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Gebäude aus dem Alten Uri



Abgegangene Landleutenmatte
Altdorf
Plätze  / Versammlungsort
1532 erste schriftliche Erwähnung der Landleutenmatte mit Standorthinweis. Sie war ein völlig umschlossenes Areal mit einem Zugangstörlein hinter der Ankenwaage. Seit dem frühen 17. Jahrhundert konnte der Ankenwäger die Landleutenmatte teilweise nutzen, zunächst als eine Amtsentschädigung, später erhielt er die ganze Matte um Zins. Pferde, die Butter und Käse auf den Markt brachten, durften auf ihr weiden. 1798 wurde die Landleutenmatte unter den obrigkeitlichen Liegenschaften aufgeführt. In den Jahren 1800/01 bestritt die Gemeinde, dass die Landleutenmatte Nationalgut sei, und beanspruchte diese als Gemeingut. Sie verblieb im Nationalvermögen, kam unter die Distriktsliegenschaften. 1803/04 Wiederaufbau des ausserhalb des Areals gelegenen Gadens.1831 erhielt der Wagmeister die Erlaubnis, längs der Mauern Spaliere zu pflanzen. 1868 kommt die Landleutematte vom Bezirk an den Kanton. Auf der Landleutematte fanden Ratszusammenkünfte (1556) und Landsgemeinden (1569, 1815, 1857) statt. Im April 1901 wird die Landleutematte für den Bau eines Post-, Telephon- und Telegraphengebäudes an den Bund verkauft.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 88 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Abgegangenes Strickerhaus
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Auf dem Grundstück an der Schächenthaler Landstrasse lastete eine alte Zinspflicht von zwölf Vierteln Nüssen. Spätestens im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts stand das Haus im Besitz der Familie Stricker.
Das Haus verfügte am Dorfbach über ein eigenes Waschhaus (am Haus dorfseits angebaut).

1579/80: Gedeon Stricker (später Landammann, + 1616) lässt das Haus neu bauen oder rückseits erweitern.
1589: Gedeon Stricker versieht das Haus mit einer kostbaren Innenausstattung.
nach 1616: das Haus gehört den Erben von Landammann Gedeon Stricker; es übernehmen zunächst je zur Hälfte die Söhne, Säckelmeister Johann Jakob Stricker (verheiratet mit Anna von Angeloch, + 1628) und Johann Stricker (später Landammann, 1585-1651).
1635: die Erben von Johann Jakob Stricker verkaufen ihren halben Teil an Johann Stricker, fortan alleiniger Besitzer.
Nach 1651: Nach dessen Ableben im Besitz von verschiedenen Vertretern des Geschlechts Stricker.
Nach 1756: Nach dem Aussterben der männlichen Linie des Geschlechts gelangt das Haus an Maria Kunigunda Stricker, Witwe von Johann Sebastian Jauch, beziehungsweise an ihren Sohn, Carl Joseph Jauch-Crivelli (später Landammann, 1728-1783), der 1758 hier Wohnsitz nimmt.



1792: Heinrich Lauener übernimmt die Liegenschaft;
1799: Das Haus bleibt vom Dorfbrand verschont.
1812: Franz Maria Jauch-Bessler (1766-1843), Sohn des Vorbesitzers C. J. Jauch, kauft es zurück;
1843-1849: Besitzer ist dessen Sohn, Leutnant Karl Jauch;
1853: Erwerb der Liegenschaft durch Schreinermeister Michael Echser; erbaut wohl auf der Liegenschaft ein zweites Haus (an der Strasse, im Bereich der Hellgasse 10/12);
1856: auf der Liegenschaft stehen zwei Häuser und neu eine Säge.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 309 ff.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage; «Altorff der Haubt-Flecken im Canton Ury, 1785», Carl Aloys Triner ad Nat. pinx.


   


Ankenwaage / Hexenturm
Altdorf
Öffentliche Gebäude  / Diverse öffentliche Gebäude
Da das Rathaus nicht am Markt stand, war das Waaghaus jener obrigkeitliche Bau, welcher die verbindlichen Masse und Gewichte enthielt und von welchem her auch eine Beaufsichtigung des Marktes stattfinden konnte. Wohl frühestens um 1500, nach dem Dorfbrand von 1488, dürfte der Ankenwaage die Kanzlei mit Archivgewölben und Gefängnis beigegeben worden sein. Vermutlich übernahm die Ankenwaage im 16. Jahrhundert auch die Funktionen einer Sust.
In dem Gebäude aus zwei Kuben befand sich auch die alte Kanzlei. In ihr fanden gelegentlich Sitzungen des Geheimen Rats statt. In ihrem unteren Gewölbe wurden neben dem Staatsschatz Urkunden und Siegelpetschaften, auch das gesegnete Landespanner (Juliuspanner) und die andern Landespanner aufbewahrt.
Die Ankenwaage besass zudem einen grossen, für Zusammenkünfte dienlichen Raum. Hier tagten nebst andern die Delegierten aller Bruderschaften. Im 18. Jahrhundert befanden sind im Gebäude drei Beamtenwohnungen (Ankenwäger und zwei Standesläufer). Weiter enthielt es Gefängniszellen. 1798, während der Franzosenzeit, diente die Kanzlei den fremden Truppen als Brotmagazin und die Ankenwaage als Gefängnis. Im Dorfbrand von 1799 brannte die Ankenwaage im Innern aus, ihre Umfassungsmauern blieben bis ins 1. Obergeschoss intakt, im 2. Stock waren sie beschädigt. Die Kanzlei mit ihren Gewölben hatte Stand gehalten, beeinträchtigt wurden ihre Eisentüren.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52 ff.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Besslerbrunnen
Altdorf
Brunnen  / Dorfbrunnen
Nachdem 1567 die alte Gerichtslinde gefällt worden war, errichtete das Dorf mit Unterstützung des Lands an ihrer Stelle 1568 den ersten steinernen Brunnen. Ritter Walter Roll überwachte die Arbeiten. Der Brunnen wurde vom späten 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert „Platzbrunnen“ oder "oberer Platzbrunnen„ genannt. Er dürfte seit Beginn als Standfigur einen Fahnenträger, den im 16. Jahrhundert in der Schweiz beliebtesten Brunnenfigurentypus, aufgewiesen haben. Als landeshoheitliches Symbol stimmt er zudem mit dem Umkreis von Rathaus und Türmli zusammen. Brunnenstock und Figur scheinen in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erneuert worden zu sein, wahrscheinlich gestiftet von Dorfvogt Johann Heinrich Emanuel Bessler von Wattingen, der dem Fahnenträger seinen Schild beigeben durfte. 1757 wurde eine eiserne Trinkkelle samt Kette für den Platzbrunnen angeschafft. 1788 wird der Brunnen mit Figur als „Bild eines edlen Bessler“ genannt; der Name „Besslerbrunnen“ wird nun auch verwendet. Nachdem die Fahne in der Franzosenzeit hatte überstrichen werden müssen, erhielt sie 1803 wiederum auf der einen Seite das Urner Wappen, auf der anderen jenes von Altdorf. 1890 war vorgesehen, am geschichtsträchtigen Ort des Brunnens (Gerichtslinde) ein Telldenkmal zu errichten und den Brunnen zu versetzen. Nachdem für das Denkmal die Türmliwand bestimmt worden war, erübrigte sich die Brunnenverschiebung, doch schien die Figur des Fahnenträgers das Denkmal zu beeinträchtigen und wurde kurz vor der Enthüllung 1895 entfernt. Heute ziert diese den Treppengiebel des Historischen Museums Uri. Granitbecken und Sandsteinstock verblieben am Platz, 1959 wird der Brunnen (Achtecktrog) vollständig erneuert. Das neue Becken aus Gotthardserpentinstein wird mit Rücksicht auf den Verkehr nicht am alten Standort im Strassenraum, sondern beim Hauseck Tellsgasse 2 neu platziert.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 92 f.


   


Doppelhaus aus Stein
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Die beiden schmalen Steinhäuser dürften in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückreichen; ursprünglich wohl ein stattliches freistehendes, spätgotisches Gebäude, das erst zu einem späteren Zeitpunkt vertikal unterteilt wurde. Die Häuser haben die gleiche Mauerhöhe und ein gemeinsames Dach. Beim Steinhaus dürfte es sich um den Altdorfer Wohnsitz von Landammann Peter a Pro handeln. Die zugehörende Hofstatt lag entfernt, ausserhalb der Landleutenmatte, im Bereich des Baumgartens (HB 10).
Die beiden Häuser 17/15 haben die gleiche Mauerhöhe; Dachtraufe und First sind durchlaufend. Beide Häuser weisen vorder- und rückseitig eine Fensterachse auf. Die Fensterbänke liegen in beiden Häusern auf übereinstimmendem Niveau. Zu dem von Strassenräumen umgebenen Haus gehörte ein Gärtlein unterhalb der «Metzg», an Dorfbach und Kirchstrasse.

1588: der Schwiegersohn von Peter a Pro, Ulrich Püntener, ist Inhaber des Hofs.
Um 1600: Da das Steinhaus keinen Umschwung hat, genügt es um 1600 den Ansprüchen der Oberschicht nicht mehr.
1672: die Aufteilung in zwei schmale Häuser ist seit 1672 belegt.

Haus Nr. 17, seit 1672
ab 1672-1747: Erwerb des ans Plätzligässli grenzenden Hauses für den Kaplan der Schmidpfründe.
1785: einheitlicher Baukörper, unter einem Dach, allerdings giebelständig zur Strasse, das Ölgemälde der Vogelschau 1785 gibt das Dach zur Strasse traufständig wieder.
1799: beim Dorfbrand zerstört. Der Pfründe fehlen die Mittel zur Wiederherstellung.
1801: Verkauf an Johannes Schillig und seinen Sohn Franz Maria.
1803: Das Haus figuriert unter den wieder aufgebauten Häusern. Josef Herger erwirbt einen Teil des Hauses.
1807: Johannes und Franz Schillig verkaufen ihren Hausanteil an die Gebrüder Thade, Jost und Franz Straumeyer um 400 Gulden.



Haus Nr. 15 seit 1672.
Um 1730: das Haus gehört Joh. Caspar Sutter, Soldat in der päpstlichen Garde zu Bologna, hernach seiner Witwe, die sich mit Sebastian Senn wiederverheiratet hat.
Um 1746: Zukauf eines Gartens beim Plätzli.
1747: Verkauf des Hauses im Auftrag der Töchter Sutters für 500 Gulden und 20 Gulden Trinkgeld an Joh. Balthasar Jauch.
Vor 1799-1801: Besitz von Glasermeister Caspar Jos. Stattler; beim Dorfbrand zerstört;
1803: Das Haus wird unter den wiederhergestellten aufgezählt.
1829: Stattler veräussert das Haus um 1630 Gulden an Josef Maria Trösch;
1839: Weiterverkauf um 2’200 Gulden; das schmale Haus Ist neben den Eigentümern von fünf Mietern bewohnt.
Spätes 19. Jh.: Das Haus gehört dem Kunstschlosser Kaspar Denier.
Um 1950: Fenstervergrösserungen.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 174 ff.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Ehemalige Gerbe
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Gerberei
Der Beisasse Gerbermeister Heini Leuw errichtete eine Gerbe spätestens um 1580. Da er Land für den Bau der Kapuzinerstrasse abtrat, wurde ihm und seinen Kindern und seinem Bruder Fridli 1584 das Urner Landrecht geschenkt. Beim Bau der Kapuzinerstrasse - im unteren Teil als Hochdamm errichtet - wurde ein gemauerter, bogiger Durchlass errichtet, durch welchen eine ebene, karrengängige Verbindung mit Winkel und Dorf gewährleistet blieb. Vor dem Dorfbrand stehen zwei Häuser, beide giebelständig Richtung Dorf ausgerichtet. Das untere, breitere, mit fünf Fensterachsen ist über Steinsockel ein Holzbau mit zwei Wohngeschossen, das obere, schlankere, mit bloss drei Fensterachsen erscheint als Steinbau, als so genannter Steinstock, wie solche für Gewerbebauten gebräuchlich waren. Ob auf dem Anwesen damals noch eine Gerbe betrieben wurde, ist unsicher. Immerhin trug es noch den Namen „Gerbe“. Im Dorfbrand 1799 brannten die beiden Häuser aus.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 213 f.


   


Ehemalige Gerbe
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Gerberei
> siehe ehemalige Gerbe

   


Ehemaliger Sitz Landammann Püntener
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Das gegenüber der «Krone» (= obere Hälfte des heutigen Gasthofs Löwen) gelegene Haus gehörte 1509 Landammann (Johannes) Püntener (1459-1515 + Schlacht bei Marignano). Sein Wohnhaus dürfte - mit ansehnlichem Strassenanstoss - ein stattliches Holzhaus dargestellt haben. Wahrscheinlich wurde es noch von einem seiner Söhne bewohnt. Da das Haus jedoch über keinen Umschwung verfügte, vollzog sich in der Besitzerschicht eine Veränderung. Im späten 16. Jh. wurde die Liegenschaft zweigeteilt. Den hinteren Teil (mit Feuergerechtigkeit) erwarben die Nachbarn (Rollsches Haus), die hier eine Schmiede führen liessen, das strassenseitige Haus übernahmen Gewerbetreibende. 1631 ist die Trennung belegt.

Um 1560: Eigentümer ist Hans Jakob Gelonig der anscheinend noch ungeteilten Liegenschaft. Er musste das Schüttsteinwasser, wie sein Nachbar in einem unterirdischen Kanal in den Dorfbach leiten.

Literatur Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 180; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Erstes Rathaus
Altdorf
Öffentliche Gebäude  / Rathaus
Ein erstes Rat- und Richthaus dürfte das Land Uri spätestens im ausgehenden 14. Jahrhundert besessen haben. Als Sitz der Landeshoheit hatte es eine Doppelfunktion. Es diente als Sitz der politischen Führung und diente der Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit. Erstmals urkundlich erwähnt wird das „Richthus“ 1407 bei einer Gerichtshandlung. Am heutigen Standort ist das „Rathus“ 1508 belegt.
1517 erwarb das Land das am Markt gelegene Anwesen mit Turm (Türmli) und jenen Teil seines Gartens, der vor der Rathaushofstatt lag. Hiermit konnte vor dem Rathaus ein grösserer Vorplatz geschaffen werden. 1535 erfolgten grössere Bauarbeiten.
Im Rathaus aus Holz mit Stufengiebel wurden ausserordentliche Landsgemeinden abgehalten. Ebenso besammelte sich hier die Dorfgemeinde. In den oberen Geschossen befanden sich die Ratsstuben, welche nicht nur Landammann und Rat und dem 15er-Gericht dienten, sondern auch vom Dorfgericht (Gemeinderat) mitbenutzt wurden. Wahrscheinlich enthielt das Rathaus bereits auch die Wohnung des Oberweibels. Um 1600 erfolgte ein weiterer Um- und Ausbau. Da das Rathaus „von Holltz“ nach der Mitte des 17. Jahrhunderts „bauwlos“ (sehr reparaturbedürftig) geworden war, wurde es wohl in den Jahren 1676/77 aus Stein erbaut.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 19 f.; Bildnachweis: «Der Uhr-alte Haubt Flecken Altorff, nach einem alten Gemähl kopiert von F. Xav. Triner 1593.» (HMU).


   


Erstes Schulhaus am Kirchweg
Altdorf
Schulhäuser, Bildungsstätten  / Schulhaus
1516 wird ein Schulhaus gegenüber dem nachmaligen Beroldingerpfrundhaus an der Kirchhofmauer erwähnt. Ob das Haus am mittleren Kirchenaufgang als Schule erbaut worden war oder in ihm als bereits bestehendem Gebäude die Schule eingerichtet wurde, ist nicht bekannt. Anfang 1799 enthielt das als alt und baufällig bezeichnete Schulhaus drei Schulstuben und die Wohnung des Lehrers der Grundschule. Vom Dorfbrand wird es schwer betroffen. Die Schule wurde vorerst ins Frauenkloster verlegt. 1822 wurden die schadhaften Mauern abgerissen. Sein unterer Teil blieb weiterhin bestehen, er wurde der Kirche für Deponierung von Baumaterialien überlassen. 1859 erwarb die Kirche, gemeinsam mit dem Spital, vom Distrikt dieses Areal. 1860 lehnte der Kirchenrat ein Gesuch des Spitals ab, über der Baute einen Dachstuhl zu errichten. 1887 wurden die beiden Schwibogen entfernt und ein Flachdachschopf errichtet.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 58; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Frauenkloster St. Karl
Altdorf
Klöster  / Frauenkloster
Nach der Brandkatastrophe in Attinghausen vom 20. Dezember 1676 fanden die 38 Schwestern Aufnahme in Altdorf. Nicht nur die Klosterfrauen und Kapuziner bevorzugten wegen der grösseren Sicherheit und der erleichterten seelsorgerlichen Betreuung eine Niederlassung in Altdorf. Eine solche wurde ebenso sehr von Altdorf und seinen führenden Gesellschaftskreisen angestrebt, aus denen ein guter Teil der Schwestern stammte. Man erhoffte sich die Führung einer Mädchenschule. Zudem hoben zwei Klöster das Ansehen des Hauptorts.
Ende Jahr stimmte die Altdorfer Dorfgemeinde einstimmig der Übergabe der Hl.-Kreuz-Kapelle an die Klosterfrauen zu. n und ihnen auch erlaubt, von den anstossenden Gütern Land für den Klosterbau zu erwerben. Die Schwestern erhalten ebenfalls die Erlaubnis für den Klosterbau Land zu erwerben. Der Standort kam der Kapuzinertradition entgegen, neue Niederlassungen an Stelle eines bereits bestehenden Gotteshauses anzusiedeln. Auch die Ortsnähe entsprach den für Kapuzinerinnenklöster geltenden Bedingungen; einzig die angrenzende Hauptverkehrsader, die Gotthardstrasse, mochte für das klösterliche Leben nachteilig sein.
Mit der Gemeinde Altdorf wird im Januar 1677 ein Vertrag geschlossen. Das Kloster darf demnach keine weiteren Grundstücke in Altdorf mehr erwerben und muss sich der Altdorfer Wächter- und Feuerordnung unterziehen. Zudem wird eine Lehrtätigkeit für die Dorftöchter erwartet. Auf Begehren der Klosterfrauen erteilt das Dorf ein Brunnenrecht.

Danach beginnen die Grabarbeiten für die Fundamente, wozu sich die beiden Bauherren, P. Michael Angelus Schorno und Johann Caspar Brücker, einfanden und sich des Baus annahmen. Schorno dürfte auch gemeinsam mit der Klosteroberin Sr. Regina Wallier bei der Planung entscheidend mitgewirkt haben. Wer den Klosterplan entwarf, ist jedoch nicht überliefert.
Am 20. März 1677 erfolgt die feierliche Ecksteinlegung. Die Neubauten scheinen bis Ende 1677 unter Dach gewesen zu sein. 1678 erfolgte der innere Ausbau, der im Spätherbst abgeschlossen war. Die Gesamtkosten des geräumigen Klosterbaus scheinen die hohe Summe von rund 50‘000 Gulden erreicht zu haben. Die Gelder wurden durch die Almosensammlung in Klöstern und Stiften und bei Privaten in der Schweiz aufgebracht, sicher auch durch Spenden von Altdorfer Familien, der Gemeinde Altdorf und des Landes Uri und anderer Kantone. Weiter gewährten Angehörige des Patriziats Darlehen zur Fortsetzung des Klosterbaus Darlehen.
Im November 1678 erfolgte der feierliche Einzug ins Kloster. Den Dorfbrand vom April 1693, der vor allem die nahe Schmiedgasse erfasste, überstand das neue Kloster unbeschadet. Ein Jahr später, am 24. Mai brennt jedoch das Frauenkloster St. Karl bis auf die Grundmauern nieder.

Mit nur 25 Gulden Barschaft und 1‘510 Gulden Schulden vom letzten Klosterbau musste an die Wiederinstandsetzung gegangen werden. Mit 8‘000 geliehenen Gulden konnte man die Wiederherstellung ausführen. Des Bauwesens nahmen sich an der Guardian des Kapuzinerklosters, P. Johann Hector Wüörner, und Johann Heinrich Püntener (im Vogelsang), Bruder zweier Klosterfrauen. Da das Mauerwerk noch allseits gut und fest erhalten war, richtete man als erstes in aller Eile die Dachstühle wieder auf, stellte hernach Küche und Refektorium her, letzteres wurde in drei Abteile gesondert, einen Raum für die Frau Mutter, eine Ess- und Arbeitsstube und ein gemeinsames Dormitorium.
Ende November können die in Altdorf verbliebenen Schwestern das Frauenkloster wieder beziehen. Die Ausbauarbeiten dauern jedoch noch zwei Jahre. Nach Ostern 1696 erfolgt die Rückkehr der in andern Klöstern untergebrachten Schwestern. Nach dem Ende der Bauarbeiten kann die Klausur wieder eingeführt werden. Beim Wiederaufbau wurde das Refektorium wohl vom (unterkellerten) gartenseitigen Flügel in den nicht unterkellerten kirchenseitigen Flügel verlegt worden sein. Auch der Abortturm dürfte frühestens 1694 errichtet worden sein. 1704 Bau der Klausurmauern hinter der Kirche. 1756 blieb ein grosser Brand im Küchenkamin ohne Folgen. 1762 Errichtung eines Kreuzwegs in der Krankenstube.



1799 befand sich das Kloster unter den wenigen Gebäuden, die vom Dorfbrand nicht erfasst wurden. Seine Räumlichkeiten hatten in der Folge für vielfältigste Funktionen zu dienen: Als Lazarett für französische, russische und österreichische Truppen, als Ratsstube (Kornschütte im 2. Stock), als Gericht, als Wachtlokal (untere Redstube), als Büro der weltlichen Behörden (danebenliegende Mägdestube), als Schulstube der Knaben (Predigtsaal), als Unterkunft für die Väter Kapuziner und für obdachlose Familien, zudem als Aufbewahrungsort des Kirchenschatzes der Pfarrkirche und geretteter Habseligkeiten von Privaten. Die Klausur musste sieben Jahre aufgehoben werden. In der Folgende laufende Verbesserungen und Erneuerungen. 1900 Anbau mit zwei Schulstuben, in Verlängerung der Hauptfront, mit Neuerstellung der Treppenverbindung zwischen den Schulräumen des Klosters und des Schulannexes. 1904 Errichtung einer weiteren Schulbaute mit zwei grossen Schulstuben, im vorderen Bereich des Wirtschaftshofs, längs der dorfseitigen Klostermauer sowie Einrichtung einer Zentralheizung.1907 Einführung von Wasserleitungen ins Klostergebäude, Badeeinrichtung. 1911 Einrichtung einer Hostienbäckerei. 1914 elektrisches Licht in Küche und Refektorium. 1953 Fassadenrenovation der Klostergebäude. 1958, anlässlich der Verbreiterung der Gotthardstrasse, Zurückversetzung der Klostermauer. 1964 Beginn einer Inneninstandstellung des Klosters. 1977 Personenlift. Ab 1985 Fortsetzung der Instandstellung in den Innenräumen.
1996 Umgestaltung der Gewölbekeller in Meditationsräume. Auch das Frauenkloster St. Karl blieb von Nachwuchsmangel nicht verschont, 2002 entschlossen sich die Schwestern die Gemeinschaft aufzugeben. 2004 verliess die letzte Kapuzinerin das Kloster. Für die zukünftige Nutzung wurde die kirchliche Stiftung Frauenkloster St. Karl gegründet.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 S. 313 ff. Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.; Foto: Slg Bilddokumente 111.30-BI-8251 (um 1900).


   


Fremdenspital, Spittel
Altdorf
Spitäler  / Fremdenspital, Spittel
Um 1490 (nach dem Dorfbrand von 1488) erbaute die Gemeinde, mit grosser Unterstützung durch fromme Personen und einem Beitrag des Landes, einen Spital. Es war hierfür ein zwischen Kirchenbezirk und Hauptstrasse gelegenes Areal, unterhalb des engeren Dorfbereichs, verfügbar, „im Sal“ genannt. Es dürfte ursprünglich zum Herrschaftssitz im Winterberg gehört haben. Möglicherweise war es um 1490 Allmend oder konnte günstig, allenfalls als Schenkung übernommen werden. Der damals errichtete ansehnliche Bau vermochte bereits ein halbes Jahrhundert später nicht mehr allen Bedürfnissen zu genügen. Man fügte daher um 1546 in einem Abstand von ca. 6 m in paralleler Ausrichtung einen weitgehend gleich dimensionierten Neubau an. Am Spitalbau beteiligt war der Luzerner Werkmeister Hans Schliffer (+ 1549).
Im Dorfbrand blieb das Mauerwerk (Umfassungsmauern und Hauptunterteilungen des Innern) bestehen, die Dächer und der innere Ausbau sowie grosse Lebensmittelvorräte, drei Nebenhäuser und der grosse Holzschopf wurden ein Raub der Flammen. Den Schaden veranschlagte man auf 16‘000 Gulden. Als eines der ersten Gebäude wurde der Spital gleichzeitig mit der Kirche 1799 vor Winteranfang provisorisch eingedeckt. Die Wiederherstellung konnte nicht sogleich erfolgen, weil der Spital für die Kirchenwiederherstellung Geld leihen musste und seine sonstigen Mittel zur Almosenausteilung an die verarmte Bevölkerung, die Pflege von Kranken und Verwundeten (im Scharfrichterhaus) und Einquartierungen benötigt wurden. 1803 trifft der Spitalrat Massnahmen für die Instandstellung des Fremdenspitals.
Im Oktober 1804 war der Spital wieder bewohnbar und im Oktober wieder für Fremde geöffnet. Anfang April 1806 anerboten sich die Klosterfrauen zum Oberen Heiligen Kreuz, eine Stube des oberen Baus auf eigene Kosten zu einem Schulraum auszubauen (nicht zustande gekommen). Der Spital überlässt der Armenpflege um Zins mehrere Zimmer, zwei Küchen und Keller. 1819/20 Wiederherrichtung einer Wohnung für den Bettelvogt im oberen Haus.
Mit der Eröffnung des Kantonsspitals 1872 gab der Fremdenspital die Spitalfunktion ab.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 76.


   


Fünfte Kirche (Vorgängerbaute Pfarrkirche St. Martin)
Altdorf
Kirchen  / Pfarrkirche, katholisch
Wie ihre Vorgängerinnen befindet sich die Kirche im unteren Dorfbereich auf einer letzten Hangstufe der steilen Eggbergflanke. Sowohl in dieser erhöhten Randlage wie mit ihrem grossen Volumen bestimmt sie das Bild der alten Siedlung.
1602 beschlossen die Kirchgenossen teils aus gutem Glauben sowie christlichem und katholischen Gemüt, teils aus «sonderbarer erheischender Nottwendigkeit» den Chor und die Sakristei «zu erneuern und zu erweitern. Der Chor dürfte, wie andere Urner Gotteshäuser, vom Erdbeben von 1601 schwer beschädigt worden sein. Das mochte für die wohlhabende, in diplomatischen Missionen und fremden Diensten weit gereiste Oberschicht den Anstoss zu einem möglichst glanzvollen Neubau geboten haben. Zum «Baumeister» (Bauherrn) wurde der damalige Kirchenvogt Hans Peter von Roll ernannt.
Da die neugebaute Ostpartie mit Chor, Sakristei und den beiden Seitenkapellen in ihren Proportionen mit dem verbliebenen gotischen Langhaus nicht mehr zusammenstimmten, beschlossen die Kirchgenossen, auch dieses dem neuen Konzept anzupassen. Im Grundriss war die Kirche identisch mit dem gotischen Vorgänger, man hielt die Grundrissausmasse der ganzen Chorpartie inklusive Sakristei und Turm bei.
Auch der 16 m breite Langhaussaal wurde übernommen, nach Westen jedoch um gegen 6 m verlängert (Länge 36,5 m). Beibehalten wurde auch die Kreuzform. Das Portal überdeckte ein Vorzeichen, welches die Ecke gegen das Querschiff ausfüllte (1603).
Der Turm stieg ohne Gliederung 28,19 m hoch (1. Hälfte 14. Jh.) und beinhaltete gemauerte Glockenstube, Spitzhelm mit uhrbesetzten Wimpergen. Die Kirche besass zwei Eingangsportale.
Für den Hochaltar schuf Meister Antonio Castello die beiden grossen Plastiken für 50 Gulden. Andere Altäre hat man zum Teil erst provisorisch wiederaufgerichtet. Auch die Kanzel behielt man bei. Nicht mehr verwendet wurden jedoch die alten Altartafeln, die alten Leuchter und die alten Bänke.
Da auch der gotische Kirchturm gegenüber der neuen Kirche sich zu niedrig ausnahm, beschlossen die Kirchgenossen 1605, auch den Turm in Mauer zu erhöhen und mit neuer Uhr, neuem Glockenstuhl und neuem Helm mitsamt Kreuz und Drachenköpfen (Wasserspeiern) zu versehen.
Die Gesamtkosten des Kirchenneubaus erreichten eine Höhe von ca. 28 300 Gulden. Zur Finanzierung dieses grossen Unterfangens war bereits 1603 eine einprozentige Vermögenssteuer erhoben worden, die 15’000 Gulden ergab, dann 1606 für den Turm nochmals eine solche, niedriger bemessene, die erneut 6000 Gulden einbrachte. Über dem schoss das Land noch 3000 Gulden zu und die Gesellschaft der Schneider und Schuhmacher 300 Gulden, sodass aus dem Kirchengut nur 4000 Gulden entnommen werden mussten.
Mehrkosten ergaben sich auch aus der Unvertrautheit der Steinhauer mit den ihnen übertragenen Aufgaben und dem Umstand, dass die Steinhauerhütte entfernt lag und die Koordination der Lieferungen zu wünschen übrigliess. Weiter musste man Handwerker zum Teil in grosser Eile unter teuren Bedingungen (1 Testone (Dicken) pro Tag) herholen.
Beim grossen Dorfbrand im April 1799 fing der Turmhelm Feuer, die brennenden Schindeln griffen auf jene des Kirchendachs über. Dachstuhl und Holzgewölbe des Schiffs stürzten brennend ein. Die gesamte Innenausstattung wurde zerstört. Stehen blieb das Steingewölbe des Chors und jenes der Sakristei, wodurch die Ausstattung der letzteren sowie Archivalien, Kirchenschatz, Paramente und dortige Gemälde verschont wurden.

1605: Antoni Schmid von Ury lässt auf eigene Kosten die Mauern der alten Antoniuskapelle abtragen und hernach wieder neu aufrichten. Er lässt sie sodann auch auszieren, vermutlich durch die damals im Langhaus tätigen Stuckateure Bianchi.
1607: die Nebenaltäre erstellt und geziert, auf Kosten von Persönlichkeiten der Urner Oberschicht. der regierende Landammann Gedeon Stricker stiftet den Niklausaltar, Alt Landammann Sebastian Heinrich Kuon den Marienaltar nordseitig. Statthalter Hans Conrad von Beroldingen den Katharinenaltar in der Katharinenkapelle südseitig, daher auch Beroldingerkapelle genannt, und die Gebrüder Anthoni, Bernhart und Jost Schmid den Antoniusaltar in der Antoniuskapelle nordseitig, seither auch als Schmidigen Kapelle bezeichnet.
1607-1609: Errichtung einer neuen Orgel.
1609: Der Tabernakel wird geschaffen.
1611: der Visitationsbericht zollt der neuerbauten Kirche allerhöchstes Lob. Es schliessen sich kleinere Anschaffungen und Ergänzungsarbeiten an.
Um 1620: wohl als Stiftung von Pfarrer Leonhard Fründ wird an der Aussenmauer der Sakristei eine Sonnenuhr angebracht;
1620: Der Einbau der Empore und der bemalten Glasscheiben, sowie eine neue Salveglocke bilden den eigentlichen Abschluss des Kirchenneubaus. Zur Empore schenken die Kirchgenossen von Schattdorf 36 Stück Holz. Einweihung der neuen Glocke.
1621: Gegen ein hohes Entgelt wird der spanische Gesandte Alfonso Casati in der Pfarrkirche bestattet.
1629: Während der Pest wird die Pfarrkirche mehrmals mit Wacholder und Besen ausgeräuchert.
Zur damaligen Zeit werden nicht nur die Pfarrherren, sondern auch andere Geistliche noch in der Kirche bestattet, so Seelmesser Sebastian Mart.
1651: der Leib des Katakombenheiligen Florianus kommt aus Rom in die Pfarrkirche; Altar der Katharinenkapelle.
1662: Translation eines weiteren Katakombenheiligen, Mamillianus;
1687: Durch Seelmesser Peter Führer kann ein dritter Katakombenheiliger, Theodorus, aus Rom empfangen werden,
1663: grosse Orgelerneuerung unter Wiederverwendung einzelner Teile. 1665/66: grosse Turmrenovation;
1667: Der Visitationsbericht bezeichnet die Kirche als sehr schön.
1687: Ausstuckierung des Gewölbes im Langhaus, aus Mitteln der ehemaligen Obern Hl.-Kreuz-Kapelle; in diesem Zusammenhang entfernte man auch die erbeuteten Fahnen und Standarten, welche in der Pfarrkirche «oben an dem Gewölbe aufgesteckt gewesen». Auf Martini ist war das Werk vollendet.
1689: Anschaffung eines neuen Hungertuchs; das alte Hungertuch schenkte man der Pfarrei Erstfeld.
1708: die neue Kanzel wird erstellt; Helm des Glockenturms wird gänzlich neu gedeckt. Die Arbeit wird ohne Gerüst ausgeführt, von in Seilen gehängten Sesseln her; mit einer Linealleiter wird Knopf und Kreuz heruntergeholt.
1729: grössere Dachinstandsetzung mit Lärchenschindeln; das Holz schaffte man von Wassen herbei.
1754: die Kirche wird mit freiwilligen Spenden neu verglast, Einbau wohl lichtdurchlässigerer Scheiben, die aus dem Süden bezogen wurden, der Transport muss ab Irnis (Giornico) bezahlt werden.
1770: Einbau einer neuen Orgel.
1779: Landammann Martin Fridolin Brand-Tanner stiftet eine mehrteilige Hl. Grabarchitektur, die jeweils in der Karwoche vor dem Hochaltar aufgestellt wird.
1774: Schäden durch Erdbeben; herabfallende Stücke der schweren Stuckaturen, die dem Zeitgeschmack ohnehin nicht mehr entsprachen;
1792: Beseitigung des Stucks. Den stärksten Modernisierungsakzent setzten neue Altäre, die dem Altarbauer Carlo Andrea Galetti aus San Fedele im Valle d’ Intelvi (in der Nähe von Como) übertragen werden. 1794: neuer Nikolausaltar auf der Südseite;
1794/1796: Neuerstellung des Hochaltars;
1796: Der konstanzische Weihbischof Wilhelm Joseph Leopold Willibald von Baden weiht die sechs Altäre von neuem ein und fügt jedem ein Reliquienbehältnis ein.
1799: Schwere Beschädigungen beim Dorfbrand vom 5. April 1799.



Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 58 ff. Zeichnung: graue Flächen Grundriss gotische Kirche, schwarze Linie Grundriss der heutigen Kirche, nach der Volage in: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 66.


   


Gasthaus zum Hirschen
Altdorf
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
Das früheste Zeugnis für dieses Haus liegt in der um 1600 entstandenen Haustüreinfassung vor. Erbauer des Steinhauses war Hans Burnot, genannt Fide. Das Dorf erteilte ihm um 1620 wegen gewisser, den Dorfbach betreffender Auflagen die Erlaubnis, vor seinem neu gebauten Haus von den Marktständen das Standgeld einzuziehen.

Um 1650: Das Haus gehört Landesfürsprecher Heinrich Kuon (+ 1677) und seiner Frau, Maria Ursula von Roll (+ 1685).
1685: Ihre Erben verkaufen das neben dem Tellenbrunnen gelegene Wohnhaus mit Garten, Stall, Höfli und Brunnen an Leutnant Joseph Anton Bessler (Sternenbessler, + 1687 in Morea) um 2800 Gulden.
Bessler übergibt im Oktober 1685 seinem mit seiner Schwester verheirateten Schwager Franz Jos. Bessler von Wattingen; von ihm geht es an dessen Sohn Carl Anton (* 1687).
1721: Carl Anton Bessler errichtet ein «Well- oder Waschhaus» im Garten.
1785: Das Haus ist im hohen, viergeschossigen, zur Strasse giebelständigen Bau verbildlicht, dessen untere Traufseite frei steht. Die Darstellung stimmt im Wesentlichen mit dem heutigen Bestand überein.
1788: das Haus gehört Hans Joseph Imholz (genannt Holzer), vermutlich Wirtshaus Hirschen.
1799: Im Dorfbrand wird das Haus schwer beschädigt. Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 159 f; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Gotische Kirche (Vorgängerbaute Pfarrkirche St. Martin)
Altdorf
Kirchen  / Pfarrkirche, katholisch
Eine vierte Kirche wurde zur Zeit der Romanik, wohl im 12. Jahrhundert gebaut (Grabungsergebnis).
Vor 1317: Errichtung eines Nebenaltars, des Marienaltars auf der Nordseite. Es folgte eine Stiftung von drei Ewig-Lichtampeln zum Gedenken an die Schlacht am Morgarten.

Im 14. Jahrhundert Neubau einer weit grösseren gotischen Kirche (Grabungsergebnis). Treibende Kraft war wohl nicht die an Einfluss verlierende Fraumünsteräbtissin, sondern jene Oberschicht, welche bereits die Pfründe auf den Marienaltar gestiftet hat. Möglich dass dazu auch Landammann Johannes von Attinghausen gehörte, der in Altdorf ebenfalls einen Sitz hatte. Diese Kirche besass zunächst drei Altäre.

Hochaltar: geweiht den Hl. Martin, Johannes d.T., Andreas, Margarethe, Franziskus und Clara
Nördlicher Marienaltar
Nebenaltar auf der Südseite: geweiht dem hl. Nikolaus und dem hl. Jakob als Nebenpatron.

In der nördlichen Ausweitung des Kirchenschiffs wurden in der Folge zwei weitere Altäre errichtet, die man als Kapellen bezeichnete.
Katharinenaltar (Katharinenkapelle): am Turm ansetzend; Nebenpatroninnen Hl. Anna, Elisabeth und Ottilie; wohl schon schon vor 1359 bestanden.
Antoniusaltar (Antoniuskapelle): Dem hl. Antonius Abt, geweiht; Nebenpatrone Hl. Thomas und Jakob.

Um 1370: Die Kirche dürfte ein Geläut von mindestens zwei bis drei Glocken besessen haben. Nach alter Verabredung mussten die Kirchgenossen für den Unterhalt des gemauerten Baukörpers und des Dachgezimmers aufkommen, während das Fraumünster die Kosten des Dachdeckens zu übernehmen hatte. 1423 entledigte sich die Äbtissin beim Verzicht auf den Zehnten zu Gunsten des Leutpriesters, dieser Auflage.
1469: Altar in der Mitte des Langhauses (Sechster Seitenaltar); am Laurentiustag diesem Heiligen geweiht, später der mittlere oder Seelaltar genannt. Nebenpatrone: Hl. Fabian und Sebastian, Dorothea, Theodul und Rochus, Elftausend Jungfrauen, Barbara und Jodok.
1480: Erwähnung einer Orgel («Organist von Ure»);
um 1500: Errichtung einer neuen «unser Frowen Tafell», an die mehrere Zuwendungen gemacht werden.
1513: Erste Abbildung der Altdorfer Kirche (Diepold Schillings Luzerner Chronik).
1521: Kirchenpfleger Magnus Murer, St. Gallen, überbringt der Pfarrkirche Altdorf, auf Bitte des Landes Uri, wegen der Engerlinge einen Armknochen des hl. Magnus.
1556: der Turmhelm wird neu gedeckt und der Turmknopf aufgesetzt.


Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 58 ff. Darstellung in Stumpfs Schweizer Chronik (1548), StAUR Slg Graphica 12.01-N-3060. Zeichnung: schraffierte Flächen Grundriss romanische Kirche, schwarze Linie Grundriss der heutigen Kirche, nach der Volage in: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I S. 66.


   


Haus am Eck
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Zur Vorgeschichte des Hauses bestehen wenig gesicherte Angaben. Vor dem Dorfbrand 1693 stehen auf dem Areal deren drei Häuser. 1785 sind es zwei Häuser: ein niedrigeres, dreigeschossiges, zur Strasse traufständiges mit fünf Fensterachsen und - am Eck zum Rathausplatz - ein hohes, viergeschossiges, die Strassenfront giebelständig mit vier Fensterachsen. Eines der beiden Häuser, vermutlich das Eckhaus, hatte ein Brunnenrecht.
Beim Dorfbrand von 1799 wurden beide Häuser zerstört.

1559: Haus und Hof von Borius Stricker, die einseitig an das Haus von Hans Madran und anderseitig an jenes von Marx Tischmacher grenzen.
Um 1580: die Anstösser Strickers sind Anthoni Judici und Caspar Fürwes;
Frühes 17. Jh.: das Haus von Borius Stricker geht an Walthard Stricker über.
1694: ein Haus gehört den Erben von Hans Peter Stadler. vor 1799: das Eckhaus befindet sich im Besitz des Spediteurs Caspar Hartmann, das anschliessende Haus Joseph Anton Arnold (1732-1806 Spitalvogt).
1799: Im Dorfbrand werden beide Häuser schwer beschädigt. Spitalvogt Arnold kann den Eckhausplatz erwerben..

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 170 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus Bessler von Wattingen (ehemalige Nuntiatur)
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Bauherr und Besitzer Emanuel Bessler von Wattingen (1569-1629); zeitweise Wohnsitz des in Altdorf residierenden päpstlichen Nuntius, das Gebäude wird deshalb auch als Nuntiatur bezeichnet. Weitere Angaben folgen.

   


Haus des Harnisters
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Schmiede, Schlosserei
1567 erste schriftliche Erwähnung des unter der «Metzg» gelegenen Hauses, das Schlossermeister Busslimenter gehört hatte. 1573 war es ein der Obrigkeit gehörendes Gebäude, als «miner Herren Haus» bezeichnet, in welchem der «Harnister» (Waffenschmied) sitze. Da die Liegenschaft ohne Hintergelände war, hatte sie einen ausserhalb des Fleckens gelegenen Garten.

um 1711: Dr. med. Karl Friedrich Lusser (1662—1739) besitzt die Liegenschaft.
1785: Das Haus erscheint in der Flucht der anschliessenden Häuser.
seit 1792: Besitzer ist der Spediteur Xaver Hartmann;
1799: Im Dorfbrand zerstört.



   


Haus Fähnrich Peter Schmid
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Erster bekannter Besitzer des Hauses war um 1575 Fähnrich Peter Schmid. Damals Erwähnung auch des Gässchens, das zwischen diesem Haus und auf Seite des Rathausplatzes hindurchführt.

1605: das Haus gehört den Erben des 1597 verstorbenen Hauptmanns Peter Schmid (später Schmid von Bellikon).
1785: dreigeschossiges, niedriges Haus mit flacher Dachneigung, offensichtlich ein Holzbau.
1788: Landschreiber Josef Maria Epp ist Besitzer des Hauses (+ 1794).
1799: Im Dorfbrand zerstört.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 162 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus im Drakenloch
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Schmiede, Schlosserei
Das Haus ist bereits im späteren 18. Jahrhundert als Schlosserdomizil (mit Feuergerechtigkeit) belegt. Im Dorfbrand 1799 wurde es zerstört, 1801 wiederaufgebaut und war 1803 fertig erstellt. Dem Haus war eine Schmiedewerkstatt angebaut. Neue Funktion als Kolpinghaus. Im Haus befand sich die legendäre Cabana-Bar. 1980 Abbruch.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 159.


   


Haus im Eselmätteli (EWA)
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Die Erklärung, der Name rühre davon her, dass am Palmsonntag der Palmesel mit Christus um diese Matte gezogen wurde, tritt erst im frühen 20. Jahrhundert schriftlich auf.
Das Areal, welches die ganze Reussseite der Herrengasse umfasst, war bis 1684 nicht überbaut. Es gehörte damals zur Hofstatt Herrengasse 12.
1684 verkaufte Johann Heinrich Bessler sein oberes Esselis Mätteli, an Landvogt Johann Franz Scolar (1652-1711). Der Hausbau dürfte noch im selben Jahr begonnen und bereits 1685 unter Dach gebracht worden sein (überkommener Ziegel mit diesem Datum). Architekt des Hausbaus war mit grösster Wahrscheinlichkeit der Bruder des Bauherrn, Pfarrer Johann Jakob Scolar.
Der nachfolgende Innenausbau beschränkte sich, wohl aus Kostengründen, auf die beiden unteren Geschosse. Im 2. Stock beliess man die Zwischenwände über längere Zeit bloss mit einem rohen Brettertäfer. Die Innenausgestaltung des 2. Stocks übernahm dessen Sohn, Johann Josef Florian Scolar (1683-1759, später Landammann). Er liess drei Zimmer mit gemalten Leinwandbespannungen auskleiden. Später, 1758, erstellte er dann noch mit dem Besitzer des unteren Eselmätteli ein gemeinsames Stallgebäude. Das dreigeschossige Haus hat schlanke, hohe Dimensionen, an den Giebelfronten vier, an den Trauffronten fünf Öffnungsachsen. An der der Strasse zugekehrten Trauffront sind die Öffnungen der Mittelachse als Türen ausgebildet: die Haustür rundbogig, eingefasst von sandsteinerner Quaderung.
In den beiden oberen Geschossen Rechtecktüren mit vorgelegtem Balkon; deren Gitterkörbe aus gebauchten, gebrochenen Vertikalstäben. Im Mittel- und an den Eckbereichen werden diese von vergoldetem Blattwerk überspielt. Auf den Brüstungen stehen geschmiedete Vasen mit Blütenzweigen, erlesene, poesievolle Gittergestaltungen des späten Rokoko. Am nordseitigen Giebel im 1. Stock glatt verputzter Fünfeckerker mit geschweifter Haube.

1711: Eigentümer ist Johann Josef Florian Scolar (1683-1759, später Landammann).
1764: seine Erben verkaufen das Anwesen um 7’900 Gulden an Carl Franz Müller-Brand (1738—1797, Hauptmann in neapolitanischen Diensten, später Landammann).
1770-1774: umfangreiche Ausschmückungen im Rokokostil im 1. und 2. Obergeschoss; Beizug der Tiroler Stukkatorentruppe von Joseph Scharpf und seinen Brüdern, der auch der Maler Josef Antoni Schuoler angehört (Kapelle zum Unteren Hl. Kreuz).



1787: Auch das untere Eselmätteli gelangt erbweise in den Besitz des Ehepaars Müller-Brand.
1799: das Haus bleibt als Einziges der 15 unterhalb des Dorfs gelegenen Herrenhäuser vom Dorfbrand verschont.
1865: grosse Renovation durch deren Enkel, Dr. med. Franz Müller-Nager, damals wohl Ersatz der bearbeiteten Sandsteinteile durch Granit.
1891: Übernahme der Liegenschaft durch den Sohn, Dr. iur. A. Müller-Arnold, für 35 000 Franken. Nachfolgend Renovation, zusätzliche malerische Dekorationen, Anschaffung historisierender Öfen bei Joseph Keiser, Zug.
1898: unentgeltliche Landabgabe für die Erweiterung der Spitalanlagen;
1918: Erwerb der Liegenschaft durch das Elektrizitätswerk Altdorf. 1966-1995: sorgfältig durchgeführte Restaurierungen. 1995: Herrichtung der Keller für öffentliche, kulturelle Veranstaltungen (Galerie Niedervolta).
1996/97: tiefgreifende Neugestaltung des Umgebungsbereichs, Überbauung mit Bürogebäude, Lager- und Werkstattbauten und Einstellhalle.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 135-149. Foto: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf. Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus im Huon
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Im 16. Jahhundert „Hun“. Die Bezeichnung dürfte nicht mit dem mittelhochdeutschen „Huen“ (Huhn) zusammenhängen, sondern mit einem althochdeutschen Personennamenstamm.
Im Jahr 1600 wurde im „Huhn“ ein repräsentativer Sommersitz erbaut. Der Bauherr ist urkundlich nicht überliefert. Er muss jedoch der politisch bestimmenden Oberschicht angehört haben, denn nur eines ihrer Mitglieder war finanziell in der Lage und prestigemässig daran interessiert, für sich und seine Familie einen kostspieligen Sommersitz zu bauen. Es wird daher Landammann Heinrich Püntener-Rüeplin (Oberstleutnant in Turin, + 1628) als Erbauer des Landsitzes Huon angenommen.
Nach 1784 bauliche Verbesserungen, die insbesondere 1799 intensiviert wurden, als im Dorfbrand vom 5. April sowohl das Wohnhaus der Witwe Müller-von Roll als auch das Rollsche Haus des Sohns Jost Antoni Müller-Gerig schweren Schaden erlitten und das „Huon“ für diese Familie als Dauerwohnsitz hergerichtet wurde (Kachelofen, neue Treppe, Einrichtung eines Antichambre im 1. Stock, Erstellung eines Waschhauses). Anschliessen ständiger Wohnsitz. Um 1840 neues Dach mit kleinem Krüppelwalm. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde neben dem Haus ein Ökonomiegebäude errichtet. 1906 Erwerb des angrenzenden Guts „Trögli“, Niederlegung der Trennmauer. Um 1930 Abbruch des Brunnenhäuschens. 1954 Neubau des Stalls, 1958 Erneuerung des hausnahen Ökonomiebaus. 1980 Wiederaufrichtung des Brunnenhäusleins. 1999-2000 sorgsame Gesamtrestaurierung des Landhauses und Umbau und Erweiterung des Ökonomiegebäudes zu einem Wohnhaus.Der am dorfseitigen Eck des hinteren Giebels angebrachte Abortturm wurde abgebrochen und durch einen Terrassenanbau ersetzt. Das Haus erhebt sich mit drei recht hohen Vollgeschossen (1600), es ist von einem Krüppelwalmdach (um 1840) bedeckt. Über gemauertem Erdgeschoss ist das Haus grösstenteils in Riegelkonstruktion errichtet (bis ins 19. Jh. auf Sicht belassen.

Urner Namenbuch, Band 2, Sp. 294.


   


Haus Imholz (Steinhaus lmhof von Blumenfeld)
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
1519 erstmals erwähnt. Vor dem Dorfbrand war das Haus ein hohe dreigeschossiger Steinbau, giebelständig zur Strasse. Im Dorfbrand 1799 hielten die Mauern stand, zerstört wurde jedoch der Innenausbau. In den Umfassungsmauern hat sich wohl ein Steinhaus des 16.Jh. erhalten haben Um 1800 wurde es um ein Geschoss aufgestockt. Das viergeschossige Haus steht traufständig zur Strasse, mit vier Fensterachsen. Es hat einen vorderen und einen rückseitigen Gewölbekeller.

1519 wurde das Anwesen als «Cuonrat Sennen Hus und Hofstatt» bezeichnet.
1535-1540: Besitzer ist Landschreiber Josef Gerig;
um 1560: Erwerb durch Landammann Caspar Imhof (1513-1562), Besitzer bereits des anschliessenden Hauses. Offensichtlich will er seinen Söhnen und ihren Familien ein repräsentatives Domizil bereitstellen. Die Familie teilt sich in zwei Linien: Landammänner- und Landvögtezweig;
Die beiden Häuser bleiben in gemeinschaftlichem Besitz.
1555-1590: Landvogt Christoph Imhof (1555-1590) sowie von Landammann Johann Franz Imhof (1601—1674);
Um 1723: «im Steinhaus beim Teilbrunnen» wohnen Goldschmied Franz Carl Imhof (Landvögtezweig) und seine Gemahlin Maria Theresia Imhof (Landammännerzweig).
1757: das Haus ist im Besitz von Leutnant Ludwig Bessler (Linie Sternenbessler), ab 1776: Ratsherr Joh. Anton Wolleb.
1785: hohes dreigeschossiger Steinbau, giebelständig zur Strasse.



1799: Im Dorfbrand halten die Mauern stand, zerstört wird der Innenausbau.
Vor 1803: Wiederherstellung durch Joh. Ant. Wolleb, wohl unter Aufstockung.
1822: Übernahme durch dessen Schwiegersohn Josef Maria Imholz, verheiratet mit Aloisia Wolleb. Noch immer im Besitz von Nachkommen.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 177 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus Karl Leonhard Müller
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Den ältesten Beleg für die Existenz eines Hauses bietet das Türgestell des Hauseingangs aus dem 3. Viertel des 16. Jh. An das Areal dieser Liegenschaft grenzt rückseitig das Gebäude der so genannten Spitalmühle (Vogelsanggasse 5). Im 17. Jh. gehörten Herrensitz und Mühle zusammen. Erster bekannter Eigentümer war Dr. med. Heinrich zum Brunnen (Landammann, 1575-1648). Als Stifter der Zum-Brunnen-Pfründe errichtete er die ständige Pfrundbehausung für den Kaplan im Mühlenbau. Hernach ging das Anwesen an die Kinder des einzigen Erben, Hauptmann Joh. Anton zum Brunnen (+ 1645). Es wurde von dessen Tochter Maria Magdalena und ihrem Mann Joh. Karl Schmid von Bellikon übernommen, der um 1684 als Eigentümer belegt ist.
Das Haus steht direkt an der Strasse, der es die Giebelseite mit vier Fensterachsen zuwendet. Die Traufseiten haben fünf Fensterachsen, die dorfseitige mit Haupteingang in der Mitte: spätgotisches Türgericht. An der nordseitigen Trauffront Hochrechtecktür mit gefasten Sandsteingewänden. An der Rückfront am nordseitigen Eck Abortturm. Hofeinfahrt mit Mauerpfosten, Gittertor von Wappen Müller-Muheim bekrönt.

1709: sein Sohn Franz Florian belastet das Anwesen mit einer Gült, die sowohl Herrenhaus wie Mühle betrifft.
1730: die Erben verkaufen Wohnhaus und Umgelände an Karl Joseph Bessler von Wattingen und dessen Gemahlin Maria Anna Xaveria Bessler, Tochter des Brigadiers. Die Mühle verbleibt im Besitz der zwei ledigen Töchter Franz Florians.
Um 1765: Nach dem Ableben von Maria Anna Xaveria Bessler, in 2. Ehe verheiratet mit Hauptmann Joseph Martin Stricker, erwirbt den Sitz Carl Franz Schmid von Ury-Furrer (1734-1803), Zeugherr und Landammann, Vater des Geschichtsschreibers Franz Vinzenz Schmid.



1785: Das Haus steht an der Strasse, mit Giebel und mit vier Fensterachsen, wie heute bestehend. Auch das Hofeinfahrtstor befindet sich an jetziger Stelle.
1799: Vom Dorfbrand wird das Haus schwer betroffen, bloss die Mauern blieben stehen.
1812: Landammann Carl Martin Müller kauft von den Erben Schmids den Hausplatz, Garten und Zubehör. Wiederherstellung des Hauses. Es wird Wohnsitz von Müllers Sohn Karl Leonhard Müller-Muheim (1802-1879, Handelsmann, Geschichtsforscher). Übernahme der Liegenschaft durch Sohn Karl Rudolf Müller-Muheim (1835-1905, Regierungsrat).

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 129-131; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage; Foto: Rolf Gisler-Jauch..


   


Haus Martin Gamma
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Der erste überlieferte Besitzer ist Jacob Schriber, später Ritter zum Hl. Grab, der im Sal um 1607 ein neues Haus als Wirtshaus Zum guldinen Löwen erbaute. Er ersuchte 1608 an der Tagsatzung um Scheibenschenkungen in seine schöne neue Herberge. Da die Führung einer Herberge (Tavernenrecht) in der Regel als Rechtsame auf einem Hausplatz haftete, ist anzunehmen, dass schon der Vorgängerbau Wirtshausfunktion hatte.
Das direkt an der Strasse situierte Haus hat an der Hauptfront fünf Fensterachsen. Das Erdgeschoss wird durch eine Gurte von den oberen Geschossen getrennt. Der Hauseingang befindet sich in der Fassadenmitte mit flacher Vedachung. Die Öffnung nischenhaft tief, die Tür an der Innenwand angeschlagen. Die Fenster des 1. Stocks sind durch Verdachungen ausgezeichnet. Alle Öffnungseinfassungen aus Granit. Das straffe Walmdach hat an der Vorderseite einen kleinen Quergiebel mit Fensterlunette. Die Seitenfassaden sind vierachsig. Die Rückfront mit kräftig vor¬tretendem dreiachsigem Risalit, dessen Fenster gegenüber dem Hauptbau verschoben und über der Dachtraufe von einem Dreieckgiebel bekrönt sind.

1625: Pannerherr (Carl Emanuel) von Roll (1579—1654, später Landammann) kauft «Ritter Schribers Wirtschaft» «im Sal unden neben dem Brunnen» und richtet sie zu seinem Sitz her.
Vor 1633: von Roll erhält von der Dorfgemeinde die Erlaubnis, das Abwasser des Salbrunnens zu beziehen. Da er in der Folge von diesem auch sauberes Wasser entnahm, fanden Verhandlungen statt. Ab 1654: Sohn, Franz Ludwig von Roll (1622—1695), übernimmt das Anwesen.
1686: erneut Verhandlungen wegen des Brunnenwassers. Gegen eine Zahlung von 50 Gulden belässt ihm die Dorfgemeinde dieses.
Nach 1695: Der Sitz geht als Erbe an seine Tochter Maria Theresia Sekunda von Roll (+ 1706), verheiratet mit Landammann Josef Anton Püntener (1660-1748);
Um 1754: Das Anwesen geht wohl an seine Enkelin, Maria Anna Schmid von Bellikon und Böttstein, und ihren Gemahl, Oberstleutnant Franz Heinrich Gerig (1710—1763) über.



1797: der eine Schwiegersohn dieses Ehepaars, Franz Martin Schmid von Ury, verkauft das Wohnhaus und Zubehör bei dem Spitalbrunnen an Landammann Carl Franz Müller (1738-1797).
Nach dem Ableben Müllers übernimmt sein Sohn Leutnant (Jost) Müller (+1827, in französischen Diensten) das Haus.
1799: Im Dorfbrand wird das Haus zur Ruine.
1815: Das Haus ist noch nicht wieder aufgebaut.
1820: Die Gemeinde mahnt Besitzer Müller, das Gemäuer zu sichern.
1838: Erwerb des Hausplatzes durch Bezirkssäckelmeister Joh. Josef Walker (1796-1867).
1844/46: Errichtung eines Wohnhausneubaus sowie einen Mehrzweckneubau (ursprünglich für Pferdefuhrhalterei, danach für die Lithographieranstalt Gebhard Lusser).
1900: Kauf des Anwesens durch Martin Gamma (1856-1937, Herausgeber der «Gotthardpost», später Landammann), Einrichtung der Druckerei im Nebengebäude.
2004: Das Nebengebäude mit Druckerei wird durch den Enkel Dr. Max Dätwyler und die Dätwylerstiftung umgebaut und dem Kunst- und Kulturverein Uri zur Verfügung gestellt.

- Haus für Kunst Uri

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 135-149. Foto: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf. Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus mit Schmiede
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Schmiede, Schlosserei
Erstmals erwähnt wird das unterhalb der «Metzg» gelegene Haus mit Hofstättchen, das der Mühle von Hans Ludi gegenüberlag, 1567, damals im Besitz von Peter Gurtenmund, dem es 1573 noch gehörte. 1695 war das Haus noch mit einer Schmiede verbunden, Eigentümer war Meister Jacob Gnos, 1711 seine Witwe, hernach sein Sohn Johann Jacob (1749-1760), daraufhin Schiffsgeselle Antoni Gyssler. Im späteren 18. Jahrhundert erwarb Josef Maria Imhof, Ratsherr und Handelsmann, das Anwesen.

1785: das Haus steht giebelständig zur Strasse;
1799: Beschädigung beim Dorfbrand.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 173; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus Oberst Epp (Crivelli-Haus)
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Der Sitz verfügt an der bergseitigen Partie der Herrengasse über das weiteste Umgelände. Auch das Herrschaftshaus übertrifft an Grösse alle anderen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit war Landammann Johann Konrad von Beroldingen (1558-1636, Gönner von Kirchen und Klöstern) Erbauer dieses Hauses. Papst Urban VIII. gewährte ihm 1634 den Bau einer Kapelle in seinem Haus. Später ist der Enkel Johann Konrads, Landammann und Oberst in spanischen Diensten, Karl Konrad († 1706) als Besitzer nachgewiesen.
Das Haus tritt mit eindrücklichen Dimensionen hervor. Seine drei Geschosse sind hoch, die strassenseitige Traufseite verfügt über sieben Fensterachsen, die Giebelfronten über deren 5. Eine besondere Eigenart stellt dar, dass das Erdgeschoss als piano nobile ausgezeichnet ist. Am Äussern wird dessen grosse Höhe deutlich ablesbar, und an der Eingangs- und der Strassenfassade ist es mit bauplastischen Zierelementen reich ausgestattet: in der Mitte des dorfseitigen Giebels die breite rechteckige Haustür, sie wird eingefasst von fugierten Pfeilern mit vorgelegtem Pilaster. Das Portal, ist von imposanter Grösse.
An der strassenseitigen Front haben die sieben Erdgeschossfenster Sandsteinumrahmungen. In den oberen Geschossen dieser beiden Fronten streng axial angeordnete Hochrechteckfenster mit schwach stichbogigen Stürzen. An der hinteren Giebelseite im Erdgeschoss eine rundbogige Tür mit gefaster Einfassung. An der Traufseite gegen den Garten haben die Fenster hölzerne Rahmen (nach Brand von 1799).

1694: die Altdorfer Kapuzinerinnen finden nach dem Klosterbrand Unterkunft in Oberst von Beroldingens Haus «an der Strasse nach Flüelen».
1745: Im frühen 18. Jh., nach dem Tod Beroldingens und dem finanziellen Zusammenbruch seiner Hinterlassenschaft, gelangt das Anwesen an die von Roll, als Besitzer tritt Konrad Emanuel von Roll (1702-1761, Hauptmann und Zeugherr) hervor.
1748: der Sitz gehört Carl Franz Müller-Jauch aus Urseren (1698-1761: Oberst in spanischen Diensten), Stammvater einer der beiden Zweige der Altdorfer Patrizierfamilie Müller.
1779: das Anwesen wird auf 9’600 Gulden veranschlagt, es dient als Witwensitz für Ursula Müller-Jauch.
1785: das Haus ist das dreigeschossig, traufständig zur Strasse mit sieben Fensterachsen, wie heute bestehend.



Ab 1786: Sohn Alois Müller (1759-1803, später Landesstatthalter) übernimmt das Haus.
1799: das Haus wird vom Dorfbrand betroffen.
1803: das Haus figuriert unter den wieder hergestellten Gebäuden.
Nach 1803: die Liegenschaft geht an den Sohn Alois über (1785-1845, später Landammann).
1828-1830: Ein Teil des grossen Hauses wird bereits im früheren 19. Jh. vermietet, Konstantin und Josephine Siegwart-Müller ein Stockwerk. Erwähnung der Baumallee.
1847: die Erben Müllers verkaufen den Sitz mit Haus, Stall, Remise und Waschhaus um 12'000 Gulden an Graf Karl Crivelli-Müller. Dieser schenkt ihn im selben Jahr mit allem Mobiliar seinem Sohn Karl mit der Auflage, dass dieser das ganze Haus seiner Mutter als Witwensitz zur Verfügung stellt. Es dient fortan auch als Sommerrefugium. Als langjähriger Mieter wohnt Landammann Josef Arnold (+ 1891) im Haus.
1910: Kauf der Liegenschaft durch Kantonsingenieur Dominik Epp.
1996: Von dessen Sohn Dominique erwirbt der Kunst- und Kulturverein Uri die beiden unteren Geschosse und den Estrich unter Wahrung der Bausubstanz für Ausstellungszwecke.
1998: Eröffnung des «Haus für Kunst Uri»
Seit 2004: wieder im Besitz eines Nachkommen von Dominik Epp.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 122-129; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus Tellsgasse 4
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Das Haus zeigt noch im 1. Viertel des 20. Jahrhunderts im Parterre Fenster; aufgelöst der Rundbogen um 1930. Das der Häuserreihe eingebundene, zur Strasse traufständige Gebäude ist dreigeschossig, seine Fassade (1801) hat fünf Fensterachsen, die Eingangstür in Fassadenmitte. Diese Disposition entspricht dem Zustand vor dem Brand, allerdings um ein Geschoss erhöht.

Um 1560: Erste Erwähnung, im Besitz von «Herrn Marti Lusser», wie sein Nachbar musste er sein Abwasser in einem unter der Besetze liegenden Graben in den Dorfbach abführen.
1570: die Liegenschaft wird als «Fähnrich Tschudi seliges Haus» bezeichnet.
1628: Jakob Lusser (wohl Sohn des vorgenannten Martin) ist Eigentümer.
Seit 1650er-Jahre: Wohnsitz des bekannten Goldschmiedemeister Joh. Carl Christen. Das Haus steht besitzmässig geteilt in eine vordere und eine hintere Hälfte. Die vordere gehört Christen, für die hintere ist 1686 und 1694 Julio Albertino als Eigentümer belegt.
1694: Der Teil Christens geht an seine Erben, wohl an den Sohn, Goldschmied Franz Carl Christen-Wolleb;
spätestens 1725: den vorderen Teil übernimmt Krämer Antonio Brigaldino.
1753: der vordere Hausteil ist im Besitz seiner Witwe; der hintere Teil gehört Caspar Antoni Madran



1785: Auf der Vogelschau ist das Haus zweigeschossig, hat fünf Fensterachsen, die Tür in der Mitte. Davon abweichend Aloys Triners Gemälde 1785 zeigt an seiner Stelle zwei Holzhäuser.



Um 1792: Johann Franz Bissig ist Besitzer des vorderen Teils;
1796: der hintere gehört Jost Balthasar Stattler.
1799: Im Dorfbrand wird das Haus schwer beschädigt. Nach 1799: den Wiederaufbau übernimmt Postverwalter Carl Franz Arnold, Schwager des J. F. Bissig; er verlangt von der Gemeinde Bauholz.
1803: das Haus von Posthalter Carl Franz Arnold ist wieder hergestellt.
1806: Teilung zwischen Carl Franz Arnold und seiner Schwester Victoria Bissig.

Literatur: Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 170; Bildnachweise: «Der Uhr-alte Haubt Flecken Altorff, nach einem alten Gemähl kopiert von F. Xav. Triner 1593.» (HMU); Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus Vinzenz Müller
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Der langrechteckige dreigeschossige Kubus mit Krüppelwalmdach steht giebelständig zur Strasse. An der Hauptfront sind fünf Öffnungsachsen in gleich bemessenen Abständen angeordnet. Das Eingangsportal in der Mitte mit feiner Umrahmung: Glatte toskanische Pfeiler tragen einen gestuft profilierten Segmentbogen. In den Vollgeschossen zieht ein illusionistisch gemaltes Sohlbankgesims durch, im Giebelgeschoss verbindet es bloss die drei Fenster. Die nördliche Traufseite hat sechs Fensterachsen, die dorfseitige fünf, mit versetzten Treppenhausfenstern in der Mitte. An der Rückfront angebauter Abortturm.
Früher gehörte zu dieser Hofstatt auch das Gut Eselmätteli, welches die ganze Reussseitige Front der Herrengasse einnahm. Dem Haus standen von der privaten Schiesshüttenleite zwei Röhren Wasser zu, die eine für einen allfälligen Hausbau im unteren Teil des Eselmätteli.

1531: gehört Marx Tischmacher; er geht eine Zinspflicht ein. Später zinst Landvogt Philipp von Mentlen (+ ca. 1616) von diesem Anwesen. Danach übernimmt es Hans Joachim Püntener (1584-1640).
1649: die Liegenschaft wird von Oberst Joachim Püntener bezeichnet mit «Haus, Hofstatt und Weinreben». Es übernimmt sie der Sohn, Hauptmann Heinrich Püntener-Püntener (+ 1674).
ab 1674: das Anwesen steht im Besitz von Landammann Joh. Heinrich Em. Bessler von Wattingen (+ 1684). 1693: Verkauf um 7’000 Gulden an Landesfürsprech Joh. Alexander Bessler (Linie der Sternenbessler). Erbweise geht der Sitz an den Sohn Johann Anton über.
1748: Verkauf um 7’600 Gulden und 100 Gulden Trinkgeld an Frau Anna Rosalie Tanner und ihren Gemahl Joh. Peter Brand (1713-1775), Kommandant in neapolitanischen Diensten, später Landammann.
1750: die neuen Eigentümer lassen einen neuen Steinbrunnen errichten (Baudatum).
1764: Brand erwirbt von Carl Alexander Bessler (Schwiegersohn des Johann Anton) das untere Eselmätteli für 2’400 Gulden.
nach 1775: Nach dem Tode Brands dient das auf 13’000 Gulden geschätzte Anwesen seiner Frau Anna Rosalie Tanner (+ 1784) als Witwensitz.



1785: Der Bau ist giebelständig zur Strasse stehende, die ringsummauerte Hofstatt hat ein unterhalb des Hauses situiertes Einfahrtstor.
1787: die Schätzung für das Wohnhaus beträgt 8’000 Gulden; es fällt erbweise an die Nichte Franziska Brand, Witwe von Landammann Jost Antoni Schmid von Uri, Gerichtsherr von Bellikon und Hausen.
1799: Beim Dorfbrand wird vor allem das Innere stark zerstört; das Haus wird wieder hergestellt.
1803: Das Haus figuriert unter den wieder hergestellten Gebäuden.
Seit 1812: Franziska Brands Sohn, Landammann Anton Maria Schmid (1762-1831), ist als Eigentümer belegt.
1835: das Gut erwirbt Landammann Jakob Anton Müller (1774-1848, seit 1806 verheiratet mit Franziska Schmid).
1848: die Liegenschaft geht als Erbe an die einzige Tochter Franziska, verheiratet mit Vinzenz Müller (1812-1871), später Landammann, dann an dessen Sohn Hauptmann Vinzenz Müller;
1908: das Haus geht an den Enkel Dr. med. Vinzenz Müller, Spitalarzt.
1909/10: Renovation.
1994: Erwerb des Hauses durch die Gemeinde.
1996/97: Restaurierung. Gesamtkosten 2,37 Millionen Franken.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 120-122; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Haus Von Roll
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
1560 erste Erwähnung eines bebauten Grundstückes. Kurz danach kommt die gesamt Liegenschaft in den Besitz von Ritter Walter von Roll. Ein Schiedsgerichtsurteil legt den Streit mit seinem Nachbar Jakob Bessler bei. Für das grosse Bauvorhaben mussten Material und Arbeitskräfte zum Teil von auswärts herbeigeholt werden. Steine liess Von Roll in luzernischem Gebiet brechen. Unter anderem besass er einen eigenen Steinbruch bei Merlischachen. Er beauftragte Martin Spariöl die Steine zu brechen. Diese wurden per Schiff nach Flüelen geführt. Steinmetze heuerte Roll im „Welschland“ (Norditalien) an. Die Bauarbeiten gingen nicht besonders zügig voran. Zum einen war der Bauherr in politischen und geschäftlichen Missionen häufig abwesend, zum andern trafen die Steinlieferungen nur stockend ein und waren manchmal unbrauchbar. Die Werkleute konnten manchmal zwei oder drei Tage nicht arbeiten, Von Roll musste sie gleichwohl bezahlen. Spariöl beschwerte sich über magere Entlöhnung. Roll zog schliesslich für die Arbeiten im Steinbruch noch einen zusätzlichen Baumeister aus Zug bei. Mit Spariöl entspann sich ein Rechtshändel, der auch die Vergütung für Werkzeug betraf. Gegen Frühsommer 1565 stand das Haus wohl unter Dach. Die inneren Ausstattungsarbeiten kamen wohl 1569 zum Abschluss. Das Haus (Grundriss 16 x 17 m) ist ein herausragender Steinbau („Palazzo der Herren Roll“) mit drei Vollgeschossen und einem Mezzanin (Halb- oder Zwischengeschoss), von einem niedrigen Walm überdeckt. Es wies erstmals italienische, zukunftweisende Stilformen auf. Die grossen, hochrechteckigen Fenster sind streng achsial angeordnet, die Strassenfront hat fünf Öffnungsachsen, in der mittleren das Eingangsportal, darüber im 1. und 2. Stock eine Balkontür. An den Gebäudeecken befindet eine grosse Wappenkartusche.



Im Lauf des 17. Jahrhunderts Erwerb einer Röhre Wasser von einer privaten Wasserleite, der so genannten „Lumpenleite“. Der Dorfbrand von 1693 machte unmittelbar vor dem Roll‘schen Haus Halt. 1696 wurde das Haus als „Palast der Herren von Roll“ bezeichnet.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 181 ff.; Bildnachweise: «Der Uhr-alte Haubt Flecken Altorff, nach einem alten Gemähl vopiert von F. Xav. Triner 1593.» (HMU); Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Holzhaus gegenüber der "Metzg"
Altdorf
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
Erster bekannter Besitzer des hölzernen Hauses, das strassenseitig gegenüber der «Metzg» stand und mit der oberen Seitenfront am Gässlein bei der Badstube, war 1549 Hans Meyer. Da das Haus, das rückseitig an das Plätzli grenzte, über kein Gartenareal verfügte, hatte es einen Garten im süssen Winkel.

1575: das Haus gehört dem Beisassen Metzgermeister Adam Straumeyer.
1595: das Anwesen besitzt die Witwe Straumeyers, danach der Sohn Adam, gleichfalls Metzger.
1642: das Haus gehört Fähnrich Stefan Straumeyer, auf ihn folgen Hans Marti Straumeyer;
um 1709: Florian Straumeyer.
1747: Eigentümer ist Meister Hans Rämi.
1785: Das Haus ist verbildlicht als bescheidenes dreigeschossiges Haus mit drei Fensterachsen, traufständig zur Strasse.
1789: letzter Besitzer vor dem Brand ist Meister Josef Maria Zurfluh.
1799: Durch den Dorfbrand beschädigt.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 177; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Kapelle bei Allen Heiligen mit Eremitinnenhäuschen
Altdorf
Klöster  / Männerkloster
Auf der Anhöhe, die über dem Dorf zwischen Pfarrkirche und Winkel («Rütti») befand sich eine kleine Kapelle „by Allen Heiligen“, samt einem zugefügten hölzernen Häuschen und einem Garten. Das Hofstättlein gehörte der Pfarrkirche St. Martin, zu der auch ein kleiner Weg führte. Da in diesem Bereich Quellen für die Wasserversorgung Altdorfs gefasst wurden, könnte der Kapelle ursprünglich ein Quellheiligtum zugrunde liegen, sie dürfte jedoch auch eine fromme Schutzfunktion ausgeübt haben gegen die Naturgefahren, welche für Altdorf vom darüber gelegenen Steinschlaggebiet ausgingen. 1578 sind Kapelle und Häuschen erstmals schriftlich belegt. In der geweihten Kapelle wurde der Allerheiligentag jeweils feierlich begangen. Sie besass auch einen Opferstock. 1579 brachte man als Opfer Naturalien, einen Hahn und eine Henne dar. Die als «uralt» bezeichnete Kapelle hatte ein Glöcklein. Nicht nur die Kapelle, auch das angefügte Eremitinnenhäuschen dürfte damals bereits eine längere Tradition aufgewiesen haben.
Im 3. Viertel des 14. Jahrhunderts sind im Hangbereich über dem Dorf schriftlich zwei Eremitinnen überliefert. Es ist anzunehmen, dass sie hier gelebt haben. 1578 wohnte in diesem Häuschen, das einen Ofen aufwies, seit langen Jahren Barbaly Baldegger. Die Pfarrkirche hatte es ihr um 5 Gulden Jahreszins verliehen. Sie scheint an der 1579 herrschenden Pest gestorben zu sein.
Im August 1581 bezogen die Kapuziner Häuschen und Kapelle, die ihnen bis zur Fertigstellung von Kloster und Kirche zur Verfügung standen. Die ·Kapelle Allerheiligen wurde 1584 letztmals erwähnt. Sie und das Häuschen dürften um 1584 niedergelegt worden sein. Ihr Standort ist im äusseren Chor der Kapuzinerkirche zu vermuten.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.1 S. 268.


   


Kapelle Mariahimmelfahrt
Altdorf
Kapellen  / Hauskapelle
Eine Kapelle beim Fremdenspital war von den Stiftern bereits um 1490 vorgesehen, sicher jedoch bei der Spitalerweiterung von 1546. Sie blieb zunächst, wohl wegen fehlender Mittel, unausgeführt. Den Bau der Kapelle übernahm dann Josue zum Brunnen, der sich neben seiner „Ewigen Muosspende“ auch verpflichtete, eine Spitalkapelle zu errichten. Diese sollte die Spitalhäuser rückseits zusammenschliessen. Er war auch bereit, die Kapelle mit Glocke, Kelch und Messgewand auszustatten. Sie sollte geweiht werden in der Ehre des Hl. Geistes, der Maria und der Heiligen Jacobus und Sebastian. Zum Brunnen wollte sich zudem um einen Ablass bewerben. Am Vorabend der Kapellenweihe musste jeweils eine gesungene Vesper und am Weihetag ein gesungenes Amt gehalten werden. Als Gegenleistung erbat der Stifter von den Dorfleuten, im Spital innert zwei Jahren eine Wohnung um gleichen Zins beziehen zu können. Der Kapellenbau folgte unmittelbar nach der „Ewigen Muosspende“ von 1584. Um 1590 erlaubte das Dorf den Herren zum Brunnen, an Samstagen im Spital eine Messe zu begehen. Da die Kapelle jedoch weder mit einer Pfründe noch mit einem Dotationskapital für den Unterhalt ausgestattet-war, blieben die Aufwendungen bescheiden.
Das Innere der Kapelle zeigte auf dem Altar das Gemälde der Himmelfahrt Mariens, es hatte eine Ewiglichtampel und an den Wänden zwölf Apostelkreuze (Weihekreuze). Der Dorfbrand von 1799 zerstörte das Kapellendach, auch die innere Ausstattung wurde beschädigt. Die Umfassungsmauern und das Gewölbe blieben bestehen. Wegen anderweitiger Beanspruchung der knappen Mittel wurde die Kapelle bei den Wiederherstellungsarbeiten am Spital bloss mit einem Dach versehen.
Erst 1836 wird der Schutt hinter der Kapelle weggeschafft sowie fünf Ölgemälde für den Altar erworben. 1843 begann eine grössere Instandstellung, neuer Altar. 1972/1974 im Rahmen der Gesamtrestaurierung Aussen- und Inneninstandstellung, Verzicht auf die Innendekoration des 19. Jahrhundert. Der Altar des 19. Jahrhunderts wurde durch einen Barockaltar aus der Dreikönigskapelle Wiggen LU ersetzt.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 78 f.


   


Kapelle zum Oberen Hl. Kreuz
Altdorf
Kapellen  / Klosterkapelle
Die durch Brand zerstörte Wegkapelle wurde in den Jahren 1615-1617 wieder aufgebaut. Bauherr war Hauptmann Josue Bessler (aus der Linie der Tübli-Bessler), Werkmeister Ulrich Ruffiner aus dem Val Sesia im Prismell. 1617 Abschluss der Bauarbeiten. Die Altdorfer Kapelle zählte somit im Norden zu den frühesten Kirchenbauten, die dem 1610 heilig gesprochenen Karl Borromäus geweiht wurden.

Neben den Hauptpatrozinien HI. Kreuz und dem gegen die Pest angerufenen St. Karl hatte die Kapelle von Anbeginn als Nebenpatrone die Festheiligen Sebastian und Rochus. Diese zweite Heilig-Kreuzkapelle wurde demnach zu einem Festheiligtum ausgebildet. 1619 stiftete Sebastian Heinrich Tresch, nachmals Landammann, eine Gülte, die zur einen Hälfte für Messen, zur andern für den Kapellenunterhalt bestimmt war, mit dem Ziele, gelegentlich einen eigenen Kaplan besolden zu können. Weitere namhafte Stiftungen ermöglichten jährlich 52 Messen.
Während der grossen Pest (1629) hielten Landammann Sebastian Heinrich Tresch, und vereinzelt am Leben gebliebene Räte im Freien vor der Kapelle zum HI. Kreuz und St. Karl ihre Ratsverhandlungen ab. Nach dem Bau des „unteren HI. Kreuzes„ (1629) bürgerte sich die Bezeichnung „zum Oberen hl. Kreuz„ ein. Die Kapelle wurde durch einen von der Dorfgemeinde ernannten Vogt verwaltet. Um 1665 Anlegung eines (wohl erneuerten) Urbars. 1668 erste Erwähnung eines Kaplans des Oberen HI. Kreuzes: Johann Jakob Scolar, nachmals Pfarrer und Architekt in Bürglen.
Die Kapelle, welche in grossem Ansehen stand, wurde 1677 von der Dorfgemeinde den Kapuzinerinnen als Klosterkirche übergeben, offensichtlich im Bestreben, dieses Heiligtum und seine kultischen Aufgaben aufzuwerten. Etwa ein Drittel (2000 Gulden) des Kapellenvermögens erhielt das Kloster, das übrige vorab die Kapelle zum Unteren HI. Kreuz.

Als Wegkapelle mit dem Eingang der Gotthardstrasse zugewendet, war sie Osten nach Westen ausgerichtet. Ihr Schiff entsprach längenmässig jenem der bestehenden Klosterkirche (ca. 9,3 m). In ihrer Breite (ca. 6,2 m) war die Kapelle um etwa 2 m schmäler als die Klosterkirche. Der Chor dürfte eine Länge von 4 bis 5 m erreicht haben. Es ist ein gerader Chorschluss anzunehmen. Wesentlicher Bestandteil der Kapelle war eine stattliche Vorhalle (Serliana). Mit der Kapelle HI. Kreuz und St. Karl entstand in Altdorf nach dem Neubau der Pfarrkirche (1602-1607) ein weiterer, in neuer italienischer Stilsprache gestalteter Kirchenbau.



Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 S. 306. Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Kapelle zum Unteren Hl. Kreuz
Altdorf
Kapellen  / Kapelle
1629 während der schlimmsten Pestepidemie der neueren Zeit in Altdorf, gelobten die Kirchgenossen, die auf dem Schützenplatz zusammengekommen waren, hier zur Abwendung der Pest dem Pestheiligen und Schützenpatron Sebastian eine Kapelle zu bauen und jeweils an dessen Festtag, dem 20. Januar, eine Prozession zur Kapelle durchzuführen und in ihr ein Hochamt zu begehen.
Neben den beiden älteren Pestkapellen - der Kapelle zum Obern Heiligen Kreuz und der zwischen Flüelen und Altdorf gelegenen Jakobskapelle - befand sich somit auf Altdorfer Gemeindegebiet eine dritte Pestkapelle.
Hauptfest der Kapelle blieb stets der Tag des Hauptpatrons Sebastian. Als Nebenpatron erscheint mit Rochus ein weiterer Pestheiliger. Der eine Nebenaltar war dem Marienkult bestimmt, der andere wird 1750 als Dreikönigsaltar bezeichnet, wahrscheinlich dessen ursprüngliches Patrozinium. An beiden Dorfzugängen erhob sich hiemit gleichsam ein Bollwerk gegen die Pest. Jeweils am Samstag wurde durch einen Kaplan eine Messe gelesen. Für Predigten, insbesondere an den Hl.-Kreuz-Tagen, wurden die Kapuziner beigezogen, was mit einem Lagel Wein abgegolten wurde. Häufiger als Messen wurden in der Kapelle Vespern gehalten.
Die Kapelle gehörte der Stifterin, der Dorfgemeinde. Diese ernannte einen Kapellenvogt, dem zwei Verordnete des Dorfgerichts zur Seite standen.
Auffallendstes Merkmal waren ursprünglich die gedrungenen, niedrigen Zwillingstürme an den Chorflanken.
Durch die 1648/1650 getätigten Veränderungen (Meister aus Val Sesia) vollzog sich am Äussern eine Akzentverlagerung. Aufgegeben wurden das für eine Kapelle äusserst seltene Motiv des Chorflankenturmpaars wie auch die kubische Markierung der Kreuzform.

1629: die Aushubarbeiten beginnen in diesem Pestjahr. Diese Arbeiten bezahlt die Kirche, weil die Erde auf den Friedhof geführt wird zur Bedeckung der zahlreichen Pesttoten. Bauherr ist Dorf- und Landvogt Johann Bernhard Schmid.
1632: Für die Sebastian-Kapelle beginnt sich der Name «zum Unteren Heiligen Kreuz» vermehrt durchzusetzen;
1635: Im März oder April hält sich der Weihbischof (Johann Anton Tritt von Wilderen) in Altdorf auf, möglicherweise weiht er die Hl.-Kreuz-Kapelle.
1637: Die Fertigstellungsarbeiten ziehen sich hin. Man erwartet zudem einen Schifftransport mit Sandstein für das Portal.
um 1648/1650: Das Vorzeichen weicht einer sich fast auf die ganze Eingangsfront erstreckenden Vorhalle. Turmumbau.
1640: ein Sigrist ist belegt.
1644: Heinrich zum Brunnen bestimmt bei der Stiftung seiner Familienpfründe, dass deren Kaplan jeden Samstag in der «Capelle S. Sebastiani auf der Schiesshütten» eine Messe lesen müsse.
1694: Turmrenovation im Zusammenhang mit der Anschaffung einer Turmuhr;
1698: Der Kapellenturmwird als Hochwacht benutzt.
1705: Am Glockenturm werden vier Vordächlein angebracht.
1747: Ausbau einer Dachlukarne;
1770: das Dorfgericht erteilt den Verordneten zum Hl. Kreuz die Erlaubnis, marmorierte Altäre erstellen zu lassen.
1755: Die Kapelle wird zum Oratorium der neu errichteten «Fraternität der Barmherzigen Brüder». Durch diese Bruderschaft erlangte der Kult der «schmerzhaften schwarzen Madonna», eine starke Intensivierung.
1799: Beim Dorfbrand wird die Kapelle in ihren Dachpartien schwer beschädigt, die beiden Glocken schmelzen, das Uhrwerk indessen bleibt erhalten. Weitgehend zerstört wird die Ausstattung.
Frühjahr 1801: der Turm und das Chorgewölbe werden mit 150 Läden bedeckt;
1803/04: Da die Arbeitskräfte - und auch die Mittel der Hl.-Kreuz-Kapelle - für vordringlichere Bauaufgaben, insbesondere die Kirche, gebraucht werden, erfolgt die Neuerrichtung des Dachstuhls;
1804/05: Erstellung des Lattengewölbes des Langhauses;
1818-1820 grosse Reparatur des Glockenturms; die Turmkuppel wird mit Sturzblech überzogen;
1829: Beschluss, in einem der vorgesehenen Altäre ein Bildnis des hl. Aloisius anzubringen, wahrscheinlich bereits im Hinblick auf den schlechten Zustand der Aloiskapelle (Gemälde von M. P. von Deschwanden).
1833: Da wieder ansehnliche Kapellengelder zur Verfügung stehen, wird beschlossen, den Hochaltar und die Kirchenstühle beförderlich erstellen zu lassen.
1849: Einweihung der drei Altäre; nach über 50-jährigem Unterbruch kann die Kapelle wieder dem Kult übergeben werden;
1850: die Verwaltung wird dem Gemeinderat übertragen, in dessen Ausschuss erhält neu der Pfarrer Einsitz. Festgehalten wird an der Messelesepflicht des Kaplans; gewahrt blieben die Rechte der Barmherzigen Brüder.
1852: Glockenweihe;
1889: in Anpassung an die neue Kantonsverfassung wird Aufsicht und Verwaltung der Kapelle dem Kirchenrat übergeben.
Frühes 20. Jh.: In der Kapelle finden in ihr vorab Christenlehre und Religionsunterricht statt.
1914-1918: Die Kapelle dient als Lebensmitteldepot der Gemeinde. 1915: Die Reformierten stellen das Ansuchen, die Kapelle käuflich zu erwerben, was im Hinblick auf die Jugendgottesdienste am Sonntagnachmittag abgelehnt wird.
1916: Aussenrenovation unter Leitung von Architekt Franz Müller;
1918: Auch auf den Vorschlag einer mietweisen Mitbenutzung wird nicht eingetreten.
1941: Erneuerung der Turmkuppel in Kupfer;
1942: Aussenrenovation;
1963: Innenrenovation, elektrische Heizung, neue Beleuchtung. Die Kapelle dient den fremdsprachigen Gastarbeitern.
1988/89: umfassende Gesamtrestaurierung mit Beiträgen von Bund und Kanton, geleitet von Architekt Paul Schilter, Altdorf, nach den Richtlinien des Urschweizer Denkmalpflegers Alois Hediger.


   


Kapuzinerkloster Allerheiligen
Altdorf
Klöster  / Männerkloster
Hauptinitiant für ein Kapuzinerkloster in Altdorf war Ritter Walter von Roll. Er erhielt dabei Unterstützung von Johannes zum Brunnen und Ambros Püntener und dem in Altdorf residierenden spanisch-mailändischen Gesandten Pompeo della Croce. Von Roll wandte sich dann an Kardinal Karl Borromäus, der sich der Bitte annahm.
1579 erfolgte der einstimmige Beschluss von Dorfgemeinde und Pfarrherr, sich mit allen Kräften um die Klostergründung zu bemühen. Ende Juli 1581 bezogen Pater Franz von Bormio und vier Mitbrüder aus der Mailänder Kapuzinerprovinz das Häuschen bei Allen Heiligen. Im darauffolgenden Februar erfolgte die Grundsteinlegung zu Kapuzinerloster und Kirche. Für Planung und Bauleitung verantwortlich war Pater Franz von Bormio.
Der Bauplatz entsprach der Verehrung der Urner für das alte Heiligtum. So blieb auch der Titel «Allerheiligen» der neuen Klosterkirche erhalten. Das Baugelände am steilen Berghang verlangte viele Erdverschiebungen und die Abtragung der alten Kapelle, um genügend Platz für den Bau von Kloster und Kirche zu gewinnen. Nach dem Aufbau trug man die alten Gebäulichkeiten ab, so dass der Neubau nicht genau an der Stelle errichtet wurde, wo der alte Bau gestanden war.
An die Kosten des Klosters gab es zahlreiche private Spenden, das Land Uri steuerte 300 Kronen bei mit Sicherheit hat auch die Gemeinde Altdorf Materialien und Geld gestiftet. Sobald das Klostergebäude unter Dach war, dürfte es von den Kapuzinern bezogen worden sein. Im Juni 1583 erfolgte die Einberufung eines Kapitels (Versammlung der Repräsentanten) nach Altdorf. 1584 bauten Land und Gemeinde in aufwendiger Konstruktion eine neue Strasse, die vom Kloster ins Dorf, zum Rathausplatz führte.

Das erste Kloster bestand aus einem einzigen, langgestreckten Gebäude, das parallel zur Kirche ausgerichtet war. Es lag bergwärts, hinter der Kirche. Der zweigeschossige Bau war einer Hangstufe angeschoben, die lange Rückfront des Erdgeschosses in den Berg hineingebaut. Der Klostertrakt war etwa 25,5 m lang.
Das Innere enthielt im Erdgeschoss im westlichen Bereich das mit Ofen ausgestattete Refektorium, ihm schloss sich die Küche an, die einen von Quellen gespiesenen laufenden Brunnen hatte. Im Obergeschoss des Gründungsbaus reihten sich an einen Mittelgang 22 Zellen (2,34 x 2,34 m). Die Zellen waren mit einem Laubsack und einer Wolldecke ausgerüstet. Weiter war hier ein kleines Gemach für die «Dienste der Priester». Auch das Dachgeschoss war ungewöhnlicherweise Wohnzwecken dienstbar. Hier befand sich der Schlafsaal (Dormitorium) der Novizen, daneben anscheinend noch Zellen. Zwischen dem Klostergebäude und der Kirche lag ein langrechteckiger Garten.
Obwohl der Klostertrakt räumlich vollumfänglich genutzt wurde, vermochte er nicht alle Bedürfnisse des sich entfaltenden Klosters aufzunehmen. In den beiden ersten Dritteln des 17. Jahrhunderts wurden benötigte Räume in Zubauten untergebracht. Im Estrich war die Bibliothek untergebracht. Für Fremde wurden im Westen zwei ebenerdige Zimmer errichtet. Für den Gebäudeunterhalt und die Reparaturen kamen je zur Hälfte Altdorf und das Land Uri auf.
Ungeachtet dieser kleineren Erweiterungen blieben die räumlichen Verhältnisse für die 22 bis 24 Konventualen, darunter etwa zehn Priester sehr prekär, was den Ordensoberen wie auch den weltlichen Behörden bekannt war. Vorhaben zur baulichen Verbesserung und Erweiterung des Klosters zerschlugen sich vorerst. Die Um- und Erweiterungsbauten kamen erst wieder im Januar 1737 in Gang, als der Provinzial Anton Maria Keller anlässlich einer Visitation in Altdorf bei den führenden Kreisen eine ernsthafte Bereitschaft zur Inangriffnahme dieser Aufgabe feststellte.
Vor allem alt Landammann Stanislaus Emanuel Püntener und Oberstwachtmeister Jost Sebastian Heinrich Schmid, Sohn des vormaligen Neubauförderers, unterstützten die Neubaubestrebungen. Schmid erklärte sich bereit, für alle durch Spenden und öffentliche Beiträge nicht gedeckten Kosten persönlich aufzukommen.

1737: Provinzial, Püntener und Schmid beschliessen, den Neubau vom Eck der Kirche gegen den Berg zu führen, die Anlage also zum Quadrum zu schliessen. Den neuen Flügel setzt man nicht unmittelbar ans nordöstliche Eck des Kirchenchors an, sondern schiebt ihn etwa 2 m weiter zurück nach Osten, was die bereits bestehende Langrechteckigkeit der Anlage verstärkt. Diese Situierung wird aus raumökonomischen Gründen getroffen: man will die Grundrisse des Neubaus gänzlich für Wohnzwecke nutzen. Die beiden Treppen, die zugleich die Verbindung mit den Obergeschossen der Altbauten herzustellen haben, werden ausserhalb des Neubaukubus angelegt.
Das neue Gebäude erhält nur unter dem Refektorium zwei Kraut- oder Blumenkeller. Im Erdgeschoss nimmt das Refektorium den vorderen Teil und entspricht dem heute bestehenden.
Die baulichen Massnahmen erstrecken sich auch auf die Altbauten. Das alte Klostergebäude wird im Erdgeschoss zu einem eigentlichen Noviziat umgestaltet.
Im Obergeschoss werden die bisher 22 Zellen auf 18 reduziert. Im Dachgeschoss werden vier Zellen erneuert, womit das Kloster nun 51 Zellen aufweist.
Das Kloster vermag den Erfordernissen nun bestens zu genügen.



1786: Erwähnung von vier übereinander liegenden schönen Gärten, die auch Fruchtbäume und Reben enthalten.
1788: Das Kloster wird innen und aussen neu geweisselt;
1794/95: Das Gebäude erhält neue Fenster.
1799: Beim Dorfbrand, der im nahe gelegenen oberen Winkel ausbricht, wird das Kloster ein Raub der Flammen, nur mehr die Mauern blieben stehen. Der Gebäudeschaden wird auf 16’000 Gulden geschätzt, der Verlust der Bibliothek auf weitere 3’600 Gulden. Die Kapuziner erhalten im geräumigen Kapuzinerinnenkloster provisorische Unterkunft.
Da die Kapuziner keine eigenen Mittel besitzen und durch den Franzoseneinfall und die Brandkatastrophe bei Land, Gemeinde und Privaten kaum mehr Geld vorhanden ist, zögert sich der Wiederaufbau hinaus. Distriktstatthalter Jos. Nicolas Raedle erwägt sogar, den Kapuzinern das vom Brand nicht betroffene Kapuzinerinnenkloster zu übergeben und die Kapuzinerinnen mit dem Benediktinerinnenkloster Seedorf zu vereinen.
1803: Die Mediationsakte erlaubt den Wiederaufbau von Klöstern. Landammann und Rat beschliessen in der Folge, das Kapuzinerkloster wieder aufzubauen.
1804: Im Frühjahr liegen die Materialien zum Bauen bereit. Da die Mittel aufs äusserste knapp sind, beschränkt man sich gemäss P. Sekundus auf die Wiederherstellung und «innere Veränderung» des Klosters. Als erste bauliche Massnahme errichtet man die neuen Dachstühle.
1806: Der Konvent kann das Kloster wieder beziehen.
1809: Entfaltung der alten Tradition der Gartenbaukultur, nun Impulse der romantischen Gartenbaukunst aufnehmend (Peter Bürgler). Beeinflussung der Gartengestaltungen des Urner Hauptorts.
1813/14: Einbau eines schönen Parkettbodens ins Refektorium, dessen Kosten die Pfarrkirche übernimmt als Entgelt für die Orgelschnitzereien von Bruder Heinrich Degrange.
1833: Erwähnung der gepflegten, terrassierten Gärten sowie der Stechpalmen im Kreuzganggarten.
Um 1880: vor der betretbaren Felsspalte wird ein hölzernes Einsiedlerhäuslein errichtet, in der Felsgrotte Aufstellung einer Ölberggruppe aus Erstfeld, ein davor kniender Kapuziner-Eremit unter Verwendung des Palmeselchristus gestaltet. An einer unteren Terrassenmauer wird eine kleine Lourdesgrotte geschaffen.
1886: Einsturz der Klostermauer beim Waschhaus.
1898: Installation des elektrisches Lichts.
1912: Erstellung eines Gartenpavillons südseits des Klosters;
1928: Einrichtung einer Warentransportseilbahn. Der mit einem Marienbildstock geschmückte Kastanienbaum wird durch einen Föhnsturm gefällt und durch eine Linde ersetzt.
1934: Anbau eines Portenvorraums;
1949: Aufhebung einer schon lange nicht mehr benutzten Klosterpforte;
1952: Modernisierung der Klosterküche sowie der Abortanlagen.
1963 erhielt P. Karl Peter den Auftrag, eine Renovation und Erweiterung der Klostergebäude vorzubereiten.47 Daraufhin bestellte die Korporation Uri eine Studienkommission. Im Herbst 1964 Planungsvertrag mit Architekt Moritz Raeber, Luzern.
1965: Der Kapuzinerhügel wird im Hinblick auf die ortsbauliche Bedeutung des Klosters durch den Regierungsrat als Umgebungsschutz mit einem Bauverbot belegt.
1967: Grosse Renovation. Das Bauvorhaben umfasst auch zwei Erweiterungsbauten: im Westen die Verlängerung des Gründungstrakts durch einen eingeschossigen Anbau mit Sprechzimmern (anstelle einer Stützmauer). Seither bildet dieser den nördlichen Abschluss des Klosterplatzes. Der nordöstliche kleinere Annexbau wird durch einen kubisch grösseren, gleichfalls zweigeschossigen, ähnlichen Bau ersetzt, er enthält im Obergeschoss vorab Zellen.
Die beiden neuen Annexe sind im Rohbau vollendet. Gleichzeitig erfolgt eine teilweise Innenumgestaltung der Altbauten.
1968: Neubezug des Klosters. Erstellung eines fahrbaren Zufahrtssträsschen.
2009: Die Kapuziner verlassen im Juni ihr Kloster in Altdorf.
2010: Eröffnung des Kulturklosters; Führung durch den Verein der Freunde des Kulturklosters Altdorf.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.I S. 268-291; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage. Foto: Rolf Gisler-Jauch.


   


Klosterkirche Allerheiligen
Altdorf
Kapellen  / Klosterkapelle
Die Kirche hat Mauern von genügender Stärke, das Kirchenschiff ist etwa 46 oder 48 Fuss lang und 34 Fuss breit, eine Angabe, die den heutigen Ausmassen 13,40 x 9,50 m entspricht. Das Schiff hat kein Gewölbe. In diesem Langhaus stehen die 1670 errichteten Seitenaltäre mit Bildern der Verkündigung und der Geburt Christi, neben ihnen je ein Beichtstuhl. Dem Langhaus ist am Ende der südlichen Längsseite, ausserhalb der Kirchenmauer, eine grosse Franziskuskapelle angebaut. Sie ist mit der Kirche durch eine grosse Öffnung verbunden.
Ihr Altar mit Franziskusgemälde ist nach italienischem Vorbild nicht geostet, sondern an der südlichen Aussenwand situiert - ostseits befinden sich eine Verbindungstür zum Sakristeigang sowie zwei der vier Beichtstühle der Kapelle. Vom Langhaus führen acht Stufen zum stark erhöhten Chor. Die Ausmasse des Chors (ca. 18 Schuh breit und ca. 19 Schuh lang) scheinen mit den heutigen übereinzustimmen (5,30 x 5,30m). Der Chor ist gewölbt. Der Altar besitzt ein Gemälde der seligen Jungfrau «Maria Gloriosa», eine schwebende Maria in der Glorie, aus dem Themenkreis von Himmelfahrt oder Krönung. Der Altar besitzt einen schönen, vergoldeten Tabernakel.
Der Brand von 1799 zerstörte die gesamte Innenausstattung. Bestehen blieben die Mauern. Wiederherstellungsbeginn im Frühjahr 1804. Wie beim Kloster beschränkten sich die Maurerarbeiten weitgehend auf Reparaturmassnahmen.
Bei der Wiederherstellung von 1804/1806 hatten die Mittel für die künstlerische Ausgestaltung von Kirchenschiff und Altarraum sowie für die Instandstellung der Totenkapelle gefehlt. Diese Aufgaben konnten erst im späten 19. Jahrhundert nachgeholt werden. Die Kosten konnten aus gesammelten Geldern bestreiten. Für die Gesamtausstattung wie für die figürliche und dekorative Wand- und Deckenmalerei skizzierte Prof. Josef Gisler, Altdorf (nachmals P. Mauritius Gisler, Kloster Beuron), Entwürfe, die in modifizierter Form umgesetzt wurden. Die Figuren gestaltete Kunstmaler Josef Troxler, Luzern, die Dekorationsmalereien Karl Renner und Gehilfe, Altdorf, der auch die sonstigen Malerarbeiten übernahm.
1958 begannen die Renovationsarbeiten. Das Konzept sah grösstmögliche Schlichtheit vor: weiss getünchte Wände, anstelle der Gipsdecke in Schiff und Kapelle Holzdecken, als Bodenbelag in diesen beiden Räumen Embracher Klosterplatten, im Chor graue Platten aus Rooterberger-Sandstein, auch die Chorstufen aus diesem Material. Die bisherige steile Treppenführung wurde aufgegeben, der Anstieg durch eingeschobene Absätze gemildert. Die figürliche Ausschmückung wurde auf graue Reliefs beschränkt. Für sie legte man folgendes Programm fest: an der Chorwand der verklärte Christus, umgeben von einer Auswahl von mit Altdorf verbundenen Heiligen (stellvertretend für alle Heiligen), Carl Borromäus, Niklaus von Myra (gegen Steinschlag), Bruder Klaus, Fidelis von Sigmaringen, Elisabeth von Thüringen (Patronin der Terziaren) und Agatha. An den Seitenaltären Maria Himmelfahrt beziehungsweise Antonius von Padua mit einem Hilfsbedürftigen. An der Schiffsnordwand ein Kreuzweg als fortlaufender Fries. Die Gestaltung wurde Bildhauer August Blaesi, Luzern, übertragen, der sie 1958-1960 in Gusstechnik (Englischer Zement mit grauer Farbbeigabe) ausführte. Grauer Sandstein wurde auch für die Altartische gewählt.

1582: Franz Sermund aus Bormio, der damals in Altdorf zahlreiche Glocken giesst, fertigt auch eine solche für das Kapuzinerkloster an.
1584: Während der Abwesenheit Rolls übernimmt Oberst Sebastian Tanner das Amt des Bauherrn für den Bau der Klosterkirche. Diese Funktion hat er kurz zuvor für das Kloster Seedorf ausgeübt.
Die Kirche steht im Juli zur Weihe bereit, die Kardinal Karl Borromäus († Ende 1584) vornehmen will. Wegen erneutem Pestausbruch muss sie verschoben werden.
1585: Einweihung der Kirche.
1670: Errichtung zweier Seitenaltäre im Kirchenschiff. Den evangelienseitigen (gegen das Kloster) mit dem Gemälde der Verkündigung, stiftet Pannerherr Joh. Carl Emanuel Bessler, den epistelseitigen Altar mit dem Gemälde der Geburt Christi, stiftet Hauptmann Troger.
1712: Im Zusammenhang mit der Kanonisation des Felix von Cantalice, wird die Franziskuskapelle in Felixkapelle umbenannt, der Altar mit einem Gemälde dieses Kapuziners geschmückt.
1799: Beim Dorfbrand wird die gesamte Innenausstattung zerstört. Bestehen bleiben die Mauern.
1804: Die Wiederherstellung der Klosterkirche beginnt.
1805: bei Glockengiesser Samuel Sutermeister, Zofingen, wird ein neues Glöcklein von 186 Pfund in Auftrag gegeben, als Material stellte man das alte 200-pfündige zur Verfügung.
1806: Einsegnung.
1807: Die Altäre der Klosterkirche werden eingesegnet.
1816: Die Kapuzinerpatres wünschen ihre Glocke mit jener im Beinhaus auszutauschen, was bewilligt wird.
1835: Das sich auch diese Glocke nicht bewährt, erhält die Kapuzinerkirche die Glocke der Hl.-Kreuz-Kapelle Realp.
1882: der Bezirksrat bewilligt den Umguss der Glocke.
1886: Einweihung der renovierten Totenkapelle und des neuen Hochaltars.
1887: neuer Aussenverputz.
1934: beträchtliche Vergrösserung der Sakristei. 1936: wurde an der Westfront das Klostervordach über den Kircheneingang weitergezogen und die über dem Portal angebrachte Ehrentafel für den Klosterstifter zur Seite versetzt.
1944: letzte Bestattung in der Gruft. Projektierung eines Friedhofs. Zunächst war der Vorplatz der Kirche hierfür vorgesehen, man sah wegen Opposition der Bevölkerung davon ab. Anlage im Klostergarten, zwischen Sakristei und Umfassungsmauer an der Kapuzinerstrasse.
1957: Die vielen Heiligen wurden als süsslich empfunden und die reiche Ausschmückung als nicht dem kapuzinischen Schlichtheitsideal entsprechend erachtet wurden, erteilte der Provinzial, P. Sebastian Huber, 1957 P. Karl Peter (Guardian) den Auftrag, betreffs Innenrenovation mit der Korporation Uri, der Gebäudeeigentümerin, Verbindung aufzunehmen. Die Umbaupläne für das Kapuzinerkloster (Architekt Moritz Raeber, Luzern) liegen vor.
1958: Anfang Januar Bildung einer Baukommission aus Mitgliedern von Orden und Korporation.
1958: Beginn der Renovationsarbeiten. Einweihung des Hochaltars.
1959: Renovation der Totenkapelle nach Projekt Moritz Raeber.An der Westwand werden die Namen aller in Altdorf verstorbener Kapuziner angebracht.
1997: Umgestaltungen im inneren Chor, neues Mobilar, im Hinblick auf die neue Aufgabe des Klosters als Haus der Stille.
2009: Die Kapuziner verlassen im Juni ihr Kloster in Altdorf.
2010: Eröffnung des Kulturklosters; Führung durch den Verein der Freunde des Kulturklosters Altdorf.

Arnold Seraphin, Gründung des ersten Kapuzinerklosters diesseits der Alpen, in HNBl UR Bd. 72 (1981), S. 30 f.; Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.I S. 291-305.


   


Korn- und Zeughaus
Altdorf
Militärgebäude, Militäranlagen  / Zeughäuser
Mit dem Kornmagazin wollte das Land Versorgungsengpässen vorbeugen. Es war das grösste öffentliche Hochbauunternehmen des 18. Jahrhunderts, für das man ein bisher unüberbautes Grundstück wählte. Das Magazin wurde 1733 errichtet. Das Gebäude wurde auch 50 Jahre später als trefflich schönes und für die Nutzung bequem angelegtes Gebäude bezeichnet. Vom Dorfbrand 1799 wurde die Baute dank ihrer vom Hauptort distanzierten Lage und ihrer massiven Bauart nicht betroffen. Gross dimensioniert und erhebliche Raumreserven aufweisend öffnete man es zunächst Altdorfer Spediteuren zur Warenlagerung. Sodann boten seine Räume den Restbeständen des abgebrannten Zeughauses Unterkunft. Neben älteren Kanonen, Harnischen und neuen Waffen wurden hier auch einige Urner Banner aufbewahrt. Die grössern Räume standen 1823 einmalig für die Aufführung von Schillers „Wilhelm Tell“ zur Verfügung.
1839 Erstellung eines Kostendevis für eine Kasernen-Einrichtung. 1849 Planierung des Umgeländes zur Nutzung als Exerzierplatz. 1851 wurde in Erwägung gezogen, das Zeughaus in die Sust zu verlegen und das Kornmagazin zur Kaserne auszubauen. 1875 Wunsch der Urner Regierung nach Plänen und Kostenberechnung für die Umwandlung des Kornmagazins in eine Waffenplatz- Kaserne. 1877 erstellte Architekt Paul Segesser, Luzern, Projektpläne für die entsprechende Umnutzung des Gebäudes. 1879 arbeitete das Architekturbüro Vischer &Fueter, Basel, ein weiteres Projekt für einen Kasernenbau aus. Beide Vorschläge wurden nicht ausgeführt.
Das Kornmagazin war ein lang gestrecktes Gebäude (41 x 18 m). Seine drei Mauergeschosse wurden von einem Mansarddach überdeckt. Der schmucklose Bau hat an den Längsfronten neun, an den Schmalseiten vier Fensterachsen. Im Innern wies das Erdgeschoss in der Mitte einen breiten, befahrbaren Korridor auf, dem sich beidseits ein Saal anschloss. In Uri tritt sie die Dachform erstmals auf, sie dürfte sehr modern und herrschaftlich gewirkt haben.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 69 f.


   


Korporationsgebäude (Haus Schmid)
Altdorf
Öffentliche Gebäude  / Rathaus
An der rückseitigen Eingangstür steht als Baudatum die Zahl «1593». Der Bauteil weist in seiner aufwändigen Ausführung darauf hin, dass der damalige Besitzer der begüterten Oberschicht zugehörte. Den Dorfbrand von 1693 überstand das Haus unbeschadet.



1785 stand das Haus an der Strasse dreigeschossig mit Krüppelwalm, die traufständige Strassenseite mit fünf Fensterachsen und Hauseingang in der Mitte, weitgehend dem heutigen Zustand entsprechend. Der Ziergarten vor der südlichen Giebelseite war in schmale Rechteckbeete unterteilt. Das Anwesen verfügte über einen eigenen Brunnen und ein Waschhaus.
Beim Dorfbrand von 1799 wurde das Haus schwer beschädigt. Wiederaufbau.
Das stattliche Haus hat auf beinahe quadratischem Grundriss (ca. 16,5 x 15,5 m) drei Vollgeschosse und zwei Giebelgeschosse unter Krüppelwalm. Seine vordere Traufseite steht an der Strasse, mit fünf Öffnungsachsen, Eingangstür in der Mitte, die auf den Garten ausgerichtete südiche Giebelseite mit deren sechs. Zwei Sandsteinportale (gekrönte Allianzwappen Isenmann und Püntener, Datum 1753.
An der Gartenmauer strassenseits eingelassen Tatzenkreuz in Flachrelief (Kopie, Original HMU) als Grenzzeichen des engeren Dorfbereichs.

1631: Eigentümer eventuell Johann Jakob von Beroldingen-Kuon (* 1595);
1643: erster gesicherter Besitzer ist Landvogt Johann Jakob Wolleb (1600-1685);
Nach 1685: das Wohnhaus mit Stall, Garten und Baumgärtchen übernimmt der gleichfalls einer Ursner Familie entstammende Schwiegersohn, Johann Christoph Isenmann (1654-1734), verheiratet spätestens ab 1681 mit der jüngsten Tochter, Maria Agatha Wolleb (* 1656).
1693: das Haus bleibt vom Dorfbrand verschont.
Nach 1734: das Anwesen besitzt der Sohn, Joseph Maria Isenmann (1691-1770, Wohltäter des Schattdorfer Pfarrkirchenneubaus), verheiratet mit Maria Apolonia Püntener von Brunberg (Tochter von Landammann Karl Anton II Püntener, 1700-1764).
1736 nachbarrechtliche Vereinbarungen mit dem Nachbarn (Nr. 9); Kauf und Verkauf der Nachbarliegenschaft (Nr. 1) mit rigorosen Baubeschränkungen und unbehinderten Baurechten für sein eigenes Haus, das er nach Gutdünken neu aufbauen oder einen neuen Dachstuhl machen kann, so hoch wie es ihm beliebt.
1753: Neugestaltung des Hauses (Baudatum);
Nach 1770: das Haus geht an den Sohn, Leutnant Carl Christoph Isenmann-Schmid v. Ury + 1819).
1799: Im Dorfbrand wird das Haus beschädigt.
Um 1801; Isenmann verkauft die brandgeschädigte Liegenschaft an das Speditionsgeschäft Jakob Rabaglietti, das es wiederherstellt.
Sommer 1803: die Reparaturen sind abgeschlossen.
1813: Giacomo Rabaglietti und die Gebrüder Franzosini verkaufen «das sog. Isenmannische Neu- und altes Haus» samt Ställen und Waschhaus um 5’800 Gulden an Hauptmann Kaspar Käsli (1760-1839):
1826: Erwerb von Gartenareal ab dem Nachbargrundstück; Errichtung einer Terrasse an der untern Giebelseite des Hauses; nachfolgend übernimmt der Sohn, der Lithograf Franz Käsli, das Anwesen.
Um 1840: als Mieter wohnt hier Anton Schmid v. Ury-Curti (Landammann, später General in päpstlichen Diensten, 1791-1880).
1872: Verkauf der Liegenschaft an Louis Favre.
1874: Um unterhalb des Hauses eine Hofeinfahrt zu den Hintergebäuden herstellen zu können, erfolgt ein erneuter Landabtausch mit Nr. 1, dabei werden die Servitute aufgehoben.
1878: Verkauf der Liegenschaft an Dr. Franz Schmid-Schillig, den späteren Bundesrichter.
1950: Abtrennung des südlichen Gartenteils, Bau des Hauses Gotthardstrasse 5 (HB 995).
1957 Abbruch des Ökonomiegebäudes mit Bibliothekszimmer; eine Kassettendecke und eine Türumrahmung datiert 1621 werden vom Kanton erworben.
Bis 1980: Das Haus verbleibt im Besitz der Nachkommen Schmid. Erwerb durch die Korporation Uri als neues Domizil.
1981/82: Umbau durch Architekt Paul Schilter nach den Richtlinien des Urschweizer Denkmalpflegers Alois Hediger
1999/2000: Einbau von Kassettendecke und Portal aus dem Hinterhaus in den neuen Annex des Historischen Museums Uri.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Band I.II, S.246-250; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage; Foto: Rolf Gisler-Jauch.


   


Landsitz Bessler
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Nur die innere «Haage» verblieb mit dem Landsitz im Eigentum von Carl Alphons Bessler. Er nahm einen tiefgreifenden Umbau der «Nageltasche» vor. An der Seedorferstrasse entstand ein elegantes neuzeitliches Haus, dreigeschossig mit Satteldach, an der nördlichen Giebelfront ein Abortturm - im Wesentlichen der Bau, wie er sich bis 2019 erhalten hatte. Südlich des Hauses befand sich das Sodbrunnenhäuslein mit Zeltdach und hohem Knauf.
Das Haus ist über steinernem Erdgeschoss ein Fachwerkbau. Auf gedrungen langrechteckigem Grundriss erheben sich drei Geschosse, von Satteldach überdeckt. Die längeren Traufseiten blicken auf die Seedorferstrasse und das Grundstücksinnere. Die Strassenfassade hat fünf Öffnungsachsen, im Erdgeschoss mit einer Tür und kleinen querrechteckigen Fenstern, in den Obergeschossen mit hochrechteckigen. In der äussersten Öffnungsachse links sind die Fenster geschossmässig versetzt angeordnet (Treppenhaus). Alle Öffnungen mit Holzumrahmungen (19.Jh.). An beiden Giebelseiten fällt im strassenseitigen Eckbereich eine Vormauerung auf, offenbar die - aus statischen Gründen - stehen gelassenen Reste der seinerzeitigen Ecktürme. Die gartenseitige Trauffront ist mit acht Öffnungsachsen dicht befenstert.

Nach 1784: den Sitz übernimmt sein Sohn Carl Joseph Bessler-Müller (Landammann, 1774-1834).
Nach 1834: der Besitz geht an einen seiner Söhne, den Kriminalgerichtspräsidenten Karl Martin Bessler-Lusser (1809-1869), der in der «Haage» dauernd Wohnsitz nimmt.
Nach 1869: Die innere «Haage» wird längsgeteilt: die südliche Partie (an Bahnhofstrasse Attinghauserstrasse / untere Gitschenstrasse) erbt die Nichte K. M. Besslers, Philomena Bessler, verheiratet mit Leonhard Christen. Der nördliche Teil mit dem Landhaus (an Seedorferstrasse / Hagenstrasse) verbleibt bei Caroline Bessler-Lusser, der Witwe K. M. Besslers.
1945: Dieser Teil (HB 477) wird von der Gemeinde Altdorf zur Errichtung von Schulhausanlagen erworben.



1972: An das Haus wird das Schulhaus Hagen angebaut.
2019: Abriss des Hauses zur Schulhauserweiterung Hagen.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 372 f; Bildnachweise: Ausschnitt aus «Altorff der Haubt-Flecken im Canton Ury» von Carl Aloys Triner ad Nat. pinx.»; Foto um 1960: StAUR Slg Bilddokumente 111.15-BI-47076.


   


Lehnbrunnen (Urania)
Altdorf
Brunnen  / Dorfbrunnen
1580 erging der Beschluss, auf dem Lehn einen Brunnen zu errichten. Das Vorhaben wurde jedoch zugunsten des Franziskusbrunnens zurückgestellt. 1596 konnte der Lehnbrunnen einer Wasserleite von Privaten angeschlossen werden. Der Brunnen wurde stets „Lehnbrunnen“ genannt. 1689 Erneuerung des Beckens. 1788 wurde die Brunnenfigur als „Bildnis der Freyheit“ bezeichnet. 1801 Wiederherstellung des Lehnbrunnens. 1834 wird die Brunnenfigur als „Göttin Urania“ betitelt. 1908 veranlasste die Gemeinde zur Platzgewinnung den Abbruch des Brunnens, der sich allerdings keineswegs in schlechtem Erhaltungszustand befunden hat. Seine unsachgemässe Demontage hinterliess, insbesondere am Becken, schwere, irreparable Zerstörungen. 1909 wollte man den Brunnen an etwas verschobener Stelle neu errichten. Das Granitbecken wurde neu geschaffen mit der Brunnensäule, statt in Sandstein, gleichfalls in Granit. Die Kopie der Brunnenfigur erstellte Bildhauer Josef Vetter, Luzern, anstelle von Sandstein verwendete er Muschelkalk. Die Originalstatue gelangte ins Historische Museum Uri.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 99 f.


   


Liegenschaft Püntener
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
1657 Besitzer Karl Anton Püntener (von Brunberg), später Landammann, verheiratet mit Anna Maria von Roll (Porträts im Historischen Museum Uri); um 1670/1675 im Besitz der Nachfahren, u.a. Landammann. Karl Anton II Püntener-von Roll (+ 1729); das Haus verblieb in deren Besitz bis 1799, als der letzte weltliche Spross dieses Püntenerzweigs, Landammann Martin Anton, am 1. April 1799 starb. Vier Tage später, am 5. April 1799, wurde das Haus im Dorfbrand eingeäschert. Das Areal bestand aus zwei dreigeschossigen Bauten. Der Bruder des letzten Besitzers, Chorherr Karl Josef Püntener in Bischofszell, verkaufte das zerstörte Anwesen am 12. November 1803 um 700 Gulden an Jakob Huser, der zunächst selber bauen wollte, es jedoch Ende 1808 dem Land für den Schulhausbau antrug.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 58 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Mühle mit Bäckerei im Höfli
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Mühle
Das Anwesen umfasste zwei Häuser, Mühle, Backstube, Waschhaus, zwei Holzschöpfe, Schweinestall und Garten. In Zusammenhang mit der neuen Wirtshausfunktion erhielt das Haupthaus einen Verputz der Holzkonstruktion, das Anbringen von Monumentallisenen und einer Dachausbaute, womit das Haus die Erscheinung eines gehobeneren Steinbaus erhielt.
Das Höflihaus stellte bis ins frühere 19. Jh. das geräumigste Wohnhaus eines Altdorfer Müllers dar. 1768 errichtet, zählt es zu jenen wenigen Holzhäusern, welche den Dorfbrand 1799 unbeschadet überstanden.
Das Hauptgebäude ist ein stattlicher Holzbau charakterisiert, die Giebel, wie beim bestehenden Haus, auf Dorfbach (Reussebene) und Landstrasse ausgerichtet. Die eingeschossige Mühle steht lang gestreckt giebelständig am Dorfbach, sie verfügt über drei Mühlräder. Auf dem Vorplatz (Höfli) eine niedrige Hütte, in der sich Mahlsteine reihen.

Um 1570: Erster bekannter Besitzer von Mühle, Haus und Hofstatt ist Jakob Bartlime.
Um 1684: Von dessen Erben kaufte sie um 1584 Oberst (Sebastian Heinrich Kuon, später Landammann, + 1614 kinderlos). Von ihm ging sie an seinen Neffen Landvogt Sebastian Heinrich II Kuon (+ 1629, Pest). Diese Besitzer betrieben die Mühle nicht selbst, stellten hiefür Müller an.
1633: im Besitze der Söhne des vorgenannten Landvogts;
1655: Hauptmann Heinrich Kuon (+ 1677) als Eigentümer von Haus und Mühle belegt.
vor 1670: Erwerb durch Johann Anton Schmid von Ury (später Landammann, + 1707);
1694: Müllermeister Johannes Müller von Zug wirkt «im Höfle»;
1707: Als Eigentümer folgt der Sohn des Johann Anton Schmid, Jost Antoni Schmid-Stricker (später Landammann, + 1735). Er scheint die Mühle schon bald seinem gewerblich interessierten Sohn Jost Sebastian Heinrich Schmid (1685-1763) überlassen zu haben;
1735: Nach der Erbteilung ist die Mühle nicht mehr mit der Hofstatt Gotthardstrasse 9 vereinigt.
Nach 1763: ist anzunehmen, dass sie vom Sohn Jost Sebastian Heinrich Schmid übernommen wird;
1768: Neubau unter Müllermeister Hans (Johann) Furer-Feldmann (*1706);
1785: die Mühle steht im Besitz von (Carl) Niklaus Furer-Gisler, (* 1736). Der Mühle ist bereits eine Backstube angegliedert. Sie verfügt auch über ein Waschhaus.
1793: Carl Niclaus Furer verkauft dem Hintersassen Joseph Camenzind (aus Gersau) Mühle, Backstube und Zugehör. Das Wohnhaus ist nicht inbegriffen, Camenzind scheint es erst nachträglich erworben zu haben.
1802: das Wohnhaus ist im Besitz von Joseph Camenzind; nach seinem Tod verheiratet sich die Witwe mit Müllermeister Joseph Schwyzer, der den Mühlebetrieb weiterführt.
1822: die Schwestern Camenzind verkaufen ihre zwei Häuser mit Mühle und Gärten im Höfli an Joseph Maria Gisler.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 312 ff.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Mühle unterhalb der Metzg
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Mühle
Die Mühle unter der «Metzg» auf dem Dorfbach gelegen, stand um 1550 im Eigentum von Müllermeister Hans Ludi. Damals erfolgte wegen dortiger Verschalung des Dorfbachs eine Vereinbarung zwischen Mühlebesitzer und Dorf, Ersterer hatte sich jeweils an den Kosten zu beteiligen.
1734 errichtete Müllermeister Hans Caspar Bär ein neues Haus mit Mühle. Um seinen Bau in die Gerade ziehen zu können, erhielt er zusätzlich einen kleinen Allmendplatz mit Auflagen: Er musste die Erweiterung des neuen Hauses samt Mühle rückseitig vollziehen, und sofern die Dachtraufe über das steinerne Dorfbachbrücklein reichte, war ein Kännel anzubringen.

1560 gehörten Mühle und Haus der Witwe Hans Luchs;
1583: im Besitz seiner Erben. Erwerb durch Caspar Romanus Bessler (+ 1608 , Sternenbessler). Er und seine Frau Margareth Müller setzen auf die Mühle eine Jahrzeitstiftung. Der Kirche sind jährlich zwei Viertel Kernenmehl zu entrichten. Die Mühle verbleibt im Besitz der Nachkommen, sie wird durch einen Lehenmann betrieben.
1692: Dorfgemeindebeschluss, dass der Mühlenbesitzer von den Kosten des neuen Dorfbachbrückleins unter der Mühle - eines steinernen Bogens - einen Drittel übernehmen muss.
1718/19: Erst jetzt kann diesbezüglich mit Landvogt Adam Melcher Bessler eine Einigung erzielt werden.
1734: Neubau durch Müllermeister Hans Caspar Bär.
1759/60: im Besitz von Meister Johann Bär. Die Mühle wird nun «Bärenmühle» genannt.
1785: dargestellt als schlanker, dreigeschossiger Bau, giebelständig zur Strasse, die untere Traufseite am Dorfbachbrücklein des Kirchengässleins, an der oberen Traufseite ein Garten. Müllermeister Johann Krauer tritt als Besitzer hervor. Von ihm erhält sie den Namen Krauermühle.
1799: Im Dorfbrand werden Haus und Mühle zerstört.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 159; Bildnachweise: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Nebengebäude Schwarzer Löwen
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Bäckerei
Bis 1799 bestanden auf diesem Areal zwei getrennte Häuser.Das Haus ist schon Ende des 16. Jahrhunderts zweigeteilt.
Das Haus muss eine Feuergerechtigkeit besessen haben. Am Markt gelegen, diente es zeitweise auch als Wirtschaft.
Auf der Vogelschau 1785 liegt die Vorderfront des dreigeschossigen Hauses in der Flucht der Häuser Tells Gasse 10/12, ragt stärker in den Strassenraum hinein als der angrenzende Gasthof Zum schwarzen Löwen. Der niedrige, dreigeschossige Bau mit auffallend flachem Dach sieht wie ein Holzbau aus, auf der Ölgemäldefassung ist er als solcher dargestellt.

1562: Melchior Giger: erster bekannter Besitzer; danach Hans Gilg.
Seit 1571: Heini Knup als Eigentümer; kann einen Platz hinter seinem Haus vom rückseitigen Anstösser Landvogt Jakob Imhof erwerben, unter der Auflage, dass darauf höchstens ein Stall für zwei Pferde (keine Saumrosse) gebaut werden darf, der stets ein gutes Ziegeldach aufweisen müsse.
1575: Besitzer Heynj Knup und Hans Jacob Scherer;
1626: Umbau; es folgen Bäckermeister Anton Haas, Hans Stadler;
1663: Baschi Haas.
1730: Joseph Imholz.
Bis 1796: Stephan Kluser.
1797: Verkauf an Josef Maria Mutter: hintere Teil: Karl Walker.
1799: Im Dorfbrand werden beide Hausteile zerstört.
1800: die beiden Hausplätze erwirbt Franz Maria Arnold zur Erweiterung seines Gasthofs Zum schwarzen Löwen.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 165; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Oberes Besslerhaus
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Die beim Schiesshüttenplatz gelegene «Hofstatt» wurde 1551 erstmals erwähnt als im Besitz von Hauptmann Romanus Erb; sie wies 1578 ein Haus mit eigener Wasserleitung auf. Es handelt sich um jene Liegenschaft, in welcher spätestens seit dem Ende des 16. Jahrhundert das Büchsenschützenhaus stand. Hauptmann Hans Heinrich Erb (+ 1612 ), Sohn des Vorgenannten, erbaute hier 1586 «ein hübsch lustigs Hus», aus dem er ein Wirtshaus «mit dem Zeichen des guldinen Crützes» machen wollte, das, am Schützenplatz gelegen, einheimische und fremde Schützen bewirten, auch beherbergen konnte.
Als Anghehöriger Altdorfer Oberschicht errichtete er einen ansehnlichen Steinbau. Zu einem Ofen 1600 erhielt das Gebäude eine steinerne Haustürumrahmung (Baudatum), möglicherweise erfolgte damals ein weiterer Ausbau. Das Haus blieb mit grosser Wahrscheinlichkeit bis zum Ableben von Erbs Sohn, Fähnrich Sebastian, 1627 im Besitz der Familie. Die Schützen hatten bis in die Neuzeit eine Zinspflicht gegenüber dem Eigentümer der Liegenschaft, Schützenmeister und Schützenwirt mussten jährlich je 1 Gulden entrichten.
Das stattliche, zur Landstrasse giebelständige Haus war an der privaten Schiesshüttenwasserleite beteiligt.
Das nah an die Landstrasse vorgeschobene Haus wendet dieser seine stattliche Giebelseite zu. Es ist dreigeschossig und wird von einem Krüppelwalm überdeckt. Die Hauptfront hat fünf Fensterachsen, die Traufseiten vier, rückseitig mit Abortturm. An der Hauptfront ist der Eingang in der Mittelachse angeordnet. Diese wird auch durch die zwei darüber befindlichen Öffnungen betont, die als Balkontüren ausgebildet sind. Im 2. Dachgeschoss grosser Okulus. Kostbarster Bestandteil der Hauptfront ist das schön proportionierte Spätrenaissanceportal, neben dem Scheitelstein datiert 16/00. Der Hochrechteckform der Sandsteineinfassung ist ein Rundbogentor eingelassen, das von Pfeilern mit toskanischen Kapitellen getragen wird. Über dem Bogen mit Scheitelstein ein Gebälk mit breitem Fries. An allen vier Gebäudeecken sind zwischen Erdgeschoss und 1. Stock sowie zwischen 1. Stock und 2. Stock sichernde Eisenklammern angebracht.



1693: als Eigentümer ist Landammann Johann Martin Schmid von Bellikon und Böttstein (1648-1712) belegt.
1712: das Wohnhaus gelangt mit 4’000 Gulden an den Sohn, Landschreiber Franz Ernst Schmid von Bellikon und Böttstein (1685-1736).
nach 1736: Aus dessen Hinterlassenschaft erwirbt es Friedrich Alphons Bessler von Wattingen (1703-1754), später Pannerherr, Landammann und Feldmarschall in spanischen Diensten.
Nach 1754: Erbweise geht es an den einzigen Sohn Carl Alphons II. (1734-1784), Landammann, über.
1785: das Wohnhaus wird auf 5’000 Gilden geschätzt und entspricht weitgehend dem heute erhaltenen.
Dessen Witwe, Maria Anna Katharina Müller, übernimmt das Haus; dann der Sohn Carl Joseph Bessler (1774-1834), später Landammann. 1799: beim Dorfbrand zerstört; Wiederherstellung.
1803: die Arbeiten sind abgeschlossen. Das Haus verbleibt in der Familie bis zum Tod von Eugen Bessler (+ 1915), Letzter der Familie Bessler von Wattingen;
Nach 1915: im Besitz von Nachkommen seiner Schwester Philomena, verehelicht mit Leonhard Christen.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 115-120; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage. Foto: Rolf Gisler-Jauch.


   


Restaurant Lehnhof
Altdorf
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
Der von den Dorfbränden weitgehend verschont gebliebene Lehnhof ist ein sehr gross dimensionierter ehemaliger Herrschaftssitz des späteren 17. Jahrhunderts. In seinem abgewinkelten Grundriss birgt er zwei frühere Häuser. Diese (ein gewettetes Holzhaus und ein Turmhaus, zählen zu den allerältesten überkommenen Wohnhäuser des Ortes.

ab 1705: die Witwe von Johann Hermengild Schmids, Maria Christina Schmid v. Uri (1663-1747), ist Besitzerin. Das Haus ging dann an ihre Tochter Maria Anna Katharina Elisa Schmid von Bellikon (* 1701), die als «Erbtochter» ihrem Gemahl Franz Josef Schmid von Uri (später Landammann, 1688-1749) den Lehnhof in die Ehe brachte. Das Haus vererbte sich dann auf den Sohn, Jost Anton Schmid von Uri und Bellikon (später Landammann 1732-1784), verheiratet mit Franziska Brand.
1776: der längs der Hausfront (an der Schächentalergasse) vorbeifliessende Dorfbach ist überwölbt.
1784: der Lehnhof geht an den Sohn des Jost Anton Schmid, Anton Maria Schmid-Müller (Gerichtsherr zu Bellikon und Hausen, später Landammann, 1762-1830), über.



1799: Der Der Dorfbrand zieht bloss einen Teil des Dachstuhls in Mitleidenschaft; Anton Maria Schmid stellt diesen wieder her,



nach 1830: Übernahme durch den Sohn, Jost Schmid von Ury und Bellikon (1799-1874, Letzter dieses Zweigs).
1860: Verkauf an den Büchsenschmied Franz Gamma.
1877: Die Liegenschaft wird von drei Eigentümern (Johann Furrer, Johann Walker, Franz Furrer) übernommen, die sie in drei Teile sondern.
seit 1885 Zweiteilung des Hauses: zwei Drittel. Die Partie längs der Schächentalergasse, bilden eine Einheit, ebenso der ins Lehn hineinragende Drittel («altes Haus»).
1896 und 1901: Verkauf von Teilen des grossen Gartenareals;
seit 1877: in der Lehnliegenschaft wird gewirtet.
1931: weiterer Verkauf von Gartenareal;
seit 1962: das Haus ist wieder in einer Hand vereinigt.
1962: Modernisierung des Erdgeschosses mit den Gasträumen;
ab 1974: Aussen- und Inneninstandsetzung. Einrichtung von Wohnungen.

Lokalitäten und Wirte im «Lehnhof»

«Spanische Weinhalle» (1877-1880)
1877 - 1879 Damian Cardoner-Boward, von St. Clemente Sasebas
1879 - 1880 Geramino Casali, von Sans, Spanien, und Jaime Camps, von Molins del Rey, Spanien

«Gambrinus» (1880-1887)
1880 - 1881 Johann Fecker
1881 - 1884 August Kummerländer
1884 - 1886 Paul Mattmann
1886 – ca. 1887 Josef Stutz


   


Schmiede (Hinterhaus)
Altdorf
Gewerbebetriebe  / Schmiede, Schlosserei
Als Schmiede gehörte es den Herren von Roll im Nachbarhaus.

Um 1700: Erwerb durch Schlossermeister Johannes Petrisch.
1725: Erbweise an dessen Sohn, Schlossermeister Caspar Petrisch.
Vor 1799: Vor dem Dorfbrand gehören Haus und Schmiede dem auch als Kunstschlosser tätigen Meister Michael Willmann.
1799: Im Dorfbrand erleidet das Haus Beschädigungen.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 180; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Schwarzer Löwen (Krone, Rössli)
Altdorf
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
Altdorfer Gasthof mit ältester Tradition. Sein Tavernenrecht dürfte ins Spätmittelalter zurückreichen. Erstmals schriftlich genannt wurde das «Stein-Hus» 1509.
Das Ansehen des Gasthofs kommt auch darin zum Ausdruck, dass Besitzer und Pächter stets einer gehobenen Schicht angehörten:

1509: Eigentümer Hans Keller und Margret Lagger;
um 1525: Peter Roll, Stammvater dieses Geschlechts; dann dessen Tochter Magdalena und Schwiegersohn Hauptmann Balthasar Zwyer und ihre Nachkommen.
Um 1560: die «Wirtschaft bi der Kronen» muss ihr Schüttsteinwasser in einen Graben unter der Besetze in den Dorfbach; eine Tochter, Anna Zwyer, und ihr Mann, Sebastian Bessler (+ 1599) übernehmen das Wirtshaus;
1584: Walthart Megnet ist «Kronen»-Wirt;
1601: an der Tagsatzung Gesuch um Fenster mit Ehrenwappen (OW); Um- oder Neubau; rascher Wirtewechsel,
1604: als «Kronen»-Wirt Jacob Schriber auf,
1604/05 Wirt Talammann Christen (von Urseren);
1608/1610 Fähnrich Johannes zum Brunnen,
1618-1630: Wolfgang Sulzer, genannt Lindauer.
ab 1627: der «Kronen»-Besitzer ist für das Brücklein über den Dorfbach zuständig und darf das Standgeld vom Markt erheben.
Übernahme der Wirtschaft «Kronen» durch Joh. Martin Schmid;
vor 1646: Verkauf an Peter Martyr Ferrari.
1661: Namensänderung des Gasthofs, der neu «Wirtshaus zum Rössli» genannt wird;
vor 1666 - gegen 1679: Hans Conrad von Beroldingen als «Rössli»-Wirt überliefert, nachher Landesstatthalter Joh. Alexander Bessler (Linie der Sternenbessler) Besitzer.
1694: Sebastian Peregrin von Beroldingen (+1697), verheiratet mit Regina Gasser);
Umbenennung in «Schwarzer Löwen», bezugnehmend auf die schwarzen Löwen des Wappens Beroldingen. 1697: nach dessen Tod Verpachtung an Antoni Scolar.
1730: Verkauf an Fürsprech Joh. Jak. Schmid v. Ury (+ 1747), verheiratet mit Regina Dorothea Scolar, Tochter des vorherigen Pächters, inbegriffen Haus, Garten, Ställe samt zehn aufgerichteten Betten und allem Hausrat.
1748: die Geschwister Schmid veräussern den Gasthof an Frau (Maria) Katharina Püntener, Frau des Fürsprechs (Jos.) Antoni Schmid (Sohn Joh. Jakobs).
1753: Franz Josef Arnold und seine Frau Maria Anna Albertin sind Gastwirte «Zum schwarzen Löwen»; zunächst wohl als Pächter - das Haus wird noch länger als «Schmidische Wirtschaft» bezeichnet.
Hernach übernimmt der Sohn Franz Maria (1751- 1811, Landesstatthalter 1792-1796) als Eigentümer und Wirt den «Löwen».
1785: der «Löwen» erscheint als schlankes, hohes, viergeschossiges Haus, giebelständig, zur Strasse mit vier Fensterachsen, im 1. Stock noch mit spätgotischen Stapfelfenstern. Es ist - gegenüber den Häusern der Tellsgasse etwas zurückgesetzt. Auf seiner obern Seite führt ein Gässchen (sog. Kronengässchen) in den süssen Winkel.
1796: Franz Maria Arnold kann drei angrenzende Ställe dazu erwerben und zwei Röhren Wasser der so genannten Lumpenleite kaufen.
1797: Im späteren 18.Jh. steigen prominente Italien- bzw. Alpenreisende im «Schwarzen Löwen» ab (Johann Wolfgang von Goethe).

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 165; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Siechenhaus
Altdorf
Spitäler  / Siechenhäuser
Uri verfügte mindestens von 1553 bis 1558 über ein eigenes Siechenhaus. Dieses stand in dem von der Bevölkerung gemiedenen «Siechenmätteli», unmittelbar bei der damaligen Richtstätte mit dem Galgen («Galgäwäldli»). Dem Siechenhaus standen ein von der Obrigkeit ernannter Vogt und Untervogt vor. Eine Wäscherin besorgte die Leibwäsche und das Bettzeug der Kranken. Das Siechenhaus nahm mehr Vaganten als Einheimische auf. Anscheinend nahm dann das Siechenhaus allmählich den Charakter eines Armenhauses an, denn der Aussatz als Epidemie erlosch allmählich. Im 1840 baute man das Siechenhaus in ein Zuchthaus um.
Literatur: Bär-Vetsch Walter, Medizinhistorisches aus Uri, in: «Wo fählt’s?», S. 150.


   


St. Franziskus-Brunnen (Schmiedgasse)
Altdorf
Brunnen  / Dorfbrunnen
Im Jahre 1580 erlässt die Dorfgemeinde den Beschluss, im oberen Teil des Dorfes zwei neue Brunnen aufzustellen, als ersten jenen an der Schmiedgasse, und hiefür eine Steuer zu erheben. Der Franziskusbrunnen wurde 1583 errichtet. Am nicht originalen Trog war das Datum 1585 angebracht. Die Wahl des Franziskaners als Brunnenstockfigur erfolgte offensichtlich mit Bezug auf das 1581 gegründete Kapuzinerkloster. Der Brunnen wurde vorzugsweise nach seiner Figur benannt („Brunnen in der Schmiedgasse“). 1736 ergeht die Klage, dass der Franziskusbrunnen fast das ganze Jahr Wassermangel habe. Nach dem Dorfbrand drohte der Franziskusbrunnen durch einstürzende Mauern des alten Muheimhauses (Gotthardstrasse 1) zerstört zu werden. Im Jahre 1800 wurde der Franziskusbrunnen neu renoviert und neu verkittet. Bis ins beginnende 19. Jahrhundert stand der Brunnen mitten in der Strasse, beim Eck des Zugangssträsschens zum Lehn. Beim Ausbau der Gotthardstrasse 1804 stand der Brunnen im Wege. Der Brunnen konnte in die abgerundete Strassenecke versetzt werden. 1810 wurde das völlig erneuerte, kleiner gehaltene Becken nahe am Muheimschen Garten neu aufgerichtet. 1933 erstellte Bildhauer Eugen Püntener eine Kopie von Brunnenstock und Figur. Das Original kam ins Historische Museum Uri. Wegen der Verkehrserfordernisse wurde der Brunnen 1948 abgebrochen und magaziniert. 1981 kam die Figur von Püntener auf den neu erstellten Brunnen beim Kirchplatz.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 97; Foto StAUR Slg Bilddokumente 111.29-BI-1560.


   


St. Josef-Brunnen
Altdorf
Brunnen  / Dorfbrunnen
1591 errichtet. Der Brunnen wurde anfänglich zumeist „Brunnen im Saal“ (alte Bezeichnung der Örtlichkeit) genannt, manchmal auch „Brunnen beim Spital“ In diesem Zeitraum wurde der Name der Statue nie erwähnt, sie scheint eine Personifizierung dargestellt zu haben, die in Altdorf keine besondere Popularität genoss. Nach 1706 wurde diese durch eine Figur des hl. Josef ersetzt, der im 18. Jahrhundert in der Innerschweiz einer der beliebtesten Heiligen war. 1757 Anbringung einer eisernen Kelle an Kette. 1949 wurde die Statue entfernt und durch eine Kopie von Bildhauer Alfons Magg, Zürich ersetzt (1951). Das Achteckbecken besteht aus Granit. An den Trogwänden befinden sich profilierte Rechteckfelder, in einem die Jahreszahl 1591, in den beidseits flankierenden ein Uristier. Dem Josephsbrunnen kommt unter den Altdorfer Brunnen besondere Bedeutung zu, weil er als Einziger weitgehend intakt am angestammten Standort steht.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 98 f.


   


Steinhaus mit Zinnengiebel
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Erster bekannter Eigentümer des Hauses war Jakob Müller, genannt Fölip. Er erhielt um 1560 vom Dorf die Auflagen, das Schüttsteinwasser in einem unter die Besetze verlegten Graben in den Dorfbach zu leiten und für den Mistplatz hinter seinem Haus eine Grube zu machen, damit nichts davon gegen die Hauptgasse rinne.
Das Steinhaus mit Zinnengiebel ist dreigeschossig und hat an der Hauptfront vier Fensterachsen. Im Dorfbrand 1799 wurde das Haus schwer beschädigt.

1628: Bezeichnung als Steinhaus.
1659: Erwähnung der drei Stallungen, samt Stöcklein (kleines Gebäude) hinter dem Haus und eines am Kapuzinerhügel gelegenen Gartens. Es gehörte Franz Burnot und seiner Frau Barbara Gruoner;
Um 1750: Inhaber ist Franz Joseph Kieliger;
1751: das Haus und die drei dazugehörenden Ställe, davon einer eingefallen, erwerben samt Höfli, Brunnen, Waschhaus und Gärten, der Chirurg Franz Antoni Roman und Frantz Joseph Gamma.
1780: Laut Ratsbeschluss muss Franz Anton Roman unter Kostenbeteiligung der Anstösser das Gässlein zwischen seinem Haus und dem «Löwen» (das so genannte Kronengässlein) putzen.
1785: steht das Haus etwas zurückgeschoben.
1796: Alt-Kirchenvogt Niklaus Zurfluh (Nachfolger von Franz Antoni Roman) und Joseph Gamma verkaufen die drei Ställe (einer eingefallen) an den «Schwarzen Löwen»-Wirt. Kurz danach geht der Hausanteil von Joseph Gamma an Zimmermeister Joseph Rauch über.

Literatur, Quellen: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 170; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Suworow-Haus (Haus Jauch)
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Das Haus wurde 1550 erbaut (Baudatum an der Eingangstür). Bauherr war Landammann Jakob II Arnold (genannt von Spiringen, verheiratet mit Barbara Türler, + 1579). Der Ausbau zog sich noch bis 1556 hin (Baudatum am Buffet der Täferstube).

1558 und 1559: Landammann Arnold erhält Scheibenschenkungen (BE, SH).
1579: Übernahme durch Sohn Heinrich IV Arnold, verheiratet mit Barbara Jauch.
1620: dessen Söhne, Landschreiber Hieronymus Arnold-von Beroldingen (+ 1632) und Josue Arnold-Wolleb (+ 1629, Pest), sind hier wohnhaft.
1632: die Liegenschaft wird von Landschreiber Burchard zum Brunnen (1602-1672) übernommen; Erbe an Sohn Leutnant Johann Karl zum Brunnen.
1699: dessen Tochter Maria Elisabeth (*1677) veräussert das Anwesen an Unterweibel Johann Antoni Truttmann-von Rechberg (später Landvogt, 1665-1716).
Nach 1717: die hoch belastete Liegenschaft gerät in Liquidation. Sie wird vom erstberechtigten Gläubiger, Johann Amporth, Wirt in Amsteg (aus dem Goms, + 1722), übernommen.
1722: der Sitz geht an seine einzige Tochter Maria Barbara (1696-1747), ab 1715 verheiratet mit dem Bildhauer Jodok Ritz (1697-1747, aus Selkingen, Goms).
1725: vertraglich geregelter Haustausch mit Landvogt Johann Sebastian Jauch (später Landammann, 1674-1731). Dieser übernimmt die mit 5200 Gulden hoch belastete Truttmannsche Liegenschaft und übergibt dem Bildhauer Jodok Ritz und seiner Frau das ihm gehörende ehemals Dr. Joh. Wipflische Haus mit Hofstatt und Gärten (Klostergasse 10 / Seilergasse). Jauch lässt die Dächer instand setzen. Er dürfte auch im Haus Verbesserungen getätigt haben. Das Anwesen hatte eine eigene Wasserleitung, die vom Bannwald herabgeführt wurde.
ab 1731: das Haus wird von Jauchs dritter Gemahlin Maria Kunigunde Stricker und den Kindern bewohnt; später übernimmt es sein Sohn Johann Josef Stefan Jauch-von Roll (später Landammann, 1724-1801).



1799: Das Haus bleibt vom Dorfbrand verschont.
Nach 1801: Die beiden Söhne Jauchs teilen sich die Liegenschaft: Zeugherr Joseph Maria Jauch-Lauener (1756-1823) und Pannerherr Emanuel Jauch (u.a. 1802 Gesandter zu Napoleon zur Entgegennahme der Mediationsakte, 1759-1805).
Es folgen die Söhne von Joseph Maria Jauch: Joseph Maria (1803-1866, verheiratet mit Elisabeth Arnold), Franz (Mitglied des Bundesgerichts, 1807-1867) und Stefan (1812-1873).
nach 1866: Umgestaltungen, Erneuerungen in der Prunkstube (Veränderung der «Gutsche», neuer Boden, Dekorationen an Decke) durch Statthalter Joseph Jauch (1832-1904) und seine Gemahlin Rosa Lauener (1832-1915, Enkelin der Glasmalerin Maria Anna Josepha Lauener-von Hospenthal).
1954: Aussenrenovation.
Ab 1999; umfassende Gesamtrestaurierung.

Literatur: Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 296 ff.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage; Foto: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf.


   


Tellbrunnen bei der "Metzg"
Altdorf
Brunnen  / Dorfbrunnen
1583 wird der Tellbrunnen anstelle eines alten erbaut. Da der Brunnen bei der „Metzg“ stand wurde er auch „Brunnen bei der Metzg“ genannt. Er stand dort, wo gemäss Legende Tell gestanden hatte, als er den Apfel vom Haupt seines an die Gerichtslinde gebundenen Sohnes schoss. Nachdem 1567 die Gerichtslinde verschwunden war, sollte wohl mit der Brunnenfigur zur Erinnerung an Tells Schuss dem Freiheitshelden ein Denkmal gesetzt werden. Die Brunnenfigur wurde mehrmals bemalt und restauriert. Der Brunnen hatte ein mehreckiges Becken. Auf der Brunnensäule stand Tell mit dunklem Bart. Seine Linke stützte er auf die Armbrust, in der ausgestreckten Rechten hielt er den Pfeil. Der Knabe war nicht mitverbildlicht, wie es der Örtlichkeit (Schussabgabe) entsprach. Der Brunnen wurde im Jahre 1784 abgebaut.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 94.


   


Unteres und Oberes Haus (Lehnhof)
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bürgerhaus
Im Lehnhof und im Lehn dürfte ursprünglich das Domizil eines in Altdorf und Umgebung begüterten Klosters gelegen haben. Der obere Teil des Lehnhofs enthält ein spätmittelalterliches Steinhaus, der untere Teil, der ins Lehn hineinragt, birgt Bauelemente aus der Zeit um 1500.
Urkundlich erwähnt wird die grosse Liegenschaft im 16. Jahrhundert. Damals standen hier zwei freistehende, besitzmässig getrennte Häuser: ein unteres und ein oberes, das an die Schächentalergasse grenzte.
Das untere Haus hatte einen eigenen Brunnen und war einer Brunnenleite von Privaten angeschlossen. 1596 wurde eine Beteiligung des neuen öffentlichen Lehnbrunnens an dieser Leite erlaubt. Das Gartengelände, an dem der Dorfbach vorbeifliesst, wird wohl gewerblich genutzt. Das Anwesen besass auch ein Wassergewerberecht.
Dem Lehnhof war die Pflicht überbunden, an Fronleichnam auf dem Lehn einen Altar aufzurichten und zu schmücken. Der Dorfbrand 1693 hinterliess am herrschaftlichen Sitz keine Schäden. 1674/75 werden das Ober und untere Haus zum Lehnhof vereinigt.

Unteres Haus
1359: Nach dem Auskauf der Klöster wird die grosse Wiese Allmend, der an der Schächentalergasse gelegene Hof, von einem begüterten Landmann erworben.
um 1530: Das untere Haus gehört Marti von Rugg. Bald hernach geht es in den Besitz von Hans Lusser (+ um 1579).
nach 1580: Lussers Sohn Johannes wechselt ins obere Haus. Das untere Haus erwirbt Statthalter Johann Jakob Troger (später Landammann, + 1607).
nach 1607: ein Sohn, Ritter Johann Wilhelm Troger (+ um 1626, später Commissar von Locarno) übernimmt das Haus; wohl Erweiterung gegen die Schächentalergasse.
um 1674/75: Johann Hermengild Schmid von Bellikon erwirbt das untere und obere Haus. Er fügt die beiden Häuser zu einem grossen Herrschaftssitz zusammen.

Oberes Haus
1571: erste schriftliche Erwähnung; im Besitze von Hauptmann Bartlime Kuon (+ 1580); Errichtung einer Zinnmauer;
nach 1580: die Erben Kuons veräussern die Liegenschaft an den Nachbarn Johannes Lusser, der seinen Wohnsitz vom unteren ins obere Haus verlegt.
1593: Auf der Kopie eines alten Gemäldes erscheint das frei stehende Haus dreigeschossig, in der Mitte der Front gegen die Schächentalergasse ein rundbogiges Eingangsportal.
1599: das Haus gehört dem Sohn Peter Lusser, dann Mr. Jacob Lusser.
ab 1632: verschiedene Besitzer;
um 1674/75: Johann Hermengild Schmid von Bellikon erwirbt das untere und obere Haus. Er fügt die beiden Häuser zu einem grossen Herrschaftssitz zusammen.

Bildausschnitt: «Der Uhr-alte Haubt Flecken Altorff, nach einem alten Gemähl vopiert von F. Xav. Triner 1593.» (HMU). Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 286-293.


   


Vorderhaus
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Das Haus, das vorn gegenüber «der Cronnen» (Gasthof Krone) lag, auf der einen Seite gegen Landammann Rolls Haus, auf der anderen Seite am Ankenwaagegässlein, gehörte 1631 Sebastian Zillier, der es noch 1641 besass.

Nach 1641: Übernahme durch Meister Hans Jakob Schärer;
Um 1670: nach dessen Hinschied gehört es einem Megnet, dann Katri Megnet,
1675: Fähnrich Meister Heinrich Zgraggen.
1752: das Haus besitzt Meister Johann Josef Gisler;
Ende des 18. Jh.: Das Haus steht im Besitz von Ratsherr Karl Anton Troger;
1799: Im Dorfbrand zerstört;
1801: fällt dem Spital als Gläubiger zu. Erwerb durch Karrer Franz Schillig. Er baut das Haus wieder auf; wohl auf den Erdgeschossumfassungsmauern des Vorgängers errichtet er die oberen Geschosse in Riegelwerk, er lässt dieses - an der Hauptstrasse ungewöhnlich - unverputzt. Der dreigeschossige Bau seht traufständig zur Strasse, hat fünf Fensterachsen und einen die Dachtraufe durchstossenden Quergiebel;
kurz vor 1865: bauliche Umgestaltung: Verputz des Riegelwerks, Ausstattung der Fenster mit spätklassizistischen Zierrahmen, neuer abgewalmter Dachstuhl.
1865: Erwerb durch Hauptmann Joseph Gisler-Uttinger.
Ab 1894: Domizil von dessen Sohn Dr. med. Karl Gisler-Lusser (1863-1940, Volkskundeforscher, Regierungsrat).
Um 1894: Schaufenstereinbau. Löwen-Drogerie.
1926/27: Besenwurfverputz.
1957: neuer Schaufensterumbau.
1999: Abbruch.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 180.


   


Wegkapelle zum Heiligen Kreuz
Altdorf
Kapellen  / Wegkapelle
Die Wegkapelle wurde anstelle eines Kreuzes mit Kruzifixus erbaut. Sie wurde 1561 erstmals schriftlich als Kapelle zum Heiligen Kreuz erwähnt. Sie stand, wie bei Wegkapellen üblich, an einer Strassengabelung. Die Kapelle gehörte nicht in die Zuständigkeit der Pfarrkirche, sondern des Dorfes. 1611 wurde sie durch einen Brand zerstört.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd I.1 S. 306; Bildnachweise: «Der Uhr-alte Haubt Flecken Altorff, nach einem alten Gemähl kopiert von F. Xav. Triner 1593.» (HMU).


   


Wirtschaft Zum Lämmlein
Altdorf
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
1575 erstmals erwähnt. Das Haus Lämmlein besass eine Backgerechtigkeit (Erlaubnis). Das Haus wurde stets als Haus mit Pfisterei (Verbindung zwischen Mühle und Bäckerei) bezeichnet. Das Wirtshaus besass kein Tavernenrecht (eingetragenes Recht auf Grundstück). Es grenzte nebst der Ankenwaage an das Wirtshaus Zum Moren. Der ehemalige Standort befindet sich im Eingang der Bahnhofstrasse in die Tellsgasse

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 52 und 392, Anm. 178; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Wirtschaft Zum weissen Rössli
Altdorf
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
1563 erstmals erwähnt. Die Liegenschaft hatte einen eigenen Brunnen als Teilhaber der privaten „Lumpenleite“. Spätestens ab 1737 Wirtschaft Zum weissen Rössli. Im Dorfbrand 1799 wurden alle Häuser dieser Platzseite zerstört und nur mehr eines wieder aufgebaut.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 202 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Wirtshaus zum Ochsen
Altdorf
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
Das Haus stand an exponierter Lage am oberen Ende des Gassenmarkts. Im Haus befand sich eine Wirtschaft und wohl auch ein Verkaufslokal.
1785 erscheint das Eckgebäude als schlankes viergeschossiges Haus (das stärker in den Strassen- raum hineinragt als das gegenüberliegende Haus Rathausplatz 5 / Ecke Schützengasse), daneben steht ein kleineres Gebäude («Altorff der Haubt-Flecken im Canton Ury - 1785, Carl Aloys Triner ad Nat. pinx.»).



Im Dorfbrand 1799 wurde die Liegenschaft zerstört.

1575: Erstmalige schriftlich Erwähnung, wohl im Besitz von Marti Lusser; es geht danach an Landvogt Sebastian Baldegger über;
1585: Gesuch um Fensterschenkung für «neues, sehr köstliches Haus»;
1606: tritt als Eigentümer dessen Sohn, Landesfähnrich Walter Baldegger (+ 1634); Vater und Sohn scheinen das Haus gemeinsam zu bewohnen;
spätestens vor 1693: Übergang der Liegenschaft ins Eigentum der Familie von Rechberg;
1693: das Haus wird im zweiten Altdorfer Dorfbrand betroffen; Franz Wilhelm von Rechberg (+ 1704) stellt es im selben Jahr wieder her, im Spätherbst kommt es bereits unter Dach.
1713: Besitzerin ist die Witwe Rechbergs; Übergänge innerhalb der Verwandtschaft;
1774: Verkauf des mit zwei Ställen und einem Garten mit Gartenhaus an Josef Anton Hartmann. Auf der Liegenschaft stehen zwei Haustrakte. Hartmann behielt das Eckhaus, errichtet hier einen Neubau.
1785: Verkauf des anschliessenden Haustrakts (mit Feuergerechtigkeit);
1790: Bäckermeister Maximus Gisler erwirbt einen Teil des der Familie Planzer gehörenden Haustrakts.
1799: die Liegenschaft wird beim Dorfbrand zerstört. .

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 217 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Wohnsitz der Familie Imhof von Blumenfeld
Altdorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus / Geschäftshaus
Ältester bekannter Wohnsitz der Familie Imhof von Blumenfeld. Erstmals erwähnt wurden «Haus und Hofstatt» um 1535 im Besitz von Caspar Imhof (später Landammann, 1513-1562). Vor 1549 belegte er sein Haus mit einer Zinspflicht von jährlich 6 Ellen Grautuch den «Armen Leuten». Dieses Imhofsche Haus wurde als «das grosse Haus» bezeichnet. Nach Caspar Imhof übernahm sein Sohn Walter II (Landammann, 1548-1611) die Liegenschaft, dann dessen Sohn Walter (+ 1653, Landammann). Ihm gewährte die Dorfgemeinde nach 1622 eine Röhre Wasser vom Brunnen vor der «Metzg» (Tellbrunnen). Seit 1638 konnte die Zinspflicht von Grautuch auch in Geld entrichtet werden (pro Elle 30 Schilling).

Nach 1653: Landvogt Franz Emanuel Imhof bewohnt das Haus, später seine Erben, wohl Landvogt Emanuel Josef Imhof (1662-1710).
Vor 1757: Landschreiber Josef Anton Schmid von Ury besitzt das Anwesen.
1757: Verkauf an Franz Leonz Rämy (1719-1793, Chirurg und Apotheker), als Belastung werden 4 Ellen Grautuch genannt.
1785: Das Haus ist ein lang gestreckter Bau, deutlich niedriger als das Nebengebäude, mit einem Bauabstand zum dorfseitigen Nachbarn («Drei Könige»);
1799: Im Dorfbrand wird es schwer beschädigt.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 179; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Zeughaus am Schiessbüttenplatz
Altdorf
Militärgebäude, Militäranlagen  / Zeughäuser
Das Zeughaus wurde 1567 erbaut. 1608 hatte der Zeugmeister das Pulver „zuoberst“ ins alte Zeughaus zu bringen und dann dafür zu sorgen, dass es „zuoberst im neuen Zeughaus“ in ein noch bereitzustellendes Gemach kam. Vermutlich wird es sich beim neuen Zeughaus um einen Anbau an das alte gehandelt haben. Das Zeughaus war eines der öffentlichen Gebäude in Altdorf. Das Gebäude hatte einen gewölbten Keller (Teilunterkellerung). Im Erdgeschoss befand sich der Stucksaal (Geschütze), daneben der Trosssaal (Wagen, Lafetten) und ein Kämmerlein. Die beiden Obergeschosse enthielten den Musketensaal, in dem auch Schlachtschwerter, Säbel und Degen aufbewahrt wurden. Hier war auch ein alter Degen, mit hölzernem Gefäss, von Oberstwachtmeister Johann Jakob Püntener (Verfasser des Dorfbüchleins +1709) deponiert, der Walter Fürst gehört haben soll. Daneben Trommeln, darunter eine bemalte, sowie die in Schlachten erbeuteten Fahnen und Standarten (u.a. von Österreich, Burgund und von Obersiebental aus der Schlacht von Villmergen). Alles war in einem im Zeughaus liegenden Buch verzeichnet. Hier soll auch ein „altes samtnes Käplin“ deponiert gewesen sein, das Zwingl in der Schlacht von Kappel 1531 getragen haben soll. Der Harnischsaal enthielt zahlreiche Harnische und Harnischteile, auch Herrenharnische, deponiert von den Familien Bessler, Tanner und Zwyer von Evibach. Weiter befand sich hier eine grosse Zahl von Beckenhauben. Im Spiesssaal waren Spiesse, Hellebarden, Mordäxte und Morgensterne besammelt. Um 1750 verlegte man diesen ins Dachgeschoss, wo vordem das Pulver aufbewahrt worden war. Daneben gab es eine Trosskammer, eine Luntenkammer, Turmkammer, eine Holzprovisorkammer, sodann eine Stube, in der ein "Abriss" der Belagerung von Rapperswil hing. In der Nebenstube bewahrte man Instrumente zum Münzen und Prägen und eine Goldwaage in einem Gehäuse. Erwähnt werden weiter Küche, Gänge und Stiegen. Das Inventar 1761 verzeichnet auch die beim Leventineraufstand (1755) konfiszierten Gewehre und zwei Pistolen von dessen enthauptetem Rädelsführer Orsi. Schliesslich lagerte hier noch ein Hirschfänger, der Wilhelm Tell gehört haben soll. Das Inventar von 1790 nennt zwei Kanonen mit Datum 1530 und 1596. In der Franzosenzeit, im September 1798, wurde das Zeughaus entleert, Geschütze, Gewehre und Munition nach Luzern überführt. Im Herbst dieses Jahres Umbau in eine Kaserne, vorab im 2. Stock, unter Leitung von Statthalter Aloys Müller. Im Dorfbrand von 1799 wurde das Zeughaus samt der neuen Kaserneneinrichtung und der Beutefahnen zerstört. Der Schaden betrug 7000 Gulden. Die wenigen geretteten Bestände wurden ins Kornhaus (Kollegium) verbracht, das fortan als Zeughaus diente.
Das Zeughaus bildete die südliche Seitenfront des Schiesshüttenplatzes. Seine Rückfront grenzte direkt an das Eselmätteli, das sich (bis 1898) an den Schiesshüttenplatz erstreckte. Es war ein lang gestrecktes, stattliches dreigeschossiges Gebäude mit Satteldach, die Eingänge an den Giebelfronten. Rückseits war ihm ein kräftiger Turm mit Zwiebelhaube angefügt.
1817 wurden im alten Zeughaus schadhafte Mauern abgebrochen. Die Ruinen standen noch bis ins Frühjahr 1835. 1867 wurde auf dem Areal von Karl Emanuel Müller das Kantonsspital errichtet.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 86 f.; Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Zweiter Tellbrunnen
Altdorf
Brunnen  / Dorfbrunnen
Das Steinmaterial für den Brunnen stammt von Granitfindlingen an der Tellsplatte. An die Kosten von 788 Gulden leistete das Land die Hälfte. Das Dorf konnte seinen Anteil aus dem Verkauf von Bannwaldbuchen bestreiten. Die Brunnenstatuen, Tell mit Sohn, kamen erst 1786 auf die Brunnensäule. Sie wurden vollumfänglich vom Land bezahlt. Die farbige Fassung übernahm das Dorf. Der neue Tellbrunnen galt als Sehenswürdigkeit. 1861 wurde am Standort von Tells Apfelschuss ein Gips-Tell aufgestellt. Der Brunnentrog wurde redimensioniert und strassenabwärts versetzt. Die Brunnenfiguren wurden im Zeughaus magaziniert.
Der an der Tellsgasse an versetzter Stelle verbliebene Granittrog (1784) war achteckig, mit Volutenstützen an den Ecken. An den Wandseiten befanden sich Rechteckfelder; in einem war das Urner Wappen, in einem andern jenes von Altdorf. Der Stock, eine gebauchte Säule, war exzentrisch, am Beckenrand, aufgestellt. Trog und Stock wurden bei der Strassenverbreiterung von 1951 entfernt und sind nicht mehr erhalten.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd I.II S. 94 f.


   


Zweites Rathaus
Altdorf
Öffentliche Gebäude  / Rathaus
Um 1676/77 wurde das neue Rathaus in Stein erbaut. Allerdings scheint es kein vollständiger Neubau gewesen zu sein. Vermutlich sind die grundrisslichen Ausmasse beibehalten worden und bloss jene in Riegel oder Holz errichteten Mauern durch steinerne ersetzt worden. Wie sein Vorgängerbau hat es einen Stufengiebel. Im Rathausinnern gab es eine kleine Ratsstube mit Standesscheibenzyklus. Auf einem Tisch lagen Landbuch und Landesschwert.
Die Wände schmückten Darstellungen der Geschichte Wilhelm Tells sowie weitere Bilder aus der Schweizer Heldengeschichte sowie das Gemälde eines bestraften Meineids (Gerichtsbild). Als besondere Sehenswürdigkeit galten seit dem frühen 18. Jahrhundert zwei vorbildhafte, von Hand gemalte Landkarten, die eine mit Uri und der Leventina, die andere mit dem detailreich dargestellten Grenzverlauf zwischen Uri und Engelberg, wie er vertraglich festgelegt worden war. Im Rathaus befand sich auch die Wohnung des Grossweibels.
Im Dorfbrand von 1693 erlitt das Rathaus im Gegensatz zu seiner Nachbarschaft nur geringe Beschädigungen. 1736 wurde auf der Hinterseite gelegenes Land dazu erworben. 1775/76 wurde das Rathaus von oben bis unten repariert und neu geweisselt. Beim Dorfbrand vom 5. April 1799 erlitt das Rathaus Totalschaden. Erst im Februar 1803 wurden die einsturzgefährdeten Partien geschleift; weitere Teile des alten Rathauses beseitigte man erst unmittelbar vor Beginn der Neubauarbeiten im Juni 1805.

Gasser Helmi, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Bd I.II S. 17 f. Bildnachweis: Carl Aloys Triner, Umrissradierung (1785), in: HNBl UR 1899, Beilage.


   


Zwyerkapelle
Altdorf
Kapellen  / Wegkapelle
Die im Gebiet Magigen gelegene Kapelle stand ursprünglich auf einem sehr grossen Grundstück, das sich von der Attinghauserstrasse bis zur Ringligasse erstreckte. Spätestens seit 1596 befand sich dieses im Besitz von Caspar Romanus Bessler, dem Bauherrn der Beinhauskapelle. Offenbar angeregt durch diese Bauaufgabe liess er 1598/99 auf seinem Sitz in Magigen eine Kapelle erbauen und vom Meister des Beinhausaltars, Theobald Marti, einen Altar erstellen.

1607: Nach dem Tod des Stifters übernimmz dessen Sohn, Hauptmann Alexander Bessler, das Anwesen und Kapelle. 1612: Alexander Bessler gewährt den Klosterfrauen von Attinghausen während des Klosterneubaus Unterkunft in seinem Sitz «bei dem Capellin», in diesem hörten sie Messe. 1614: Alexander Bessler errichtet ein Glockentürmchen mit zwei Glocken, auf denen er, in pietätvoller Erinnerung an den Kapellenstifter, das Siegel seines Vaters anbringen lässt.
1622: neuer Altar, Friedrich Schröter malt ein grosses Altarblatt;
1648: Alexander Bessler ist bis zu seinem Tod Eigentümer. Da er zahlreiche Nachkommen hat, wird das Anwesen aufgeteilt. Erwerber ist Oberst Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach (+ 1661).
Um 1700: Den vorderen Teil mit der Kapelle, «die Zwyerische Matte», besitzt Oberst und Pannerherr Johann Carl Bessler von Wattingen, der in keinem Vewandtschaftsverhältnis zur Kapellenstifterfamilie steht, er ist mit Maria Anna von Beroldingen, der Enkelin von Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach, verheiratet.
seit 1700: die Kapelle wird als «Zwyerkapelle» bezeichnet; die Stiftsmessen werden vom Pfarrer von Attinghausen gelesen.



Karl Franz Lusser, Grosses Skizzenbuch, vor 1850 (StAUR LU GSB 243.01).

um 1850: neuer Dachreiter, Verschalung der Dachuntersicht, sehr wahrscheinlich auch neues Dach, zugleich werden die kleinen Giebelöffnungen gegen den Dachraum zu einem grossen Rundbogenfenster erweitert.



Zwyer-Kapelle um 1900 (Slg Bilddokumente 111.36-BI-1785).

1966: Renovation des Glockentürmchens.
1968: Durch Schenkung der Familie Ernst Arnold gelangt die Kapelle an die Kirchgemeinde Altdorf, welche auf dem dahinter liegenden Areal die Kirche Bruder Klaus erbauen lässt. Es erfolgt eine Restaurierung gemäss Richtlinien der Denkmalpflege.

Literatur: Gasser Helmi. Altdorf 1. Teil (Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Band I.I). Basel 2001, S. 256-259.


   


Frauenkloster Zu Allen Engeln
Attinghausen
Klöster  / Frauenkloster
(Angaben folgen)

   


Tellskapelle
Bauen
Kapellen  / Tellskapelle
(Angaben folgen)

   


Beigenkapelle
Bürglen
Kapellen  / Wegkapelle
(Angaben folgen)

   


Kapelle St. Antonius
Bürglen
Kapellen  / Wegkapelle
(Angaben folgen)

   


Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes
Bürglen
Kapellen  / Wallfahrtskapelle
(Angaben folgen)

   


Loretokapelle Simon von Judäa
Bürglen
Kapellen  / Wegkapelle
(Angaben folgen)

   


St.-Leonhard-Kapelle
Erstfeld
Kapellen  / Wegkapelle


   


Ehemaliges Hotel Zum Weissen Kreuz
Flüelen
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
HB 107

2018 Abgerissen und archäologisch untersucht Untersuchungen alter Balken im Hotel Weisses Kreuz liessen den Bau auf das Jahr 1608 datieren. Die unter dem Mauergeviert liegenden Fundamente wurden viel früher gebaut. Die ältesten Überreste stammen aus dem späten Mittelalter. Die Mauern dürften zwischen dem 13. bis 15. Jahrhundert entstanden sein.

um 1550: erstmalige Erwähnung, im Besitz von Hans Muheim.
1564: Wirtschaft «Zu den Heiligen drei Königen», seit dem späten 16. Jhdt. «Zum wysen erütz» bezeichnet, damaliger Besitzer ist Fähnrich Jakob im Hof;
ab 1599: Besitzer ist Sohn Andreas;
1618/19: Besitzerin ist dessen Witwe;
1624/25: Besitzer ist Martin Lusser;
1637/38: das Haus wird «alte Wirtschaft zum Wyssen Crytz» genannt;
1668-1678: Besitzer ist Johann Zwyssig;
ab 1688-1709 dessen Sohn Carl Hieronymus Zwyssig (+ 1709);
1709: Zoller Carl Anton Zwyssig, Sohn des Letztgenannten (+ 1721), und dann dessen Stiefbruder, Landvogt Franz Anton;
1719: erste bildliche Darstellung;
um 1760: Verkauf an Joseph Arnold (Löwenwirt in Altdorf); im Besitz von dessen Nachkommen bis 1898.
1857: Bauliche Umgestaltung unter Ferdinand Arnold, möglicherweise durch Baumeister Martin Gisler, Flüelen.
1901: Terrasse über ganze Hausfrontbreite;
1908: verandahafte Ausgestaltung der Terrasse; Bau der Dependance an der Hintergasse.
2018: Abbruch.

Beschrieb:
Höchst stattliches, mit Lauben versehenes Blockhaus. 1817 verfügt es über gemauertem Sockel über drei Vollgeschosse; Blockbau mit mittlerem Quergang wurde 1857 beibehalten, jedoch verkleidet und mit einer regelmässigen Befensterung versehen. Das Walmdach ist mit Zwerchgiebeln, die Hauptfront durch einen grösseren Giebel mit mansardhafter Schweifung und zierlichem Balkon ausgezeichnet. Zunächst bloss dreiachsige Terrasse, 1901 in ganzer Hauptfrontbreite durchgezogen, 1908 verandahaft ausgestaltet und gegen die Seitengasse erweitert. Im späteren 20. Jhdt. zum zweigeschossigen geschlossenen Vorbau ausgebildet.
Als einziger der renommierten Schiffländegasthöfe hat das «Weisse Kreuz» im Kern die alte Substanz (wohl 17. Jh.) und im Äusseren die anmutsvolle Erscheinung der Postkutschenzeit bewahrt.

Literatur: Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 166 ff.





Das Hotel Weisse Kreuz (Schweizerhof) im Jahre 2002. Foto: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf.



Nachfolgebaute des Hotels Weisses Kreuz (Foto: Rolf Gisler-Jauch Altdorf, 2021).


   


Alte Sust
Flüelen
Öffentliche Gebäude  / Sust
1309: Die Sust wird urkundlich erstmals erwähnt. Als Institution dürfte sie älter sein. Sust und Sustrecht scheinen mit dem Reichszoll verbunden gewesen zu sein. Mit Sicherheit sind sie im Besitz von Johann von Attinghausen.

Um 1371: Das Sustrecht befindet sich im Eigentum der Familie von Rudenz.
1374: Johann von Rudenz verkauft Anthonius zer Porte 7/9 der Sust und des Sustrechts zu Flüelen.
1399-1427: weitere Anteile von Zoll und wohl auch Sust und Sustrecht gelangen sukzessive an das Land.
1719: erste bildliche Überlieferung der Flüeler Sust. Sie hat bereits jenes bis ins 20. Jhdt. überlieferte Aussehen.

Die Sust gehörte zu den «obrigkeitlichen Gebäuden». Bauliche Ausgaben wurden vom Land bezahlt. Als Bauherr waltete der jeweilige Zoller von Flüelen. Da die Wareneinlagerung eine allseits intakte Gebäudeschale erforderte, sind Unterhaltsarbeiten häufig durchgeführt worden.

1798: Erstellung eines neuen Waaghauses.
1804: Mit dem Bau der grossen obrigkeitlichen Sust in Altdorf und der neuen Sust- und Passordnung geht die Bedeutung der Flüeler Sust stark zurück.
1850: Mit dem Wegfall des Zolls, büsst die Sust eine weitere wichtige Funktion ein; noch bis 1886 dient sie als Ohmgeldstätte.
1882: mit der Eröffnung der Gotthardbahn fällt die angestammte Aufgabe der Sust dahin. Sie dient noch als kantonales Salzmagazin.
1907: Die Sust wird versteigert und anschliessend abgebrochen.



Beschreibung:
Die alte Sust erhob sich anstelle des heutigen Vorbaus des Hotels Sternen und des anschliessenden Eckbereichs des Hotels Urnerhof, an der ehemaligen Schifflände. Die vordere Giebelseite war dem See zugekehrt. Die alte Sust wies eine Breite von etwa 20 m und eine Tiefe von etwa 15 m auf. Sie besass bloss ein Vollgeschoss aus Mauerung und einen hochragenden Giebel mit zwei ungewöhnlich hohen Geschossen. Die Hauptfront wies im Erdgeschoss grosse Tore mit hölzernen Umrahmungen auf. Zwischen dem ersten und zweiten Dachgeschoss befand sich ein grosses gemaltes Urner Wappen an der Fassade.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 112. Foto oben: Alte Sust in Flüelen, hinten rechts altes Schulhaus (Dr. Carl Gisler, StAUR Slg Bilddokumente 110.06-BI-556); Foto unten: Alte Sust mit altem Hotel Adler im Hintergrund (Dr. Carl Gisler, StAUR Slg Bilddokumente 110.06-BI-557).


   


Altes Pfarrhaus
Flüelen
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Pfarr- und Pfrundhaus
Das erste Pfrundhaus, das noch zur alten Kapelle gehört hatte, stand an der Hintergasse.

1686: Nach dem Kirchenbau wurde der Stall gegenüber der neuerbauten Kirche erworben, um dort einen Pfarrhof zu bauen.
1868: Beschluss zu tiefgreifender Umgestaltung, vertikale Funktionsteilung in Pfarr- und Schulhaus. Um eine stärkere Mauerbegradigung zu erreichen, wurde das zweite Obergeschoss abgebrochen und in Riegel neuerstellt, das Dachgeschoss mit einem Kniestock ausgebildet. Die Hauptfassade wurde in spätklassizistischer Weise straff axialsymmetrisch gestaltet.
1912: Nach dem Bau des neuen Pfarrhauses auf dem Gruonbühl alleinige Nutzung als Schulhaus.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 115; Abbildung: Tuschzeichnung von F.X. Triner, um 1785/90 (StAUR Slg Graphica 11.07-N-483).


   


Altes Schulhaus an der Hintergasse
Flüelen
Öffentliche Gebäude  / Schulhaus
Auf dem Areal an der Hintergasse standen noch 1859 ein «neues» (HB 152) und ein «altes» Schulhaus (HB 54). Das ältere Haus (ehemaliges Kaplaneihaus) stand direkt an der Gasse. Das neuere wurde diesem seewärts als Zwillingsbau angeschoben. es verfügte über eine untere und eine obere Schulstube.

Vor 1790: Bau des Schulhauses;
1810: neuer Ofen in der unteren Schulstube;
1814: neuer Ofen;
1823: Grosse Instandstellungs- und Erneuerungsarbeiten;
1836: Neueinrichtung der Schulstube; Ausstattung mit sechs Bildern;
1908/09: grösserer Um- und Ausbau.



Erste Hälfte des 20. Jhdt: Domizil der Gemeindebehörden. Dann diente das Gebäude noch als Materialmagazin für Vereine. Es wurde im Herbst 2006 abgerissen. Auf dem Terrain entstand eine Parkplatzanlage.

Beschrieb
Langgestreckter, viergeschossiger Steinbau, oberstes Geschoss wohl Riegel. Seewärtige Traufseite mit Quergiebel.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 116; Abbildung: Tuschzeichnung von F.X. Triner, um 1785/90 (StAUR Slg Graphica 11.07-N-483); Foto: Rolf Gisler-Jauch (um 2005).


   


Altes Schützenhaus
Flüelen
Sportanlagen  / Schiessplätze, Schiessstände
Ein Schützenhaus wird bereits 1748 erwähnt. 1766 ist seine Lage an dem von der Oberdorfstrasse bergwärts abzweigenden Schützengässli belegt. 1776 neuer Feuerstand. 1838 erfolgte eine Vergrösserung. Es ist ein eingeschossiger Blockbau auf Steinsockel, in der Schiesszone offen. Wurde wohl 1912 zu einem Schopf umgestaltet.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 116.


   


Burg Rudenz
Flüelen
Burganlage, Wohnturm  / Burg, Schloss
Ende des 15. Jahrhunderts erscheint der Turm bereits mit massigem Unter- und verjüngtem Oberbau. Bereits damals war der Oberbau des Sitzes mit einem kleinen, von Ziergiebeln umstandenen Pyramidendach bekrönt. Die Nahtstelle zwischen Unter- und Oberbau wurde von einem umlaufenden Pultdach überdeckt. Spätestens dieser Zeit gehören die nachträglich eingebrochenen breiten Fensteröffnungen des zweiten Obergeschosses an. Die Ummauerung wies gegen See und Dorfbach zwei Zinnen bewehrte Ecktürme auf, Richtung Altdorf stand zudem die Ruine eines grossen Torbaus. Die Burg war zu Beginn des 18. Jahrhunderts recht heruntergekommen. Johann Joachim Epp liess diese als Ganzjahreswohnsitz mit grossen Aufwendungen instand stellen. Der Oberbau erhielt seine heutige Kreuzgiebel-Gestalt.

In erneut ruinösem Zustand ging die Burg an den Landessäckelmeister und nachmaligen Landammann Joseph Maria Z'Graggen über. Dieser liess Konservierungsarbeiten durchführen. Die grossen Gräben zwischen Schloss und Dorfbach wurden mit «mehreren tausend Fuder Material» zugeschüttet.

1815: Im untersten Stock des Turms bringt Z'Graggen die erste Buchdruckerei in Uri unter, die zunächst von Xaver Brönner von Dillingen.
1822: Sohn Franz Xaver Brönner betreibt die Druckerei in der Burg Rudenz;
1839: Neuerstellung des Schlossgadens.
1844-1850: vollständiger Innenausbau. Sowohl die Befensterung wie auch teilweise die Raumaufteilung gehen auf diesen Umbau zurück. Der Balkon im dritten Obergeschoss wird auf alle vier Gebäudeseiten ausgedehnt und mit einem gusseisernen Geländer versehen. Neuerstellen des Schlossgadens. Neuanlegung des Gartens und Arrondierung des Umgeländes.
um 1860/70: Einbau eines grossen Salons mit Stukkaturen im dritten Obergeschoss;
1930: umfassende Instandsetzung und Sanierung. Über dem Hauseingang wurde eine sandsteinerne Wappentafel Z'Graggen eingefügt. Das Mauerwerk des eigentlichen Turmes weist keinen Verputz mehr auf.
seit 1958: die Gotthardstrasse führt dicht am Schloss vorbei, dabei wird die strassenwärtige Ecke beschnitten.
2000: An der offenen Dorfgemeinde wird dem Kauf der Liegenschaft Schlösschen Rudenz mit grossem Mehr zugestimmt. Im Obergeschoss befinden sich Wohnungen und im Keller die Rudenzbar der AS Diavoli Rossi.
2005: Der neu gestalte Park wird eröffnet.

Beschrieb:
Der Turm bildet ein dem Quadrat von etwa 12,40 X 14,20 m. Im Erdgeschoss weist er eine grosse Mauerstärke von durchschnittlich 2,50/2,60 m auf. Der Turm erreicht in den vollgemauerten drei Geschossen eine Höhe von etwa 9,35 m.
Im Innern Fehlen alte Zwischenmauern. Offenbar waren die Einbauten ursprünglich alle aus Holz. Wendeltreppe der Mauerstärke eingebaut. Grosser Wohnraum im zweiten Obergeschoss. Spätklassizistischer Kachelofen, blaue Füllkacheln. Im dritten Obergeschoss grosser Salon mit Stukkaturen. Mobiliarensemble um 1840/50; Ritterrüstung, 19.Jhdt. Fahne eines Schweizerregiments in ausländischen Diensten mit durchgehendem weissen Kreuz auf blauem Grund. Aus den Kreuzwinkeln drei einzelne Flammen rot-weiss-rot. 18. Jhdt.



Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd II S. 104 ff.; Fotos: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf (Aussenansicht, Rittersaal).


   


Ehemaliges Hotel Adler
Flüelen
 /
Das oberhalb der Sust liegende Haus wird wohl bereits 1371 genannt. Seine Lage in der Nähe zu Sust und Kapelle, der Name «Adler» (Evangelistenattribut) weisen auf ein hohes Alter der Wirtshausfunktion.

1547: das «an der Wöhren (Wehre = Schifflände) bey der Kapellen» gelegene Haus mit Garten gehört Melchior Keser; danach im Besitz von Azarius Ziegler;
um 1638-1651: im Besitz von Walthart Scherer;
ab 1640-1652: im Besitz von Hans Zebnet, der für sein Wirtshaus um Schild und Fenster nachsucht (Zeichen für Um- und Ausbau);
1647: der Name «Adler» ist überliefert;
um 1688: im Besitz von Hans Jacob Infanger;
vor 1750: Eigentümer ist Sebastian Heinrich Muheim;
1750: dessen Sohn Joh. Carl Hieronymus Muheim zinst ab der «Wirtschaft bey dem Adler»;
1802/03: im Besitz von Dorfvogt Muheim;
1821-1847: auf dem «Haus beim Adler» wirtet Joseph Heinrich Gisler;
1833: Erstellung einer Remise vor der Hauptfront;
1836: Erneuerungen im Haus, Bau eines neuen Dachstuhls;
1837: grössere Umbauten;
nach 1850: der «Adler» geht an Karl Franz Müller über.
1854: grosser Um- und Erweiterungsbau unter Sebastian Müller;
1900: Umgestaltung der Dachpartie.
1908: Abriss und grosser Neubau.

Beschrieb:
  1719 bis gegen 1800 war der Adler ein stattliches dreigeschossiges Steinhaus unter Satteldach mit dem Eingang im Erdgeschoss.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 128 f.


   


Gasthaus zum Sternen (Zollhaus)
Flüelen
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
Das Gebäude war einst das zur Sust gehörende Haus, in welchem der Beauftragte für die Beaufsichtigung und den Schutz der eingelagerten Güter Beauftragte wohnte. Wohl schon früh erhielt das Gebäude gleichzeitig eine Wirtshausfunktion. Möglicherweise handelt es sich um das grossdimensionierte Haus «Grosses Haus», das 1371 und 1374 genannten wird, an der Sust lag und zum Attinghausischen Erbe gehörte.
Die grosse Wirtschaft wurde des öftern verpachtet.

1610: Jakob Schilter ist in nachmittelalterlicher Zeit der erste bekannte Eigentümer des Hauses, das «einesteils an die Sust, sonst allenthalben an die Gasse und die Schifflände» stosse.
1706-1716: Hans Jacob Garbman zinsen;
ab 1717: Küfer Leontzi Schärer;
1731-1736: Xaver Püntener tritt als Eigentümer des «Hauses hinder der Sust» auf, hernach wieder Leontzi Schärer;
1767: Catharina Blaser ist Besitzerin;
um 1800: Besitzer ist Joachim Infanger, hernach dessen Erben.
1853: Landammann F. X. Z’Graggen erwirbt wohl das Haus.
1854: der Name «Sternen» taucht erstmals schriftlich auf. Möglicherweise hatte die Wirtschaft früher die Bezeichnung «Zollhaus» und wurde nach Abschaffung des Zolls umbenannt.
1872: Schiffsführer Jost Sigrist übernimmt die Führung der Wirtschaft.

Beschrieb:
Der alte Bau zeigte mit etwa 12 m breiter Giebelfront und gegen 15 m Gebäudetiefe ein beträchtliches Grundrissausmass. Über dem gemauerten Sockel Blockbau mit zwei Wohngeschossen. Die vordere Giebelfront war dem Sustplatz zugewendet. An der Trauffront der Hintergasse führte eine Freitreppe ins Haus. In zwei Räumen, wohl Stube und Stübli, waren Blockwände und Decken mit Malereien des 16. Jhdt. ausgeziert

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler, Band II, S.129 ff. Foto: Der alte «Sternen», das Zollhaus bei der Sust, wurde 1900 abgerissen (Foto links: StAUR 110.05-BI-633) und auf dem bestehenden Mauersockel mit Flachdach und Türmchen neu aufgebaut (Foto: Michael Aschwanden, um 1901; StAUR 110.05-BI-634).


   


Gasthof zum Ochsen
Flüelen
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
HB 95
An der Gabelstelle der Hintergasse. Im Jahre 2016 durchgeführte Bauuntersuchungen ergaben, dass der Ursprungsbau aus dem Jahre 1327 stammt. Bis anhin wurde aufgrund der Akten angenommen, dass er im 16. Jahrhundert erbaut worden ist. Damit ist der «Ochsen» in seinem Kern das älteste Holzhaus in Uri.

1327: Errichtung als Holzhaus (Bauuntersuchung 2016);
1546: Erstmalige Erwähnung; damaliger Besitzer ist Claus Buggli.
1595: Erstmalige Nennung des Namens «Wirtschaft zum Oxen».
1608-1612: Besitzer ist Martin Lusser; ersucht um Schild und Fenster in seine neue Herberge; wohl keine vollständige Neuerstellung;
um 1630: Hans und Heinrich Megnet Eigentümer;
um 1650: Eigentümer Johann Carl Trösch;
1678-1688: Eigentümer Landammann Carl Franz Schmid.
um 1700: Eigentümer Johann Carl Imhof;
1727: dessen Schwiegersohn Johann Joachim Epp.
1760: Umwandlung in einen Patriziersitz.
1760: Erwerb des «Ochsen» durch den Kreuzwirt, Landvogt Franz Anton Maria Zwyssig und seine Gemahlin Margaritha Pfyffer von Altishofen, Umwandlung in einen Patriziersitz.
1809: weitere Erneuerungen, insbesondere an der Rückfassade und am Keller an der Hintergasse.
um 1880 Umgestaltung der Fassaden. Dabei wird auch die Freitreppe an der Hintergasse zum Vorderhaus geschlagen.

Beschrieb:
Ursprünglich verfügte das Anwesen über einen stattlichen Umschwung, zu dem das Areal des Pfarrhauses gehörte. Kellerräume an der Hinter- oder Ochsengasse; breiter, bis zum See reichender Geländestreifen jenseits der Landstrasse. Mit gegen 15 m Giebelbreite und 21 m Gebäudetiefe ist es ein Haus von ungewöhnlich grossen Grundrissdimensionen. Weitestgehend in Mauerwerk. Hauptfront und seewärtige Traufseite sind geprägt von der regelmässigen Befensterung von 1880. Das hohe Erdgeschoss diente als Rossstall.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 124 ff.


   


Kapelle St. Jörgen
Flüelen
Kapellen  / Filialkirche
1360: Erwähnung einer geweihten Kapelle in Flüelen.
1479: Glocke wird angeschafft.
1503: Dorfleute von Flüelen und Wohltäter stiften der «sant Jergen Cappell» eine «ewige Messe».
1520: Einweihung durch Melchior Fattlin, den Konstanzer Weihbischof zu Ehren Mariens mit drei Altären.
1596: Kauf einer weiteren Glocke; Bau eines bescheidenen Turmes.
1605: Flüeler müssen an Sonn- und gewissen Feiertagen nicht mehr nach Altdorf zur Messe.
1619: Das Land steuert 60 Gulden an den Kirchenbau bei.
1623: Errichtung der Magnusbruderschaft.
Nach 1664: Abriss der Kapelle.
Kirchweihe: Georg (23. April) Quellen, Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler, Bd. 2, S. 79 f.


   


Kreuz- oder Schutzengelkapelle
Flüelen
Kapellen  / Wegkapelle
Sie stand an der Landstrasse nach Altdorf, auf dem Areal des Kreuzrieds an der Abzweigung des ehemaligen Strässchen zur Ziegelhütte.

1735: Bezeichnung Kreuzried ist belegt; Kreuz, dann kleiner steinerner Bildstock; enthielt einen Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes;
1863: zur bevorstehenden Eröffnung der Axenstrasse erhielt das Kapellchen eine Ölberggruppe.
1864: Neubau auf quadratischem Grundriss.
1958: beim Bau der Umfahrungsstrasse abgebrochen.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 103.


   


Pfarrkirche St. Georg und Nikolaus
Flüelen
Kirchen  / Pfarrkirche, katholisch
Baumeister: Maurermeister Anton Bu(r)tschert aus Feldkirch
Dachstuhl: Meister Hans Müller von Brunnen
Deckenmalereien: Joseph Ignaz Weiss (1758).

Im Zusammenhang mit den Bestrebungen zu Abkurung wurden auch Vorkehrungen für einen Neubau einer Pfarrkirche getroffen. Die Kirche grenzte mit ihrem kleinen Friedhofareal ursprünglich an den See. Die offizielle Benennung ist «St. Georg», die Bezeichnung «St. Georg und Nikolaus» tritt erst später auf.

1663: Die an neuem Standort errichtete Pfarrkirche ist «mit Taufstein, Tabernakel und Friedhof» bereits im Bau;
1664: Einweihung der neuen Kirche; für die Ausstattung wurde noch mehrere Jahre gearbeitet.
1670: Die Innenausstattung ist abgeschlossen.
1724: eine Orgel ist vorhanden.
1758: Innenrestaurierung.
1765: Erneuerung des Altars auf der Epistelseite, Umgestaltung zu einem St.-Josephs-Altar (bisher Martin).
1782: Renovierung des Kirchenäusseren und des Turms.
1783: Neuerrichtung des Marienaltars.
1785: neue Glocke.
1787: Anschaffung von Engelplastiken.
1799: schwere Beschädigungen an Gewölbe, Turm und Dach durch das Kanonenfeuer der Franzosen.
1806: Kauf einer weiteren Glocke.
1820: Neuanfertigung der Kirchenstühle und Ausbesserungen im Innern und am Äussern.
1821: der Glockenturm wird frisch verputzt, die Uhrtafeln erneuert und der Helm rot angestrichen.
1843: Renovation des Äusseren und des Turms.
1847/48: Innenrenovation.
1870: grosse Innenrenovation; vier neue Gemälden für die Seitenaltäre; die alte Josephsstatue vom Josephsaltar wird gänzlich entfernt und die Ankleidemuttergottes des Marienaltars nur noch an Marienfesttagen und Maiandachten aufgestellt; Neuausmalung der Fresken im Gewölbe (mit Ausnähme der Verkündigung am Chorbogen).

Die alte Pfarrkirche im Dorfkern wurde Ende des 19. Jahrhunderts für die wachsende Flüeler Bevölkerung zu klein. Nach der Eröffnung der Gotthardbahn im Jahre 1882 stand sie zudem vis-à-vis dem Bahnhof in lärmiger Umgebung. Die Lage des Friedhofs an der nahen Seelage war auch nicht ideal.

1897: neue Orgel (Friedrich Goll, Luzern).
1901: Beschluss zum Neubau einer Pfarrkirche.

Quellen, Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler, Bd. 2, S. 80 f.


   


Reichszollstätte
Flüelen
Öffentliche Gebäude  / Zollgebäude
Aus der Lage des Turms, seiner grossen Mauerstärke und der ihn einst umgebenden Gräben geht hervor, dass er als wehrhafte Anlage von einem hochadeligen Besitzer errichtet worden war, der somit die Gotthardstrasse kontrollieren konnte. Die ersten bekannten Besitzer der Burg sind Freiherr Johann von Attinghausen (+1358/59) und die Rudenz als dessen Erben, die Inhaber des Reichszolls von Flüelen. Der Name Rudenz ist dem Bau haften geblieben, vermutlich weil die Familie, im Gegensatz zu den Vorbesitzern, im Turm festen Wohnsitz hatte.

1369: älteste Erwähnung des Turms;
vor 1382: das Geschlecht von Rudenz erlischt.


   


Restaurant Linde (ehemals Italia)
Flüelen
Gasthäuser  / Dorfgaststätten und Hotels
HB 90

vor 1567: Das Haus gehört Heinrich Tribelhorn; von ihm erwirbt es der als Altdorfer Wirt (Gasthaus zum goldenen Kreuz) bekannte Hauptmann Hans Heinrich Erb, der wohl auch das Flüeler Haus als Wirtshaus (wohl «Wirtshaus zum Weissen Kreutz») führt;
1739: Franz Bugglin ist Eigentümer, verbleibt in Familienbesitz;
um 1863: unter Schreinermeister Joseph Ziegler spätklassizistische Umgestaltung, insbesondere der Fassade;
1932: Zufügung des Saals.

Beschrieb:
Das Haus ist im Kern ein über einem Steinsockel gewetteter, zur Strasse giebelständiger Holzbau, zumindest auf einer Seite mit Laube. An der Seitenfront ehemals Aussentreppe ins erste Obergeschoss, wo sich die alte Gaststube befand; Hinterhaus gemauert.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 133 f.


   


Spital
Flüelen
Spitäler  / Fremdenspital, Spittel
Das Spital für arme Durchreisende in Flüelen ging auf ein Vermächtnis von Landammann Peter a Pro (+ 1585) zurück. In der Folge erwarb man ein kleines Haus an der Schifflände, zwischen den Gasthöfen Adler und Weissem Kreuz, wohl ein bescheidenes Wirtshaus. Das Spital war schon im 17. Jhdt. wenig frequentiert.

1719: erstmals bildlich überliefert;
1811: Beschluss der Dorfgemeinde für Abbruch des Spitals;
1812: Abbruch des Spitals.

Beschrieb:
unansehnliches niedriges Blockhaus, die Giebelfront nicht gegen den See, sondern gegen das Gasthaus Adler gewendet. Zwei Wohngeschosse.

Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 116; Ausschnitt aus Fresko aus der Alten Tellskapelle (C.L. Püntener 1719)), das Spital befindet sich zwischen den Gasthäusern Adler und Weisses Kreuz..


   


Kapelle St. Karl
Hospental
 / Sakralgebäude, katholisch


   


Kapelle St. Nikolaus
Hospental
 / Sakralgebäude, katholisch


   


Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Hospental
Kirchen  / Pfarrkirche, katholisch
(Angaben folgen)

   


Kapelle Hl. Kreuz
Realp
Kapellen  / Filialkirche
1445: erste Erwähnung einer Kapelle;
1500: das Patronat Heiligkreuz wird anlässlich der Weihe nachgewiesen.
1591: Die Jahreszahl auf dem ehemaligen Schlussstein des Portals weist auf eine grundlegende Umgestaltung der Kapelle hin.
1621: Realp erhält einen eigenen Taufstein. In der spätgotischen Kapelle stehen drei Altäre.
1679: Renovation;
1744: die Seitenaltäre werden geweiht: Der rechte Seitenaltar zu Ehren des Josef und des Antonius von Padua, der linke zu Ehren der Jungfrau Maria und des Franziskus von Assisi. Im gleichen Jahr überlässt der Talrat den Realpern den alten St.-Antonius-Altar aus der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Andermatt.
1818 Glocke von Philipp Brandenberg.
1846: Die Altäre werden von Altarbauer Josef Maria Regli renoviert. In diesem Zusammenhang wird auch die Bemalung des Chorbogens aufgefrischt. Kurz nach dem Abschluss der Arbeiten stürzt das Gewölbe des Langhauses ein. Die renovierten Altäre blieben jedoch unversehrt.
1848: Die Kapelle übersteht den Dorfbrand vom 5. September unbeschadet.
1862: Die Empore im Chor wird abgebrochen und eine neue über dem Haupteingang, die «Oberkirche», errichtet. Die bisherige Orgel mit drei Registern erweist sich am neuen Standort als zu schwach. Es kann die alte Orgel aus Doppelschwand LU übernommen und durch den Orgelbauer Jakob Zimmermann aus Ebikon LU in Realp aufgerichtet werden. Er erweitert die fünf Register, um weitere zwei.
1881: Die Kapelle wird profaniert.

Beschrieb: Die Kapelle stand mit der Giebelseite zur Strasse mitten im Dorf zwischen den beiden Bauten des alten Pfrundhauses und des Pfarrhauses. An das gewölbte Langhaus war auf der Südseite ein dreiseitig geschlossenes Altarhaus angefügt. Das Dach war mit Schindeln gedeckt. Den Eingang auf der Nordseite bildete das 1591 datierte Spitzbogenportal, das heute mit einer Gedenktafel versehen am Schulhaus angebracht ist. Da Pfrund- und Pfarrhaus an die Kapelle gebaut waren, fehlten seitliche Fenster im Langhaus.Die Kapelle besass an der östlichen Chorschulter ein Türmchen mit Zifferblatt und Zwiebelhelm.

Literatur: Brunner Thomas, Kunstdenkmäler, Bd IV, S. 421 ff. Foto: StAUR Slg Bilddokumente 130.02-BI-9330 (P-165, Fotoarchiv Emil Goetz, Luzern).


   


Kapelle Josef
Realp
Kapellen  / Wegkapelle


   


Kapelle Maria in der Aegerten
Realp
 / Sakralgebäude, katholisch


   


Benediktinerinnenkloster St. Lazarus
Seedorf
Klöster  / Frauenkloster
Die alten, kleindimensionierten Bauten, die auch in ihrer räumlichen Organisation grosse Nachteile aufwiesen, vermochten dem angewachsenen Konvent nicht mehr zu genügen. Nach dem Amtsantritt von Äbtissin Caecilia Ursula Püntener, im Juni 1681, reifte der Entschluss zu einem Neubau, der wohl gefördert wurde vom neuen Visitator, dem baufreudigen Einsiedler Dekan Christoph von Schönau. Für die Ausführung des Vorhabens wurde von der Äbtissin und dem Konvent sowie von den verordneten Beiständen des Landes Uri als Bauherr Johann Jacob Scolar, damals Pfarrhelfer und Loreto-Kaplan in Bürglen, beigezogen, der seit 1682 mit grossem Erfolg als «Bauherr» die Pfarrkirche von Bürglen neuerbaute. Begonnen wurde mit dem neuen Ostflügelmit den beiden Eckbauten, der Ende 1684 im Rohbau fertiggestellt ist. Nach der Fertigstellung des Nordflügels konnte wegen völliger Erschöpfung der Geldmittel der Klosterneubau nicht weitergeführt werden. Die 1700 zur Äbtissin gewählte Maria Anna Eberlin liess 1701 eine neue Brunnenleite ins Kloster führen und im selben Jahr den Garten ergraben und einmauern. 1707 starb der Bauherr des Klosterneubaus Johann Jakob Scolar. In den beiden folgenden Jahren hielt sich Bruder Caspar Moosbrugger in Seedorf auf. 1712 Tausch des alten Kaplanenhauses gegen die näher gelegene Liegenschaft Mätteli. 1716 Verordnung von Nuntius Caracciolo, die Gebäulichkeit zur Einführung der vollkommenen Klausur entsprechend einzurichten. 1721, rund vierzig Jahre nach dem Beginn des Klosterneubaus wurde mit dem Bau des Westflügels seine Vollendung durch Äbtissin Maria Anna Eberlin in Angriff genommen. Als Bauherr trat Bruder Caspar Moosbrugger auf.

In den Jahren 1721 und 1722 erfolgte der Bau des Westflügels gemäss Plänen von Bruder Caspar Moosbrugger. Der Rohbau war im November 1721, die Arbeiten an der Innenausstattung dauerten bis 1724. Ein Jahr später wurde ein steinerner Brunnen aufgerichtet. 1735 Einrichtung einer Apotheke. 1768 Erneuerung des Brunnens und Brunnenstocks im Höflein, zu dem auch ein neues Standdach gegraben wurde. 1798/99, in der Franzosenzeit, wurde der Westflügel (Gasthaus) durch wechselnde militärische Besetzungen in Mitleidenschaft gezogen. Um 1850 Renovation der Zellen, 1855 Gestaltung des Innenhofs. Unter Äbtissin Gertrudis Käslin 1947 Eröffnung einer hauswirtschaftlichen Fortbildungsschule, Einrichtung der entsprechenden Lokalitäten (Nordflügel). Etappenweise Restaurierung der Klostergebäude unter Beteiligung von Bund und Kanton. Aussenrestaurierung 1958-1960; 1979/80 Instandstellung der West- und Nordfassaden (Aussenseite), 1979-1982 Restaurierung des Gästesaals im Westflügel und der Treppenhäuser. 1983 Abbruch des alten Ökonomietrakts, an dessen Stelle Neubau des Schultrakts. Im Jahr 2008 erfolgte eine umfassende Aussenrenovation im Hinblick auf das nachfolgende Jubiläumsjahr „ 450 Jahre Benediktinerinnenkloster Seedorf“.

Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd II S. 200 ff.


   


Kapelle St. Idda I
Seedorf
Kapellen  / Filialkirche
Bauen war eine Filiale von Seedorf. Eine Kapelle wurde 1360 erstmals genannt. Sie soll von Anbeginn neben Maria auch Idda als Patronin gehabt haben. Die Kapelle stand dicht am See, unweit des linksseitigen Mündungsbereichs des Bauerbachs, zwischen dem alten Schützenhaus und dem heutigen Pfarrhaus. Da sie nicht an der alten Landstrasse stand, sondern zuäusserst im Stad, dürfte sie ursprünglich ein Seeheiligtum dargestellt haben, vermutlich unmittelbar neben dem Ländeplatz. Der Ort war jedoch eine viel aufgesuchte Gnadenstätte. Die Kapelle war sehr klein, besass jedoch bereits einen geweihten Altar und eine Glocke. Um 1585 wurde die Kapelle vom Bauerbach zerstört.
Literatur: Helmi Gasser, Kunstdenkmäler, Band II, S. 324.


   


Kapelle St. Idda II
Seedorf
Kapellen  / Filialkirche
An derselben Stelle wurde die zerstörte Kapelle in grösseren Ausmasse neu erbaut. Maurermeister Bernhart Gielmasch aus Bignasco im Valle Maggia mauerte sie kostenlos auf und erhielt dafür das Landrecht. 1587 stellte Uri das Gesuch an die katholischen Stände um Scheiben in die neue Kapelle Bauen (Zug, Freiburg und Obwalden). Um 1635 wurde die Kapelle erneut vom Bauerbach mitgerissen.
Literatur: Helmi Gasser, Kunstdenkmäler, Band II, S. 324.


   


Kapelle St. Idda III
Seedorf
Kapellen  / Filialkirche
Die dritte Kapelle wurde nun an einem sichereren Ort, jedoch wiederum dicht am Ufer-Bereich neu aufgebaut und mit drei Altären und Gemälden ausgestattet. 1696 (Kaplaneistiftung) schenkte das Kloster Fischingen, damals unter dem Urner Abt Franz Troger den nun notwendigen Tabernakel. 1749 erhielt der Kirchensprengel die Erlaubnis zur Aufrichtung eines Kreuzwegs und Anfertigung von Kreuzwegstationen. Nach der Erlangung der kirchlichen Selbständigkeit (1802) vermochte die bisherige, bescheidene Kapelle nicht mehr zu genügen und wurde 1812 abgebrochen.
Die dritte Kapelle besass im Chorbereich einen bescheidenen Turm sowie eine Sakristei. Sie hatte drei Altäre, der 1759 barockisierte Choraltar war, wohl in Anlehnung an das Iddagrab in Fischingen, mit einer Iddastatue mit ruhendem Hirsch ausgestattet. Die Kapelle besass eine grosse und eine kleine Glocke. Anlässlich der Restaurierung im Jahre 1985 wurden ihre Fundamente freigelegt.
Literatur: Helmi Gasser, Kunstdenkmäler, Band II, S. 324.


   


Kloster St. Lazarus
Seedorf
Klöster  / Frauenkloster
Die erste Klosteranlage des Benediktinerinnenklosters St. Lazarus bestand aus vier Gebäuden des ehemaligen Lazariterklosters: Kirche (1), Glockenturm (3), Nordflügel mit Kapitel, Abtei, Portenstube (3) sowie dem Westflügel mit Refektorium, Küche, Dormitorium der Kosttöchter (4). Dieser wurde 1618 das neu erbaute Zellenhaus angefügt. Die Konventbauten bestanden in rechtwinkliger Zuordnung aus einem West- und einem Nordflügel; gegen Osten war das Geviert bloss mit einer hohen Mauer geschlossen. Zwischen dieser und dem Kirchenchor stand ein Tor. Ein Kreuzgang fehlte. In den beiden Klosterflügeln befanden sich die bewohnten Räume in den Obergeschossen. Mit Ausnahme der neben der Kircheneingangsfront gelegenen «Portenstube» und Redzimmer dienten die Erdgeschossräumlichkeiten ökonomischen Zwecken. Im ersten Obergeschoss des Nordtrakts (ehemals unteres Lazariterhaus) lagen gegen die Strasse die Konventstube sowie ein langer Gang und rückseits die Küche. Auch im Konventbau hingen viele religiöse Gemälde. Der Westflügel setzte sich aus dem ehemaligen Lazariterspital zusammen, mit Pforte, Kapitelsaal, Äbtissinnen- und Gaststube und dem wohl zweistöckigen Zellenhaus von 1618.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd II S. 190 f.


   


Klosterkirche Benediktinerinnen
Seedorf
Kapellen  / Klosterkapelle
Die Benediktinerinnen übernahmen 1559 das alte «Kirchlein» der Lazariter. Wegen gänzlich fehlender Mittel wurden zunächst nur die notwendigsten Säuberungs- und Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Der Altar war bereits damals den «drei Heiligen Geschwistern Lazarus, Maria Magdalena und Martha» geweiht. Insbesondere der Einsiedler Visitator Pater Andreas Zwyer bemühte sich um eine Verbesserung der Ausstattung. Jakob Arnold, päpstlicher Gardehauptmann in Bologna und Bruder der ersten Urner Äbtissin, Katharina Arnold, liess bei Dionys Calvaert das Hochaltarbild, die Auferweckung des Lazarus, bestellen und schenkte dieses dem Kloster. Schenkungen anderer Urner Notabeln folgten. Aus neuen und alten Ausstattungsgegenständen wurde die Kirche neu hergerichtet und 1599 neu eingeweiht.
Nach 1600 erfolgten recht zahlreiche Messestiftungen und Schenkungen von Kirchenzubehör. 1609 und 1618 Anschaffungen von Glocken. 1626 Einführung der Rosenkranzbruderschaft. 1636 Aufstockung des Turms. Anstelle des Helms erhält dieser eine Kuppel. 1640 erhielt das Kloster eine verrostete Kirchenuhr geschenkt, die wiederhergerichtet und dem Turm eingefügt wurde. 1655 Erwerb einer Orgel. 1665 Translation der Katakombenheiligen Constantia. Mit der Zeit wurde das Kirchlein und auch die Nonnenempore zu klein und baufällig. 1695 brach man das Kirchlein im Rahmen des Neubaus der Klosteranlage ab, ein Jahr später erfolgte der Abbruch des Turms.
Der Bau war mit einer großen Tür und zwei kleineren versehen. Im westlichen Bereich befanden sich hochgelegene Fenster der Empore. Dort stand auch, nicht im Verband mit dem Kirchlein, ein niedriger Turm mit Haube. Der Chor hatte eine Tiefe von bloss wenigen Schritten und war vom Schiff durch ein hölzernes Gatter getrennt. Der mit drei Tritten ausgestattete grosse Hochaltar trug den Tabernakel. Dahinter befand sich in schön gefasstem Rahmen das große Bild der Auferweckung des Lazarus. Ihm zur Seite befanden sich zwei vergoldete Engel. Auf der Mensa standen zudem zwei Schemelchen, die man mit Tüchern bedeckte. An Festtagen verzierte man sie mit Rosenkränzen. Darauf stellte man zwei kleine Heiligenstatuen, eine Maria mit dem Kind auf dem Arm und eine Maria Magdalena mit einer hölzernen Büchse in der Hand. Zu Seiten des Hochaltars hingen je zwei Ölgemälde: St. Anna und St. Sebastian, Christus erscheint Magdalena als Gärtner, die Hl. Familie mit dem «Jesuskind auf dem Schäfli» und dem kleinen Johannes. An der linken Seitenmauer des Chors hingen zwei weitere Ölgemälde von gleicher Grösse: Unsere Liebe Frau, das Kindlein stillend, Unsere Liebe Frau mit dem weiss gekleideten Kindlein auf dem Schoss. An der andern Seitenwand befand sich das alte Sakramentshäuslein. Der Chor besass eine dekorative Ausmalung. Vor dem Altar standen drei Kistchen mit den Gebeinen der Lazariter. Im Schiff schmückte den rechtsseitigen Marienaltar das mit Vergoldung eingefasste Bild Maria in den Cherubinen. Auf dem Altar stand eine grosse, geschnittene Marienstatue. Der linksseitige Ursulaaltar zeigte ein ebenfalls mit Vergoldung eingefasstes Gemälde seiner Patronin. Auf dem Altar stand eine Statue der Grossmutter Anna. Die Antependien bestanden zumeist bloss aus kostbarem Stoff, nur vereinzelt mit Verzierungen.
In der Kirche hing sodann ein grosses Kreuz und ein kleines aus Ebenholz mit einem silbernen Christus sowie ein kupferner Weihwasserkessel. Die Wände des Kirchenschiffs enthielten möglicherweise einen Freskenzyklus aus dem Leben der drei hl. Geschwister. Die vom Kirchenschiff durch eine Treppe zugängliche Nonnenempore war verschliessbar. Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd II S. 186 f.


   


Klosterkirche Benediktinerinnen
Seedorf
Kapellen  / Klosterkapelle
Da 1687 die finanziellen Mittel des Klosters Seedorf erschöpft waren, war an eine Fortführung des Klosterneubaus und an einen Ersatz des viel zu klein gewordenen baufälligen Kirchleins nicht zu denken. Offensichtlich durch die Vermittlung von Johann Jakob Scolar erklärte sich der Pfarrhelfer von Beckenried, Kaspar Barmettler, bereit, mit dem zeit seines Lebens ersparten Geld, in Seedorf eine neue Klosterkirche ganz auf seine Kosten zu bauen.
Der Kirchenbau war in erster Linie die Angelegenheit des Stifters Barmettler. Die Rolle des Auftraggebers bei Handwerkerverträgen und Materialeinkauf übte er selber aus. Zahlreiche Baubesprechungen fanden bei ihm in Beckenried statt. Entscheide traf er stets in enger Zusammenarbeit mit Johann Jakob Scolar. Dieser widmete sich der Bauaufgabe in aussergewöhnlichem Massse, wegen der «Architektur» weilte er mindestens zwei Tage pro Woche, manchmal sogar länger, in Seedorf. Seine Bemühungen leistete er unentgeltlich. Als «Baumeisterin» stand Schwester Maria Anna Eberlin zur Seite. Ein Teil der Schwestern half am Kirchenbau aktiv mit. Sie führten Materialien, die mit dem Schiff nach Seedorf kamen, mit Pferden ins Kloster. Der Kirchenbau ging rasch voran.
1696 ist der Rohbau fertig erstellt. 1697 Anbringung der Deckenmalereien. Im März 1698 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Danach dürften die Altäre erstellt worden sein, den Hochaltar stiftete Bauherr Johann Jakob Scolar unter Wiederverwendung des Lazarusgemäldes des Vorgängers. Am 31. Oktober 1700 erfolgt die feierliche Einweihung der Klosterkirche. 1703 Lieferung der neuen Orgel, laut dem abgeänderten Vertrag eine völlig neue Orgel von 10 Registern für 500 Gulden und das Zinn der alten Orgel. Sie wies den für Josef Bossard charakteristisch markanten Mittelturm auf.

1733/34 Erstellen der beiden Altäre auf der Chorgalerie. 1737 Aufrichtung der Kreuzwegstationen; 1745 Privilegierung des Hochaltars als Benediktaltar; Erdbeben von 1774 und Franzoseneinfall (1799) zogen die Kirche in Mitleidenschaft; Die hohe Verschuldung des Klosters erlaubte Instandsetzungsmassnahmen lange Zeit nicht. 1854 Restauration. Instandstellung der Deckenmalereien durch Franz Bertle, zum Teil nach Entwürfen von Deschwanden. Als unbefriedigend erachtete man auch die Altäre. Verkauf der Nebenaltäre Gönner, Erstellen von neuen Altären sowie des Tabernakels durch Franz Bertle. 1881 neue Orgel. 1901 neue Glocke (Firma Rüetschi, Aarau). 1909/11 Innenrenovation zur Zweihundertjahrfeier der Herz-Jesu-Bruderschaft. 1918 Anschaffung einer neuen Glocke anstelle der alten, gesprungenen von 1618; 1931 Anschaffung einer weiteren Glocke (Firma Rüetschi, Aarau). 1964/66 Gesamtrestaurierung, Vergrösserung der Nonnenempore. Entfernen der Seitenaltäre, Neufassen der Galeriealtäre.

Die annähernd von Nord nach Süd ausgerichtete Kirche mit einer ursprünglichen Gesamtlänge von 31,5 m hat einen kreuzförmigen Grundriss. Sie setzt sich zusammen aus einem Langhaus und einem Sanktuarium. Die äussere Gestalt zeigt sich in querschiffartigen Kreuzarmen, Kuppel und Doppeltürmchen.
Das Kirchenschiff ist 18 m lang, rund 11 m breit und 11 m hoch. Die Raumorganisation wird geprägt durch die funktionell bedingte Zweigeschossigkeit: unten die Laien, oben die Nonnen. Die Nonnenempore - eine Fortführung der Seedorfer Tradition - nimmt die letzten 1 1/2 Joche des Langhauses ein, hierin auch eine vertikale Raumunterteilung herstellend. Von der Empore führen schmale Verbindungsgänge durch die Wandpfeilerzone zum Chorbereich. Die architektonische Struktur wird hervorgehoben und ausgeschmückt durch Stukkaturen und Deckengemälde.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Seegemeinden Bd II S. 207 ff.


   


Pfleghaus
Seedorf
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Wohnhaus xxxxxxxxxx
Spätestens 1748 erbaut als Wohnhaus. Im 19. Jahrhundert Umgestaltungen. 1886 neuer Dachstuhl. Um 1890 Pfleghaus. Weitere Reparaturen 1891 und 1897; Verrandeter Holzbau auf Steinsockel, traufständig an Strasse.

Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd II S. 266.


   


Turmruine von Seedorf
Seedorf
Burganlage, Wohnturm  / Burgruine


   


Beinhaus Seelisberg
Seelisberg
Kapellen  / Beinhaus, Friedhofkapelle
Ein Beinhaus hat in Seelisberg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts schon bestanden. 1913 anlässlich der Friedhoferweiterung wurde das Beinhaus abgebrochen.
Literatur Gasser Helmi, Die Seegemeinden, KDM II, S. 375 ff.


   


Naturdenkmal Rütli
Seelisberg
Gedenkstätte, Denkmal  / Gedenkstätten
Das Weisse Buch von Sarnen (um 1470/72 geschrieben) erwähnt am frühesten das «Rudli» als Ort der heimlichen Zusammenkunft der Verbündeten im Weissen Buch von Samen. In den nachfolgenden Schweizer Chroniken und Vierwaldstättersee-Beschreibungen ist es kontinuierlich als Stätte des Bundesschwurs überliefert. In späteren Jahrhunderten fand auf der Rütliwiese vereinzelt die Urschweizer Landsgemeinde statt.
Das Rütli war schon um 1300 ein landwirtschaftlich bebautes Gut, das vom Kirchendorf her erschlossen war. Die Liegenschaft besass zudem eine kleine Hafenanlage.
Im frühen 18. Jahrhundert wohnte mindestens ein Eremit auf dem Rütli. Die Landsgemeinde lehnte es jedoch 1704 einen Kapellenbau auf dem Rütli ab.
Der Schwurplatz auf einer kleinen Geländeterrasse blieb zunächst unverändert, die drei Quellen wurden in Tränktröge geleitet. Um 1810 wurde über ihnen einen Waschgaden errichtet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann der damalige Besitzer Pläne für einen Hotelbau umzusetzen. Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) kaufte die Liegenschaft und übergab sie der Eidgenossenschaft zu unveräusserlichem Eigentum. Die Verwaltung verblieb bei der SGG. Diese errichtete eine Rütlikommission, die seither den Auftrag hat, das Rütli als Naturdenkmal im ursprünglichen Zustand zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Danach wurden lnstandstellungsmassnahmen vorgenommen. Da der dunkle Waldsaum durch Holzschlag stark gelichtet war, wurde ein Aufforstungsplan erstellt. Insgesamt wurden 3‘021 Waldbäume und auf den Wiesen 77 Obstbäume gesetzt, an felsigen Stellen zahlreiche Gebüsche. Da bis anhin bloss ein Weg von der Ländestelle steil zum Schwurplatz führte, wurden die Wege neu gestaltet: Weg von der Schifflände zum Schwurplatz, von dort ein Rundgang um das Gelände, mit platzhafter Raststätte bei der grossen Wiese (Rütliwiese). Die drei Quellen wurden als naturhafte Grotte gestaltet. 1872/73 Anlegung eines Fußwegs vom Sonnenberg auf das Rütli.
Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd II S. S. 417 ff.


   


Schlösschen Beroldingen
Seelisberg
Burganlage, Wohnturm  / Burg, Schloss
Der «Ingen»-Name deutet auf alemannischen Ursprung. Ob im Mittelalter bereits ein Steinhaus bestand, scheint fraglich. Erstmals erwähnt wird «hus und hofstatt zu Beroldingen» um 1500. Josue von Beroldingen fügte dem Stammhaus der Familie 1545 eine Kapelle an. Josues Sohn Sebastian machte das «alte Stammhaus» mit seinen Gütern testamentarisch zum Fideikommiss. Der Ertrag sollte jeweils dem jüngsten, im Land wohnenden Sohn der Familie zufallen. 1599 liess er vor dem «Haus» einen Stockbrunnen errichten. Bis ins späte 18. Jahrhundert hatten hier stets Mitglieder der Familie festen, mit Güterbewirtschaftung verbundenen Wohnsitz. Bereits seit der Gründung des Fideikommisses kam den Bewohnern die Auflage zu, dem Pfründenkaplan bei Anwesenheit Wohnung und Verpflegung zur Verfügung zu stellen.
1671 stürzte der Turm zu einem grossen Teil ein und war nicht mehr bewohnbar. 1702 ergaben sich durch Sturmwind wiederum grosse Schäden. 1787 neuer Dachstuhl. Instandsetzungen 1829/30 belegt. 1910 Renovation unter Architekt P. Siegwart. Ausgestaltung der Kaplanenstube im zweiten Obergeschoss. Der Fideikommiss wurde bis 1966 durch die Familie Schmid von Uri verwaltet, seither durch den Kanton Uri.



Literatur: Gasser Helmi, KDM II, S. 410; Fotos: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf; Aschwanden Michael, Flüelen, um 1910 (StAUR Slg Bilddokumente 104.03-BI-36992).


   


Schlosskapelle Beroldingen
Seelisberg
Kapellen  / Hauskapelle
Das Messstiftungsvermächtnis Andreas von Beroldingens konnte dessen Sohn Josue trotz grosser Bemühungen nicht verwirklichen. Dies veranlasste ihn, mit jenem Vermächtnis und grosser eigener Mittel, am alten Stammsitz in Beroldingen im Jahr 1545 eine Kapelle zu erbauen. 1546 wurde die Kapelle durch den Konstanzer Bischof Johannes V. von Wetza geweiht zu Ehren von Christi Auferstehung und der Hl. Thomas und Laurentius. Die Kirchweihe wurde auf den Sonntag vor St. Michael festgesetzt. Die Kapelle erhält mehrere Ablassbriefe.
Um der kirchlichen Stiftung dauernde Bedeutung zu verleihen, wollte Josue sie mit einer Kaplaneipfründe versehen. Um 1548/49 holte er das Einverständnis des designierten Bischofs von Konstanz, Christoph Mezler von Feldkirch, ein. Er stellte auch ein beträchtliches Vermögen zur Verfügung und machte zudem für die Kapelle eine Ewig-Licht-Stiftung. 1561 wurde die Pfründe erstmals vergeben. 1583 erfolgte eine erste Kapelleninstandsetzung.
Beim Einsturz des Turmes von 1671 wurde auch die Kapelle beschädigt. 1681 Renovation. 1716 Anbringen eines Chorgitters anbringen. 1767 Anbringung der Herrschaftsempore.
Seit 1772 wurde jeweils ein Kreuzgang von Seelisberg nach Beroldingen abgehalten. 1799 Verwüstung und Plünderung des Kapellenschatzes durch die Franzosen. 1827 Ziegeldeckung. 1829 Renovation. 1911/12 Renovation durch Archichtekt Paul Siegwart, 1962 durch Architekt. 1962 Restaurierung durch Architekt H. Steiner. Letzter Kaplan der Beroldingerpfründe war der Urner Staatsarchivar Josef Wymann.
Der langrechteckige geostete Bau ist der Südseite des Schlösschens angebaut, steht jedoch mit diesem nicht in Mauerverband. Der Mauerkörper hat eine Pultdachabdeckung mit Viereckdachreiter und Spitzhelm entsteigt. Der kleine Saal wird durch Zungenmauern mit bescheidener Triumphbogenöffnung vom quadratischen Chor geschieden. Im Eingangsbereich Rokoko-Empore mit Verbindung zu den Wohnräumen. An der Decke des Schiffs Rokoko-Stukkaturen von ländlichem Reiz (gegen 1770).
Der Flügelaltar von 1618 zeigt Maria zwischen Katharina und Barbara, auf den Flügeln Petrus und Paulus sowie im Altaraufsatz die Auferstehung Christi.



Literatur: Gasser Helmi, KDM II, S. 410; Fotos: Rolf Gisler-Jauch, Altdorf; Aschwanden Michael, Flüelen, um 1910 (StAUR Slg Bilddokumente 104.03-BI-36993).


   


Wallfahrtskapelle Maria Sonnenberg
Seelisberg
Kapellen  / Wallfahrtskapelle
Ab 1626 tritt der Name «Capell im Wald», teils mit Zusatz «bin unser lieben frouwen» auf. Die Bezeichnung «Sonnenberg» scheint auf Pfarrer J. Huwyler, den Neuerbauer der Kapelle, zurückzugehen, wohl entstanden aus der Analogie Söwlisberg-Solisberg und weil die Kapelle am Ansatz jenes Teils von Seelisberg steht, der als «sonnenhalb» gilt. Die Benennung «Kapell im Wald» hat sich jedoch bis nach 1700 gehalten.

Im 16. Jahrhundert entdeckte ein Ziegen hütender Knabe im Wald ein Marienbild. Es wurde zunächst in einen Bildstock gestellt, hernach errichtete man ihm eine Kapelle. Die «Kapelle im Wald» gehört somit zu jenem verbreiteten Typus von Marienheiligtümern, die ihren Ursprung in einem an einem Baum im Wald gefundenen Bilde haben. Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jh. stand der Wallfahrtsort bei Gemeinde und Land in hohem Ansehen. Einen bedeutenden Grundstein für die auf die Marienfesttage ausgerichtete weitere Entfaltung der Wallfahrtsstätte legte um 1667 Johann Ziegler, Bauherr der dritten Kapelle, der auf die vier Hauptfeste Heimsuchung, Himmelfahrt, Geburt und Opferung je eine Jahrzeitmesse stiftete. Jungfrau Barbara Zwyssig vermachte ihr Wohnhaus sowie auch Geld und Hausrat, womit nun ein Sigristenhaus zur Verfügung stand. Seit 1782 war dem Seelisberger Pfarrhelfer die Betreuung der Kapelle überbunden.

Die erste Kapelle war aus Holz. Der Neubau einer zweiten, gemauerten Kapelle erfolgte um 1588/89 durch Hans Schwanett. Die Einweihung erfolgt im Jahre 1589. 1596 bekam die Kapelle eine kleine Glocke.

1697 erhielt die Kapelle ein Chorgitter. Die Kapelle hatte nur ein kleines Glöcklein. 1739/40 erfolgte, gleichzeitig wie in der Pfarrkirche, eine grössere Instandsetzung, die vor allem das Innere betraf. Im Zusammenhang mit dieser Renovation wurden zahlreiche Vergabungen zugunsten der Kapelle gemacht, wahrscheinlich hat man zu dieser Zeit auch eine zweite, grössere Glocke angeschafft.
Wohl wegen der zunehmenden Besucherzahlen wurde 1745 ein Vorschopf angebaut. 1746 wurde das Vorzeichen angemalt und dessen «Dachgewölbe» erstellt.
1820 erfolgte, wiederum gleichzeitig mit der Pfarrkirche, eine weitere Renovation. 1864 fand eine Innenneugestaltung statt. 1866 wurde die Kapelle mit Ziegeln gedeckt. 1891 Renovation des Kapellenturms.
1907 Aussenrenovation, die gemalten Fenstereinfassungen wurden wieder neuangebracht. 1915 Inneninstandstellung, veranlasst insbesondere durch den Zustand der Deschwanden-Wandmalereien, die wegen der schlechten Unterlage im Original nicht mehr zu retten waren. Auf neuer Verputzgrundlage wurden sie neu in Freskomalerei von Kunstmaler Joseph Heimgartner als Kopien wieder angebracht. Heimgartner restaurierte auch die Verkündigung Deschwandens am Chorbogen und die Deckengemälde, zudem malte er neue Stationentafeln.

Die Kapelle liegt über der zum Rütli steil abfallenden Fluh, am alten Verbindungsweg Kirchendorf-Seelibereich. Dieser zog an ihrer westlichen, mit drei Linden bestandenen Eingangsseite vorbei. Seitdem die neue Strasse Sonnenberg-Seelisberg (1872) unterhalb ihres Chors durchführt und grosse Hotelbauten sich erheben, hat die Kapelle ihre einst bestimmende Stellung verloren.
Die geostete Kapelle besteht aus einem langrechteckigen Saal und einem eingezogenen, dreiseits schliessenden Chor. Die etwa 14 m lange und 7 m breite Kapelle hat im Westen, wie bei Wallfahrtsstätten üblich, ein ansehnliches Vorzeichen.
Über Langhaus und Chor durchgehender First, über Chor viereckiger Dachreiter mit Spitzhelm. Gestreckt hochrechteckige Fenster. Über der Eingangstür mit befindet sich eine Barockkartusche mit der Inschrift: «Ich werd genandt der Sonnenberg / ein reicher Thron der Gnaden / Dem armen Sünder eine Herberg / Die Schlang hier nichts kann schaden».
Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 386 ff.


   


Kapelle Antonius von Padua
Silenen
Kapellen  / Wegkapelle
Für 1684 ist eine «Capelle uff Bristen» nachgewiesen. Es handelt sich um dieselbe, die zwei Jahre später als Kapelle auf dem «Dottenstrich» erwähnt wird.

1694: die Kapelle St. Antonius von Padua wird namentlich erwähnt.
1709: Anlegung eines Urbars und Rechnungsbuches.
1732: Stiftung einer Kapelle von Meister Franz Furger und seinen Nachbarn und neu errichtet.
1752: die Kapelle erhält eine Glocke aus Zug.

1783: Grundsteinlegung für die heutige Kapelle.
1814: Hängung einer neuen Glocke (Datierung am Jochbalken).
um 1838: ein Altar aus Bauen gelangt in die Kapelle.
um 1940: Innenrenovierung mit Neugestaltung des Altarbereichs.
2000: Aussenrenovierung.

Die Wegkapelle St. Antonius liegt im Weiler Schilt oberhalb der heutigen Strasse nach Bristen. Hier führte der Saumweg aus der Schlucht des Chärstelentales herauf. Der schlichte Bau steht giebelständig zur Strasse. Ausladendes Satteldach. Gitter aus durchgeschobenen Vierkantstäben aus Maderanereisen hergestellt sein. Offener Dachreiter mit sechsseitigem Helm.

Literatur: Brunner Thomas; Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Kanton Uri: Oberes Reusstal und Ursern, S. 119 f.


   


Kapelle Maria zum guten Rat
Silenen
Kapellen  / Filialkirche
1779: Erster Hinweis auf die Absicht, in Bristen eine Pfrund einzurichten;
1782: Fertigstellung der Kapelle Maria zum Guten Rat;
1783: Die Gemeinde beschliesst die Einrichtung einer Pfrund für die Kapelle «im Bränden» (1784 errichtet);
1790: An die Pfrund und ein Pfrundhaus gibt die Urner Obrigkeit 640 Gulden, verpflichtet dafür aber den Kaplan, Schule zu halten. Als erster Kaplan wirkt Josef Maria Curti; der Kaplan und Kapellenvogt Josef Maria Fedier stiften eine Glocke.
1807: Kapellenweihe;
1858: Taufrecht mit Taufstein;
1892: Einrichtung eines Friedhofs;
1893: Kauf einer Orgel aus Attinghausen;
1894: grosse Glocke (Grassmayr, Feldkirch).
1912: Abbruch.

Die alte Kapelle stand mit ihrer südlichen Hauptfassade zur Dorfstrasse gerichtet (Bereich des heutigen Friedhofs). Einschiffiges Langhaus und der dreiseitig geschlossene Chor unter einem steilen, geknickten Satteldach; Turm mit einem achteckigen Spitzhelm; eingeschossige Sakristei unter einem Quergiebel; die schmucklosen Langhauswände hatten je drei Rundbogenfenster.
Im Inneren führten zwei Treppen auf die Orgelempore. Die beiden Seitenaltäre standen leicht schräg am Chorbogen. Kanzel an der Westwand, Taufstein vor dem östlichen Seitenaltar.

Literatur: Brunner Thomas; Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Kanton Uri: Oberes Reusstal und Ursern, S. 123; Foto: StAUR Slg Bilddokumente 123.02-BI-59948 (Sammlung Ruedi Gisler-Pfrunder, Basel; Stereoskopie von Gabler A. und J., Interlaken, 1870)..


   


Kapelle St. Josef
Silenen
Kapellen  / Bergkapelle
Die Wegkapelle steht im Weiler Frentschenberg bergseits der «Kilchgass», dem alten Weg von Bristen zur Pfarrkirche in Silenen. Gemäss der Jahreszahl im Giebel wurde die Kapelle mit Satteldach und schlichtem Dachreiter 1668 erbaut. Schlichtes, enges Inneres wird von einem auf Konsolen ruhenden Stichkappengewölbe überzogen.



1796: Erlaubnis zum Messelesen auf einem mobilen Altar.
1801: Altarblatt mit einer naiven Darstellung einer Madonna mit Kind im Wolkenkranz. Das Obblatt des Altarblatts zeigt Josef mit dem Christuskind. Das Retabel ist mit ikonografisch eher ungewohnten Figuren bereichert: unten Antonius von Padua und Anna Selbdritt mit Maria und Christus auf dem Arm, oben eine Madonna und ein Schmerzensmann.
1806: Einsegnung der Kapelle.
1818: Altärchen (Jahrzahl im Antependium).
1917: Die private Kapelle wird von der Kirchgemeinde Bristen übernommen.
1989/90: Renovierung.

Literatur: Brunner Thomas; Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Kanton Uri: Oberes Reusstal und Ursern, S. 121 f.; Fotos: Fany Brühlmann, 2004; StAUR Slg Bilddokumente 123.01-BI-3397.


   


Schmelzhofen Hinterbristen
Silenen
Gewerbebetriebe  / Schmelzofen
Der Schmelzofen in Hinterbristen dürfte die in die Zeit der ersten überlieferten Bergbaukonzession von 1576 zurückreichen. 1657 findet sich auf der Schweizerkarte von Hans Conrad Gyger die Bezeichnung «Schmitten» im «Maderanerthal». Der Standort beim Zusammenfluss von Chärstelen- und Etzlibach stimmt einigermassen mit der Lage des heute noch vorhandenen, rekonstruierten Schmelzofens überein. Dieser liegt am Chärstelenbachs am Fuss des Wegs, der nach Golzern und weiter über Oberchäsern zum Abbaugebiet am Schwarz Stöckli, einem südlichen Ausläufer der Grossen Windgälle, führt. Beim Neubau des Schmelzofens 1727 wurden ältere Teile übernommen. Der Schmelzofen wurde 1762 bei einem Unwetter zerstört und nicht mehr hergestellt. Das Bauwerk bildet im Grundriss ein Quadrat von acht Metern Seitenlänge und besteht aus Mauerwerk. Der Ofen liegt heute bis zu drei Meter tief im umgebenden Bachschutt. Auf der Südseite befindet sich auf dem ursprünglichen Geländeniveau das freigelegte Brust- oder Abstichgewölbe. Das in gleicher Art gestaltete Formgewölbe zur Aufnahme des Blasebalgs auf der Nordseite wird heute von den Schuttmassen zur Hälfte verdeckt. Im Inneren des Ofens führt der kegelförmige Ofenschacht über dem runden Herd zum quadratischen Schornstein. Dessen ursprüngliche Höhe war nicht mehr festzustellen. Der Schmelzofen von Bristen gehört dem Typ nach zu den so genannten Flossöfen, deren Produkt aus flüssigem, hochgekohltem Roheisen bestand. Erstaunlich sind seine Dimensionen, die sich im 17.Jahrhundert sonst nicht im Alpenraum, sondern nur in England finden lassen.

   


Erste Tellskapelle am See
Sisikon
Kapellen  / Tellskapelle
Eine Kapelle soll 1388 erbaut worden sein. Die erste bekannte bildliche Darstellung der Tellskapelle enthält ein aus Luzern stammendes, um 1523 entstandenes Relief der Tellsgeschichte. Bedeutsam für die Kapelle wurde die Gründung der «Bruderschaft der Hoch Heylligsten Dreyfaltigkeit zue der Tällen Blatten genambt» im Jahre 1561, die zu einer Art Trägerschaft der Kapelle wurde. Sie beging von diesem Zeitpunkt an in der Kapelle ein Ewiges Jahrzeit, jeweils am Freitag nach der Auffahrt . Das Jahrzeit bestand aus drei gesungenen Ämtern, das erste zu Ehren der Dreifaltigkeit, das zweite zu Ehren Mariens, das letzte als «Sellen Ambt zum Trost und gedächtnuss Willhelm Tellen von Ury, Stauffachers von Schweytz undt Aerni aus dem Melch Thaal von Underwalden", als «ersten Anfängern» der Eidgenossenschaft, sowie aller, welche um des Vaterlands Willen gestorben sind, sowie aller altgläubigen wegen ihres Glaubens umgekommenen Katholiken. Die hohe Eintrittsgebühr von einer Goldkrone sollte für die Auslagen dieses Jahrzeits, jedoch auch zum Erhalt der Kapelle dienen. Die Kapelle wurde zu einer kirchlichen Gedenkstätte für die Ursprünge der Eidgenossenschaft erhoben. Auf der ältesten Darstellung wird die Kapelle (beim Tellssprung) als geosteter, die westliche Eingangsseite dem See zugekehrter, rechteckiger Bau mit Satteldach wiedergegeben.
Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler Altdorf Bd II S. S. 26 f.


   


Zweite Tellskapelle am See
Sisikon
Kapellen  / Tellskapelle
Im Zusammenhang mit den von der Bruderschaft für bauliche Zwecke geäufneten Mitteln wurde 1589 /90 die Tellskapelle erneuert, erweitert oder neugebaut. Die erweiterte oder neu errichtete Kapelle erhielt jene charakteristische, gegen den See in zwei Arkaden sich öffnende Gestalt mit Walmhut. Spätestens damals wurde erstmals ein Gemäldezyklus der Befreiungsgeschichte angebracht. 1601 erlitt die Kapelle Beschädigungen durch ein Erdbeben. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert wurde der Kapellenunterhalt vom Land Uri getragen. Im beginnenden 18. Jahrhundert waren die Wandmalereien der Befreiungsgeschichte von Wind und Wetter gänzlich verblichen. 1719 wurden die Wandmalereien durch Kunstmaler Carl Leonz Püntener erneuert.
1842 Ausbesserungsarbeiten. Der einsame, den Witterungseinflüssen ausgesetzte Standort des Monuments führte zu einer fortschreitenden Verwahrlosung der Kapelle. 1850/51 erfolgten erste Anregungen zur Renovation der Tellskapelle. Nach der Eröffnung der Axenstrasse (1865), welche die Kapelle nun auch von der Landseite her erschloss, stellte sich die Frage einer Restaurierung immer dringlicher.
Seit 1867 Dampfschiffhalt. 1868-1870 Besprechungen, Gutachten, Entwürfe zur Neuausmalung. Expertisen schlagen den Neubau vor. 1872 beschliesst der Landrat den Neubau. Wegen Streitigkeiten um das Wegrecht muss das Bauprojekt verschoben werden. 1876 fordert der Schweizerische Kunstverein einen Neubau der Tellskapelle. Unmittelbar nach der Ablösung des Freskenzyklus im Frühjahr 1879 wird die zweite Tellskapelle abgebrochen.
Die um 1589/90 wohl von Bernhard Gielmasch erweiterte oder neu errichtete Kapelle überdeckte in ihrem Grundriss das Naturdenkmal, die aus dem felsigen Steilabfall sich zungenhaft in den See schiebende Steinplatte, bereits vollumfänglich. Die Kapelle war für Besucher vom See her zugänglich. Das Türmchen sass nicht in Dachmitte. Die Rückwand war direkt in den Felsen hineingemauert, wie auch kleinere Partien der Seitenwände. Die 9,97 m breite und 5 ,83 m tiefe Kapelle war geostet mit der rückwärtigen Breitseite als Altarwand. Die seewärtige Breitseite öffnete sich in zwei Arkaden.


   


Beinhaus Spiringen
Spiringen
Kapellen  / Beinhaus, Friedhofkapelle
Ein Beinhaus ist erstmals in einer Notiz des 16.Jahrhunderts belegt. Um 1640 entstand ein Neubau, der 1642 von Weihbischof Johann Prassberg konsekriert wurde. Die Kapelle wurde unmittelbar südöstlich der Pfarrkirche errichtet. Das Beinhaus wurde gleichzeitig mit der Kirche 1950 abgebrochen, der wohl von Lukas Regli stammende Barockaltar von 1766 wurde in die neue Taufkapelle versetzt. Die ehemalige Totenglocke hängte man in den Dachreiter der Taufkapelle. 1990 baute Architekt Erwin Scheiber eine moderne Totenkapelle im Nordosten der Kirche.
Literatur: Sauter Marion, Schächental und unteres Reusstal, KDM III, S. 191.


   


Schutzhütte (Wegkapelle)
Unterschächen
Kapellen  / Wegkapelle
1717 wird erstmals eine Schutzhütte auf der auf der Klausenpasshöhe erwähnt. 1794 Renovation oder Umbau; Abbruch beim Strassenbau (um 1900).
Literatur: Sauter Marion; KDM III, S. 264.


   


Gabrielenhaus
Wassen
Wohnhaus / Geschäftshaus  / Bauernhaus
Verschindelter Blockbau unter Giebeldach; auf der Westseite ist dem Haus ein massives Mauerstück vorangestellt. Nach der Überlieferung soll es sich um den Teil eines ehemaligen Befestigungswerks handeln, möglich ist jedoch auch die Funktion einer Lawinen- oder eine Feuerschutzmauer. Das Gabrielenhaus dürfte aus der Zeit des Wiederaufbaus nach der Zerstörung des Weilers im Jahre 1779 stammen.

Foto: Fany Brühlmann, 2006; vgl. Brunner Thomas; Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Kanton Uri: Oberes Reusstal und Ursern, S. 232.


   

 
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Zeugen der Geschichte im Historischen Museum Uri.

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 5.1.2019