urchige «Ürner Kafee» ist von einem ziemlich hellen und durchsichtigen Goldbraun. Er wird nach Belieben mit Zucker gesüsst.»
Dem «Schwarzen» können auf vielfältige Art Beigaben zugegeben werden, wie «ä Gutsch Branz», vor allem «Träscht», «Chriter» oder «Zwätschgä». Andere Zugaben können Rotwein («Wy-Schwarzes»), Kakao-Pulver («Caco-Schwarzes») oder dunkle Schockolade «Tschoggäladä-Schwarzes»). Zum Urner Schwarzen passt allerdings nicht der Kaffeerahm («Café crème»).
Der «Ürner Milchkafee» wird zum Morgenessen oder zur Rösti am Abend aufgetischt. In einer Milchpfanne wird wenig Wasser gekocht. Dann wird das Kaffeepulver darüber gestreut und alles nochmals aufgekocht. Die Milch dazu geben und alles bis zum Siedepunkt erhitzen. Zuletzt das Getränk in einen Milchkrug absieben. Der Urner Milchkaffee wird ungesüsst getrunken.
Wenn der Urner je einmal wenig Kaffee getrunken hat, dann war jedenfalls nie seine Abneigung zu diesem Getränk schuld; schon eher das mangelnde Geld. Denn die begehrten, braungerösteten Bohnen waren seit jeher teuer.
Heinrich Danioth lässt in seinem «Urner Krippenspiel» die heiligen Drei Könige, Chaschper, Melk und Balz, die Feststellung machen: «Diä heiligä dry Keenigä mit ihrem Schtärn, hent Schpäck und Schnaps und Kafee gärn!»
Der Kaffee findet auch in den Volksliedern von Berti Jütz Erwähnung. So heisst es im bodenständigen Urner Bataillonslied:
«Und wemmer nyt zum Dryschlah hend,
so nämmers gärä gmiätli.
Bi Chäs und Branz und Kafeetampf,
da singet mer äs Liädli.»
Und sogar in der weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannten und beliebten Urner Landeshymne «Zogä-n-am Bogä» taucht ein für die Kaffeezubereitung notwendiges Requisit auf, wenn vom ausgelassenen Tanzen der Jungen die Rede ist: «Und wenns der Pfarer nit mag liidä, so gändem ä Kafeemili z’triibä!»
Das Kaffeetrinken nahm zeitweise im Kanton Uri sehr bedenkliche Formen an und wurde zusammen mit dem Schnaps zur Volksplage. Der Altdorfer Arzt Dr. Anton Elsener beklagte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts «über das ehedem ewige Kaffeegesäuf in den ärmsten Hütten, wie in den Häusern der Reichen». In seinem 1811 erschienenen Buch «Medizinisch-topographische Bemerkungen über einen Theil des Urnerlandes» warnt er insbesondere die Urner Frauen vor den Gefahren des Kaffeetrinkens.
Von den Ärzten als gesundheitsschädlicher Volksverderber hingestellt und angeprangert, vom Volke selber als Medizin gelobt und in alle Himmel gehoben — das alles ist der Urner Kaffee!
Literatur:
Literatur: Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 8, 21.2.1970; Bild: Porträt der Landammannsfamilie Josef Anton Müller von Felix Maria Diogg um 1785 (StAUR Kantonale Kunst- und Kultursammlung StA 1959).
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